Rhöner Quellen sind gefährdet
Autor: Julia Raab
Römershag, Mittwoch, 24. Februar 2021
Viele Gemeinden setzen bei der Wasserversorgung auf mehrere Standbeine. Denn Wasser aus Oberflächenquellen sind zunehmen Wetterschwankungen unterworfen. Ein langfristig angelegtes Projekt soll mehr Gewissheit schaffen.
Die Wasserversorgung steht seit einigen Jahren vielerorts auf dem Prüfstand. Erst vor kurzem hat die Gemeine Motten ihre beiden Quellen aufwendig sanieren lassen. Doch das reicht längst nicht aus.
"Die Trockenperioden werden immer länger", stellt Mottens Bürgermeisterin Katja Habersack (parteilos) fest. In diesem Jahr schüttete die Quelle nach dem trockenen Sommer erst wieder im Januar. Die Gemeinde setzt neben den zwei Quellen auf die sichere Versorgung aus einem Tiefbrunnen, der das Wasser aus rund 80 Meter Tiefe in die Höhe befördert. Ein weiterer Brunnen ist stillgelegt.
Mehr Standbeine bei der Versorgung
In Bad Brückenau gilt die Wasserversorgung ebenso als gesichert. "Die geografische und geologische Lage ist günstig", sagt Stadtwerke-Chef Michael Garhamer. Das Wasser aus dem Sinntal landet hier im Wasserschutzgebiet in Römershag. Drei Tiefbrunnen befördern das Grundwasser aus 70 Metern Tiefe zur Aufbereitung nach oben.
Doch nicht alle Gemeinden sind in dieser glücklichen Lage. In Geroda wird in Kürze die Möglichkeiten eines zweiten Standbeines erörtert: Dort versorgt bislang nur eine Quelle die Gemeinde. Neben der Erschließung bereits vorhandener Quellen kann auch eine Bohrung in Betracht gezogen werden. Über insgesamt acht kartierte Quellen verfügt das Gemeindegebiet.
138 Quellen im Sinntal
Dafür ist Stefan Zaenker, Vorsitzender des Landesverbandes für Höhlen- und Karstforschung Hessen, auch in der Bayerischen Rhön zuständig. In der gesamten Rhön hat er Quellen erfasst und kartiert. Auch im Sinntal von Wildflecken bis nach Zeitlofs und den Schwarzen Bergen war er dafür unterwegs.
Im Sinntal - von Wildflecken nach Zeitlofs - und den anliegenden Bergen sind mindestens 128 Quellen kartiert. "Und das sind nur die, die bisher gefunden wurden". Es könnten also noch mehr davon sein. Die Rhön gilt als besonders quellenreiches Mittelgebirge.
Trockene Quellbäche
Bisher galten Quellen als unbeeinflusst vom Klimawandel, so Zaenker. Aber: "Im vergangenen Jahr hatten wir das erste Mal den Fall, dass Quellbäche in der Hochrhön trocken gefallen sind", stellte Zaenker bedauerlicherweise fest. Das sei ganz besonders alarmierend, denn das Mittelgebirge Rhön galt bislang als besonders regenreich.
"Doch das sind alles nur subjektive Eindrücke", sagt Zaenker. Deshalb sollen die Rhöner Quellen jetzt genauer untersucht werden. Dafür sind die beiden Wissenschaftler Dr. Tobias Gerlach und Janina Goldbach vom Biosphärenreservat Rhön zuständig. Neben sechs Quellen in der thüringischen und hessischen Rhön untersuchen sie auch drei Quellen auf der bayerischen Seite über einen langen Zeitraum.
Oberhalb von Haselbach bei Bischofsheim liegt eine davon. Die ausgesuchten Quellen gelten als beispielhaft für die Rhön. "Wir erhoffen uns aus dem Monitoring Rückschlüsse auf die Entwicklungen des Wasserhaushaltes der gesamten Region", sagt Biologe Gerlach. Das Projekt ist langfristig angelegt, aber im Sommer könnten schon erste Ergebnisse veröffentlicht werden.
Warum sind Quellen wichtig?
Grundlage Quellen bilden einen Lebensraum mit hoher und spezifischer Biodiversität und sind Übergangszonen zwischen Grundwasser und Oberflächenwasser. Sie haben als sensible ökologische Sonderstandorte auch eine besondere Zeigerfunktion für die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt einer Region.
Untersuchung Länderübergreifend sollen die Rhöner Quellen dauerhaft durch ein Monitoring vom Biosphärenreservat Rhön untersucht werden. Dabei geht es neben der Schüttung auch um die Temperatur, den Nährstoffgehalt, die Flora und Fauna der Quelle. Rückschlüsse auf den Wasserhaushalt sind zu erwarten.
3 Tiefbrunnen versorgen Bad Brückenau mit Trinkwasser.
29 Quellen befinden sich im Raum Bad Brückenau.
525 Quellen sind für die bayerische Rhön kartiert.