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Selbst ist die Gemeinde - und wartet nicht länger


Autor: Stephanie Elm

Kothen, Freitag, 10. November 2017

Die Ortsdurchfahrt Kothen liegt bei der zuständigen Behörde erst mal auf Eis. Damit will sich der Bürgermeister nicht abfinden und ergreift die Initiative.
Von der Herrengasse aus ist die Staatsstraße in Kothen schwer einsehbar. Deshalb soll das "Zappls"- Haus weichen, wie Bürgermeister Vogel jetzt auf der örtlichen Bürgerversammlung informierte. Stephanie Elm


So langsam ist es zum Haare-Raufen. Nun sind für die nötige Sanierung der Ortsdurchfahrt endlich alle Anliegergespräche abgeschlossen, da hat jetzt der bisherige Ansprechpartner beim Staatlichen Bauamt in Schweinfurt, Matthias Wacker, das "OD-Kothen-Projekt" an einen Kollegen abgegeben. Rüdiger Köhler wird sich nach einer Einarbeitungszeit damit beschäftigen, doch ist sowohl Herr Köhler bereits im Landkreis Schweinfurt beschäftigt, als auch das Staatliche Bauamt personell unterbesetzt. "OD-Kothen" ist erst mal auf Eis gelegt. Erster Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) hat allerdings keine Lust mehr zu warten und nimmt die Zügel selbst in die Hand - zumindest, was einen Teilbereich der Ortsdurchfahrt angeht. Darüber informierte er in der jüngsten Bürgerversammlung in Kothen.

Die Gemeinde hat das "Zappls"-Haus gekauft. Es steht von der Herrengasse aus einer besseren Einsicht auf die Staatsstraße im Weg und muss weg. "Wir machen das in Rohform," kündigte Vogel an, "und warten nicht weiter auf das Staatliche Bauamt". Mit dem Erwerb des "Zappls"-Haus habe die Gemeinde schon "einen Fuß in der Tür". Das Gemeindeoberhaupt befürchtete, als kleine Gemeinde am Rande Bayerns "vergessen zu werden". Angeschrieben hatte er bereits Landrat Thomas Bold, Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner und Staatssekretär Gerhard Eck und hofft, "dass wir da wieder einsteigen könnten, wo wir schon waren." Die Planungen seien zu 90 Prozent bereits abgeschlossen gewesen. Nun hofft Vogel, nicht wieder "bei Null anfangen zu müssen".


Offen für einen Spielplatz

Der Erwerb des "Geiersch"-Anwesens wäre ebenfalls möglich. Aus den Reihen der Zuhörer wurde die Idee laut, einen neuen Bauplatz herzustellen und den einst angedachten Spielplatz auf diesem Areal zu errichten. Bürgermeister Vogel ist für diese Idee offen und will abklären, was realisierbar ist.

Die Tonnage der Auersbergbrücke wird erhöht. Da eine Förderung nur im Rahmen einer weiteren Umfeldgestaltung möglich ist, wird die Gemeinde hier aktiv. Die Altglascontainer werden verlegt, auf der anderen Seite der Brücke sollen in Richtung Sportheim ein Strand-Spielplatz, ein Aufenthaltsbereich und ein "Pflegeweg" entstehen. Das Areal für den "Pflegeweg" muss erst erworben werden. Der Bachverlauf soll im Brückenbereich begradigt werden, damit das Problem der Verlandung entschärft wird. Keine Einflussmöglichkeit habe die Gemeinde darauf, wer die Brücke überhaupt passieren dürfe. Ein Kothener hatte moniert: "Jetzt fahren schon Vier-Achser drüber!" Kosten durch die Traglasterhöhung kommen auf die Anwohner nicht zu.


Breitbandausbau läuft

Sowohl die Telekom, als auch HAB-Net wollen in Kothen den Breitbandausbau voranbringen. Bislang ist gerade der Ortsteil mit dem Hauptverteiler "am schlechtesten erschlossen", so Bürgermeister Vogel. Innerhalb von 24 Monaten kann nun die Telekom die Internet-Geschwindigkeit bis auf 100 Mbit erhöhen. HAB-Net darf innerhalb der nächsten sechs Monate mit der Vectoring-Methode ausbauen, ebenfalls bis zu 100 Mbit. Dass die Vectoring-Technik nicht zukunftsfähig sei, wurde von den Kothenern kritisiert. Da Telekom und HAB-Net die Bauherren sind, könne sich die Gemeinde hier nicht einmischen. Sie werde jedoch in den Bereichen, wo Baumaßnahmen durchgeführt werden, Leerrohre einbauen lassen, durch die bei Bedarf und auf Wunsch Glasfaser bis zu den Privatgrundstücken gezogen werden können. Bürgermeister Jochen Vogel: "Breitbandversorgung ist ein Standortfaktor, den gerade wir auf dem Land brauchen, um als kleine Gemeinde überleben zu können."


Bisher keine Anfrage

Für die "Belebung der Ortsmitten" aus dem Innenentwicklungsprogramm gab es in Motten noch keine Anfrage, berichtete Jochen Vogel. Doch wolle die Gemeinde das Projekt weiterlaufen lassen, in der Hoffnung, dass die 10 000 Euro als "kleiner Anreiz" für die Sanierung eines Gebäudes fungieren. Zusammen mit der Brückenauer Rhönallianz wird ein Klärschlammkonzept erstellt. Der Nutzen für alle teilnehmenden Gemeinden sei die sichere Klärschlammentsorgung und -verwertung. Auch das Kernwegekonzept werde in den kommenden Jahren weiter verfolgt und umgesetzt. Für das Kirchumfeld wird der Antrag bei der Regierung eingereicht. Keine Informationen hatte Jochen Vogel darüber, wann die "zähen" Verhandlungen mit der Diözese in Würzburg um den Rück- und Neubau der Mottener Kirche abgeschlossen sein werden.

Für die Gleichstromtrasse Südlink soll der Alternativ-Verlauf entlang der A7 geprüft werden. Jochen Vogel hält diese Möglichkeit wegen dort liegender Kernzonen für "ungeeignet und ohne Erfolgsaussichten".

Letztes Jahr monierten Kothener den Zustand der Wege auf dem Friedhof. Ehrenamtliche hätten sich bereit erklärt, dies zu beheben. Das ebenfalls kritisierte Geländer wird in Kürze ausgetauscht werden, doch hat sich auf den Friedhofswegen nichts getan. Bürgermeister Vogel sieht hier nur eine alle Seiten zufriedenstellende Möglichkeit: Die Platten werden entfernt und die Wege mit Split aufgefüllt.


Lob für die Motten-App

Lob gab es für die Motten-App. Angeregt wurde, auch Themen, die die Mottener betreffen, in dieser App unterzubringen. Unter "Aktuelles" könne man dies realisieren, so Jochen Vogel. Störungen an Straßenlaternen können unter "stoerung24.de" gemeldet werden.

Zur Info: Das Haushaltsvolumen erstreckt sich für 2017 auf circa 5 190 550 Euro. Im Verwaltungshaushalt sind für 2017 2 715 050 Euro eingeplant. Dies ist deutlich weniger als im Jahr zuvor und einer höheren Kreisumlage zuzuschreiben. Diese erhöhte sich von 661 000 Euro (2016) auf 757 000 Euro für dieses Jahr. Der Vermögenshaushalt bleibt in etwa gleich. Heuer stehen der Gemeinde 2 475 000 Euro zur Verfügung. Weitere Ausgaben fielen für die Erneuerung der Quellen (630 000 Euro) und die letzten Rechnungen für die Ortsdurchfahrt in Motten (273 500 Euro) an. Die Rathaus-Sanierung wird mit circa 332 000 Euro bis 2018 veranschlagt.
Die wichtigsten Einnahmen verringern sich in diesem Jahr. Schlüsselzuweisungen werden in Höhe von 406 800 Euro erwartet (2016: 504 500 Euro), die Gewerbesteuer sinkt auf 400 000 Euro (2016: 736 250 Euro). Lediglich die EkSt-Beteiligung erhöht sich voraussichtlich auf 768 000 Euro (2016: 740 620 Euro).
"Ziemlich niedrig" bezeichnete Erster Bürgermeister Jochen Vogel den Schuldenstand, der sich - fast wie gewohnt - auf Talfahrt befindet. Für 2017 geht die Gemeinde von 234.682 Euro Schulden aus, pro Bürger wären das circa 135 Euro. Unter Mitberücksichtigung der Rücklagen (circa 974.000 Euro) sei die Gemeinde "fast schuldenfrei", so Vogel.