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Schondra: Protest der Eltern hat sich gelohnt


Autor: Ulrike Müller

Schondra, Montag, 28. Juli 2014

Eigentlich hätten die Noch-Sechstklässer im kommenden Schuljahr geschlossen nach Bad Brückenau wechseln sollen. Dass das noch einmal verhindert werden konnte, ist unermüdlichen Gesprächen zu verdanken - und einem glücklichen Zufall.
Die Zukunft der Volksschule Schondratal ist ungewiss. Foto: Diana Leitsch


Im kommenden Schuljahr gibt es doch eine siebte Klasse in der Mittelschule Schondra. Nach zähen Verhandlungen der betroffenen Schulen, Eltern, Bürgermeister und natürlich des Schulamts wurde eine Lösung gefunden. Ein bisschen Glück war auch im Spiel: Im letzten Moment erhöhte sich die Stundenzuteilung an den Schulverbund.

"Das hätte ich mir erwünscht, aber nicht erträumt", sagt Otto Granich, Rektor der Volksschule Schondratal. Granich würdigte den Einsatz der Eltern, die sich dafür stark gemacht hatten, dass die siebte Klasse auch weiterhin in Schondra unterrichtet wird. Kurz vor Pfingsten war bekannt geworden, dass schon im kommenden Schuljahr die drei Mittelschulen des Schulverbundes aus Bad Brückenau, Wildflecken und Schondra schrittweise zusammengelegt werden sollen. Das löste bei den betroffenen Eltern zum Teil heftigen Widerspruch aus.

Die Entscheidung war eine denkbar knappe Angelegenheit. Just einen Tag vor Meldungsschluss konnte Birgit Herré, Koordinatorin des Schulverbunds, eine leicht erhöhte Schülerzahl ans Kultusministerium melden. Grund für den leichten Zuwachs waren der Zuzug der Flüchtlinge in Volkers und anderer Bürger sowie Schüler, die im kommenden Schuljahr von Gymnasium oder Realschule an die Mittelschule wechseln. Im Ergebnis erhöhte sich die Zuteilung an Lehrerstunden. Eine siebte Klasse in Schondra zu halten, war damit theoretisch wieder eine Option.

Eltern treffen die Entscheidung

Nun waren die Eltern am Zug. Während in Bad Brückenau sowohl Regelunterricht als auch M-Klasse und gebundener Ganztag für die Schüler angeboten werden, gibt es in Schondra nur Regel-Klassen. Die Eltern der zukünftigen Siebtklässler mussten also entscheiden, welches Bildungsangebot sie für ihre Kinder wollen. Das Schulamt hatte die Vorgabe gegeben, dass mindestens 15 Schüler für eine eigene Klasse zusammenkommen müssten. Am Ende waren es 16 Schüler. Vier entschieden sich für einen Wechsel nach Bad Brückenau.

"Uns freut natürlich, dass ein Großteil der Eltern sagen: Wir bleiben in Schondra", hat sich für Siegbert Müller, Elternsprecher der Noch-Sechsklässler, die Initiative der Eltern gelohnt. Schulleiter Granich ist regelrecht gerührt: "Dass die Eltern sich so stark hinter die Schule vor Ort stellen, hat uns richtig gut getan." Es sei eine "pure Freude", dass die Arbeit des Kollegiums so wertgeschätzt werde. Auch Bürgermeister Bernold Martin (CSU) freut sich, dass es noch einmal gelungen ist, die siebte Klasse in Schondra zu halten. Im nächsten Jahr könne das aber schon wieder ganz anders aussehen. "Es ist alles offen", sagt der Bürgermeister in Hinblick auf die Zukunft des Schulstandorts.

Jedes Jahr neu entscheiden

Denn von einer Entspannung der Lage insgesamt kann keine Rede sein. "Wir können der Schule keine Stunde mehr geben", macht Herré deutlich, dass sie sehr scharf am Limit habe planen müssen. Selbst Otto Granich sagt: "Wir werden von Jahr zu Jahr verhandeln müssen." Langfristig sei die Schule angesichts der sinkenden Schülerzahlen wohl nicht zu halten, "es sei denn, die Politik würde sich insgesamt ändern", spricht er bildungspolitische Grundsatzfragen an, die den Konflikt im Hintergrund befeuern.

Für die betroffenen Schüler aber ist die Geschichte noch einmal gut ausgegangen. Am Montag feierten sich zusammen mit ihrer Klassenlehrerin den Schuljahresabschluss im Berghaus Rhön. Ansonsten freuen sie sich erst einmal nur auf eines: die Sommerferien.