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Sinntalbahn: Die Skepsis überwiegt


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Montag, 02. Mai 2016

Hinter verschlossenen Türen trafen sich Landes- und Lokalpolitiker mit dem Geschäftsführer der Staudenbahn. Doch wirklich überzeugt ist niemand.
Da rollte sie noch: Dieses Bild entstand im Jahr 1998 bei einer Sonderfahrt. Der Personenverkehr wurde bereits 1988 eingestellt. 2002 folgte der Güterverkehr. Foto: Archiv Jürgen Lieb


Nichts Neues, sagt die Bürgermeisterin und ist fast ein bisschen genervt. Am Freitag stellte die Staudenbahn ihr Konzept vor. Noch einmal, betont Brigitte Meyerdierks (CSU). Den betroffenen Bürgermeistern sei das schon lange bekannt gewesen. "Der Region ist nicht geholfen. Wir werden unseren Kurs weiterverfolgen", stellt sie als Sprecherin der Brückenauer Rhönallianz klar. Sie will den Radweg. Und als Bürgermeisterin von Bad Brückenau will sie vor allem das Bahngelände, damit es bei der Stadtentwicklung weitergeht.


Zunächst für Güter- und Ausflugsverkehr

Er verstehe es ja, sagt Hubert Teichmann am Telefon in Bezug auf die Kritik der Bürgermeister. "Wenn man 20 Jahre lang Stillstand hatte..." Und dann erklärt der Geschäftsführer der Staudenbahn, was er am Freitag im Bad Brückenauer Rathaus bereits präsentierte. Teichmann möchte die Sinntalbahnreaktivieren, und zwar in zwei Schritten: Zunächst den Abschnitt von Jossa nach Bad Brückenau, anschließend das Teilstück von Bad Brückenau bis Wildflecken. Zwei Jahre setzt er für jeden der beiden Schritte an, gerechnet ab der Übernahme der Strecke von der Deutschen Bahn. Aktuell ist die Bahnstrecke zum Verkauf ausgeschrieben. Die Staudenbahn habe ihr Angebot deshalb aber nicht nachgebessert, sagt Teichmann. Ob und wann man die Strecke übernehmen könnte, sei völlig offen.

Die Strecke solle zunächst auf das Niveau von 2005 gebracht werden, als die Stilllegung erfolgte. Für Güter- und Ausflugsverkehr am Wochenende mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde sei das ausreichend. Langfristig aber denkt Teichmann an täglichen Personenverkehr: "Da muss man mehr tun, viel mehr." Über die Kosten sagt er nichts Konkretes - weder was die schrittweise Reaktivierung noch die Wiederherstellung für den regulären Bahnverkehr angeht. "Jede Summe, die wir jetzt nennen, ist völlig unseriös", begründet Teichmann. Es heißt, am Freitag sei eine Investitionssumme von 1,5 Millionen Euro genannt worden. Das bestätigt der Geschäftsführer nicht.


Staatssekretär Eck positioniert sich eindeutig

Bei aller Skepsis, die ihm entgegenschlägt, etwas Positives kann Teichmann dennoch dem Gespräch abgewinnen. Staatsminister Gerhard Eck (CSU) sei seinem Eindruck nach ergebnisoffen in das Treffen gegangen. "Er hat uns in Aussicht gestellt, prüfen zu lassen, ob die Bayerische Eisenbahngesellschaft eine Fahrgastprognose für die Sinntalbahn erstellen könnte", berichtet er. Natürlich trage die Staudenbahn die Kosten dafür.

Eck bestätigte diese Zusage gegenüber dieser Zeitung. Darüber hinaus aber positioniert er sich eindeutig: "Die Kommunen haben meine Unterstützung auf ihrem Weg zur Aufhebung der Strecke", stellt Eck klar. Die Initiative für das Treffen war vom Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner (CSU) ausgegangen. Das Konzept habe "wenig Tiefe", lautet sein Fazit. Auch Landrat Thomas Bold (CSU) zeigt sich ernüchtert. Die Pläne der Staudenbahn nennt er "nicht tragfähig". Und: "Aus Sicht der Region ist es natürlich schade, dass sich unser Vorhaben, einen Radweg zu bauen, derart verzögert." Er hoffe auf eine baldige Freistellung vom Bahnbetrieb.


Aus der Geschichte der Sinntalbahn: