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Sinntalbahn: Der Rückbau geht weiter


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Donnerstag, 09. Februar 2017

Während das Landratsamt Natruschutzfragen klärt, liebäugelt die Rhönallianz mit einem asphaltierten Radweg. Das Projekt würde dadurch deutlich teurer.
Freischnitt mit schwerem Gerät: Auf der Strecke zwischen Wernarz und Rupboden fallen Äste. Foto: Ulrike Müller


Als wären es Grashalme, so leicht knickt der Greifarm des Baggers Zweige und Äste ab und reißt kleine Bäume heraus, die zwischen den Schienen gewachsen sind. Der Rückbau der Sinntalbahn geht weiter. Länger als geplant dauerte die Pause, die der Winter den Arbeitern aufzwang, doch seit Mittwoch scheppert es wieder. Der Abschnitt zwischen Wernarz und Rupboden ist an der Reihe. Am ehemaligen Bahnhof Rupboden stapeln sich Schienen und Schwellen bereits.


Zeitfenster August und September

In gut beheizten Büros stapeln sich dagegen die Akten. Das artenschutzrechtliche Gutachten ist noch nicht abgeschlossen. Schlingnatter und Zauneidechse leben auf der Bahntrasse, bei Wernarz blüht der Wiesenknopf in unmittelbarer Nähe, der dazugehörige Ameisenbläuling ist nicht weit. "Und dann haben wir 17 Ameisenhaufen, die versetzt werden müssen", berichtet Thomas Schoenwald aus dem Landratsamt. Einzelne vertiefende Untersuchungen stehen noch aus. Klar ist schon jetzt: Der Bau des Radwegs kommt im Wesentlichen nur im August und September in Frage, um die Brut der Reptilien nicht zu zerstören.

Das heißt aber auch, dass sich der Bau des Radwegs vermutlich verzögern wird. Bisher hat Gleisrückbauer Timo Meißner nur die Erlaubnis, an der Oberfläche zu arbeiten. Das heißt, Wurzeln stecken immer noch im Boden. Der Schotter muss gebrochen und verdichtet werden. Die Abschnitte, die in Wasser- oder Heilquellenschutzgebieten liegen, werden asphaltiert. Nach aktuellem Stand der Planungen betrifft das insgesamt sechs Kilometer. "Es muss noch viel auf den Weg gebracht werden. Ich weiß nicht, wie weit die Kommunen sind", sagt Jürgen Dobler, Leiter der Tiefbauabteilung im Landratsamt.


Rhönallianz lässt Zahlen prüfen

Denn die vier betroffenen Gemeinden der Rhönallianz überlegen, einen durchgängig asphaltierten Radweg zu bauen. "Zurzeit werden die Zahlen geprüft", berichtet die Vorsitzende, Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU). Für die komplette Asphaltierung hatte das Landratsamt ursprünglich von Kosten zwischen 200.000 und 300.000 Euro pro Kilometer gesprochen. Dobler sagt nun, dass das Gleisrückbauunternehmen den Unterbau ja schon zur Verfügung stelle, so dass er von weniger als 100.000 Euro pro Kilometer ausgeht.

26 Kilometer lang ist die Strecke von Wildflecken bis zur hessischen Landesgrenze. Was für Fördermöglichkeiten es für den Radweg gibt, auch das lotet die Rhönallianz gerade aus. Die Kosten für Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz übernimmt der Landkreis, allerdings gilt das nur für die bisherigen Pläne eines Schotterwegs. Eine durchgehende Asphaltierung stellt einen größeren Eingriff in die Natur dar - mit demzufolge höherem Aufwand für ausgleichende Maßnahmen.

Bedauern äußert Meyerdierks darüber, dass die Schienen zwischen Stadt und Staatsbad bereits vollständig entfernt worden sind. Ursprünglich war für dieses Teilstück eine Draisinenstrecke im Gespräch. "Die Schienen waren nicht mehr brauchbar", erklärt Timo Meißner. Es sei aber möglich, im Nachhinein gut erhaltene Schienen zu verlegen - vorausgesetzt, die Stadt spricht sich für Draisinen aus.