Seltener Gast in der Rhön: Der Vogel mit der Maske
Autor: Julia Raab
Bad Brückenau, Montag, 11. Sept. 2017
Mit dem Winter kommen auch wieder seltene Vogelarten in die Region. Wer einen kleinen Vogel beobachten kann, der aussieht wie Zorro, hat großes Glück.
Die Lange Rhön bei Oberelsbach, nur einige Kilometer von uns entfernt, ist die Heimat von etwa sieben bis acht Raubwürger-Brutpaaren. Die kühle, höhergelegene und offene Landschaft bietet den Vögeln noch ideale Bedingungen. "Hier ist die letzte gesicherte Brutregion der Vögel in Bayern", sagt Torsten Kirchner, Biologe bei der Wildland Stiftung, über die stark bedrohte Vogelart.
Im Rahmen seiner Arbeit dokumentiert er jedes Jahr die seltenen Brutpaare. "Sturmereignisse und Kahlschlag nutzt der Vogel gerne, denn er sitzt bei der Jagd auf einzelnen Bäumen und sucht die Umgebung nach Mäusen, Eidechsen und Insekten ab", sagt Kirchner über dessen Jagdverhalten. Dieses Landschaftsbild findet er hier hervorragend. Er könne auch Vogelrufe imitieren, um andere Vögel anzulocken und zu töten.
Intensive Landwirtschaft und Verbuschung
Seine Beute spießt der Raubwürger anschließend in Hecken und Büschen auf spitze Äste, um sie bei Gelegenheit zu verspeisen. Er besitzt große Reviere und hat gerne Nachbarn. "Wenn eine Population ausgestorben ist, ist es eher schwierig, dass wieder eine entsteht", meint der Biologe. Deshalb sei es wichtig, den Lebensraum zu erhalten und erweitern. Die intensive Landwirtschaft und Verbuschung widerspreche dem Lebensraum des Vogels. Sogar im Altlandkreis Bad Brückenau haben Vogelbeobachter und Förster mehrfach Raubwürger beobachtet. Es sind so genannte Überwinterter - also Vögel, die sich die Rhön als Winterquartier aussuchen, nicht aber hier brüten - oder durchziehende Vögel, die auf ihren Weg vom Norden in den Süden hier Rast machen.
Die Raubwürger, die in der Rhön zuhause sind, überwintern vorzugsweise in Südeuropa, manchmal ziehen sie auch bis Nordafrika. "Wahrscheinlich ist, dass die beobachteten Vögel Nördliche Raubwürger sind", sagt Roland Lehnhard von der Unteren Naturschutzbehörde in Bad Kissingen. Er ist sich sicher, dass die wenigen heimischen Raubwürger "die Verlierer des Klimawandels sind". Denn warme Gebiete mögen sie nicht.
Davon merkt Kirchner in der Langen Rhön noch nichts. Er sieht die Population hier als relativ stabil an. Auch in der Münchau bei Unterleichtersbach wurden schon Überwinterer gesichtet. Rainer Betz, ehemaliger Förster hat vor wenigen Jahren solche beobachten können. "Doch die brüten hier nicht, sondern fliegen im Frühjahr wieder zu ihren Brutrevieren nach Skandinavien zurück", sagt Betz. Vogelbeobachter können sich also auf einen spannenden Winter freuen.