Sommerkonzert des Bayerischen Kammerorchesters: Der Cellist und die Flasche Wein
Autor: Steffen Standke
Staatsbad Brückenau, Montag, 18. Juli 2022
Einmal in einer Saison tritt das Bayerische Kammerorchester ohne seinen eigentlichen Dirigenten auf. So geschehen beim Sommerkonzert im König-Ludwig-I.-Saal. Dafür trat ein besonderes Paar in den Vordergrund.
Was ist wichtiger für ein Orchester: ein Dirigent oder ein dritter Streicher? Die überraschende Antwort beim Sommerkonzert des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau (BKO) lautete: Letzteres. Dahinter verbirgt sich eine Geschichte, die mit einer musikalischen Bearbeitung, einem Künstlerpaar und einer guten Flasche Wein zu tun hat.
Beethovens Sonate für Violine und Klavier Nr. 9 A-Dur opus 47: Sie bereitete BKO-Manager Pavol Tkac einiges Kopfzerbrechen. Denn - so berichtete er dem Publikum des Sommerkonzerts im König-Ludwig-I.-Saal - die Bearbeitung dieser sogenannten Kreutzer-Sonate für Violine und Streichorchester von Richard Tognetti erfordert eigentlich drei Cellisten. Ansonsten, so Tkac, müsse in der Bearbeitung einiges weggelassen werden - worunter der Hörgenuss leidet.
Nun ist das BKO in seiner Stammbesetzung eigentlich zu klein, kann nur zwei Cellisten aufbieten. Woher einen dritten nehmen, zumal das schmale Budget die Beschäftigung eines zusätzlichen Musikers nicht zuließ.
Der Mann als Begleitmusiker
Die Lösung hieß: Familienbande. Beim Sommerkonzert traten Sarah Christian und Maximilian Hornung als Solisten auf - sie an der Violine, er am Violoncello. Die beiden Augsburger sind privat ein Paar. Und so schilderte Tkac der Violin-Professorin an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart das Problem.
Diese sei dann selbst auf die Idee gekommen, ihren Mann als Begleitmusiker einzubinden. Der "Deal" - er ging wunderbar auf. Auch wenn die fällige Flasche guten Weins nicht billig war, wie Pavol Tkac zugab.
Und so saß Maximilian Hornung seiner Partnerin quasi "zur Seite", als diese den sehr anspruchsvollen Solopart bei der fast 40-minütigen Kreutzer-Sonate mit Leben erfüllte. Und zwar nicht nur durch ihr leidenschaftliche Spiel, sondern durch ihre charakteristische Mimik.
Vor der Pause hatte Hornung selbst als Solist bei Franz Schuberts "Arpeggione-Sonate" geglänzt, einem Werk, das sehr zart und melancholisch wirkt, aber auch tänzerische Elemente aufweist.