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Sinnbrücke bei Wernarz: In kleinen Schritten voran


Autor: Steffen Standke

Wernarz, Freitag, 26. März 2021

Es kommt einem Durchbruch gleich: Die Bad Brückenauer Stadträte haben einen Grundsatzbeschluss zur Sinnbrücke bei Wernarz gefasst. Es war eine anstrengende Entscheidungsfindung.
Der Neubau der Sinnbrücke bei Wernarz wird teuer. Der Stadtrat fasste nun einen wichtigen Beschluss.


Autos fahren über die Sinnbrücke schon lange nicht mehr. Schier unmöglich, verengt doch eine Holzkonstruktion die marode Überfahrt. Sie ist sichtbares Zeichen, dass die Brücke erneuert werden muss. Und zwar zügig. Doch die Stadträte taten sich wegen der hohen Kosten erneut schwer. Immerhin entscheiden sie sich, für wen die künftige Brücke ausgerichtet sein wird.

2018 hatte der damalige Ortssprecher Heribert Jakobsche (PWG) den Neubau der Sinnbrücke gefordert. Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) forderte eine "grundsätzliche Meinung" zum "Dauerthema". Damals standen Kosten von 200 000 Euro für eine reine Fuß- und Radwegverbindung sowie 278 000 Euro für den Ausbau für Fahrzeuge bis 11,5 Tonnen Gewicht im Raum. Wegen hoher staatlicher Förderung war gar ein auf eine Gesamtlast von 60 Tonnen ausgelegter Neubau im Gespräch.

Drei Jahre später schien der Stadtrat kein Stück weiter. Nur die Kosten sind gestiegen. Und zwar heftig.

Olaf Schmidt vom Büro Federlein aus Salz bei Bad Neustadt stellte die Kosten für zwei Ausbauvarianten vor. Eine Straßenbrücke mit mindestens einem Mittelpfeiler und 5,50 Meter Breite (vier Meter Fahrbahnbreite) würde 692 000 Euro kosten. Sie wäre für eine Gesamtlast von 30 Tonnen ausgelegt; Pkw, landwirtschaftliche Fahrzeuge und sogar kleine Lkw dürften sie benutzen.

Dazu käme der Neubau der Richtung Wernarz vorgelagerten Brücke über den Mühlbach. Er schlägt mit 191 000 Euro zu Buche, sodass die Gesamtkosten bei 883 000 Euro liegen würden.

Als Alternative kommt laut Schmidt eine Stahlkonstruktion mit einem Mittelpfeiler sowie rutschfestem Gitterrostbelag und optionaler Spur für Hunde mit Riffelblech infrage. Die lichte Breite zwischen den Geländern würde drei Meter betragen. Die Brücke wäre für Fußgänger und Radfahrer reserviert; lediglich Sanitäts- und Rettungswagen dürften sie befahren, keine schweren Fahrzeuge.

Der Bau einer ähnlich belastbaren Mühlbachbrücke würde 114 000 Euro kosten. Die Gesamtkosten somit: 533 000 Euro.

Gewaltige Kosten für das Vorhaben

Die Reaktion im Stadtrat fiel ähnlich aus wie in vergangenen Sitzungen zum Thema. Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) nannte die Kosten "schon gewaltig für das, was wir vorhaben". Adelheid Zimmermann (FDP) sprach von einem "Riesenprogramm", Jürgen Pfister (PWG) von einer Prioritätenliste an Projekten, die der Stadtrat abzuarbeiten habe. Beide wunderten sich über die hohen Kosten. Im "alten" Stadtrat sei über 200 000 bis 400 000 Euro gesprochen worden.

In der Tat lagen die Beträge noch vor wenigen Jahren deutlich niedriger. "Die Kosten für Brückenbauten haben sich in den vergangenen vier Jahren um 30 Prozent erhöht", klärte Schmidt auf.

Aber auch die Situation bei den staatlichen Zuschüssen hat sich gewandelt, wie Kämmerin Julia Spahn ausführte.

So führte der Rhön-Sinntal-Radweg nicht mehr über die Sinnbrücke. Er wurde auf den Bahnradweg verlegt. Dadurch fallen einige mögliche Förderungen weg. Zum Beispiel die von 80 bis 90 Prozent aus dem Sonderprogramm "Stadt und Land" für eine Fuß-und Radwegbrücke. Oder die von maximal 200 000 Euro vom Amt für Ländliche Entwicklung für eine Straßenbrücke.

Logisch, dass die Stadträte nun begannen, nach Einsparungen zu suchen. Die Vorschläge gingen über das Weglassen des Mittelpfeilers, eine verringerte Brückenbreite, das Weglassen der Mühlbachbrücke bis zur Ausführung als Holz-und nicht als Stahlkonstruktion. Ein Stadtrat fragte sogar nach einer Verrohrung des Wildbachs Sinn. Zimmermann schlug vor, die bestehende Brücke in kleinen Teilen zu sanieren. Auch nach einer Beteiligung der Nachbargemeinde Zeitlofs wurde gefragt.

Thema richtig angehen

Doch einige Stadträte forderten auch, das Thema endlich anzugehen. Und zwar richtig. Robert Eder (PWG): "Wir sollten relativ zeitnah über die Brücke abstimmen. Jedes Jahr steigen exponentiell die Kosten." Die Kurstadt Bad Brückenau sei sich und ihren Gästen die Erneuerung schuldig. Jochen Vogel nannte die jetzige Sinnbrücke "unwürdig für Brückenau", auch wenn man sich an ihren Zustand gewöhnt habe.

Planer Olaf Schmidt gibt der Mühlbachbrücke noch mindestens fünf Jahre; bei der Sinnbrücke sei es dringlicher. Auf einen Zeitpunkt legte er sich nicht fest.

Vogel schlug einen Kompromiss vor, um voranzukommen: den Grundsatzbeschluss für eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke mit zwei Meter Breite. Dem schlossen sich alle Stadträte an.

Durch eine Verringerung der Breite zwischen den Geländern auf zwei Meter ließen sich eventuell Kosten sparen. Gebaut werden könnte laut Schmidt ab 2022 innerhalb einer Sommersaison zwischen Mai und Oktober.