Rhönallianz: Wer das Wässerchen trübt
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Dienstag, 21. März 2017
Die Rhönallianz hat eine Studie zu Abwasser und Klärschlamm in Auftrag gegeben. Das Ergebnis beantwortet eine wichtige Frage - und wirft neue auf.
Acht Bürgermeister, zwölf Kläranlagen und 1,5 Tonnen Klärschlamm pro Tag. Das war die Ausgangssituation für das Büro "GFM Beratende Ingenieure" aus München, das seit Sommer an einer Studie zu Abwasser und Klärschlamm im Altlandkreis Bad Brückenau arbeitet. Die wichtigste Frage: Ist ein Anschluss der Kläranlagen in Wildflecken, Oberwildflecken und Riedenberg an das Kanalsystem Bad Brückenau sinnvoll? Die Antwort: Nein.
27 Varianten rechnete das Fachbüro durch. Am wirtschaftlichsten sei, wenn die Riedenberger ans Brückenauer Kanalnetz anschließen und Wildflecken und Oberbach jeweils neu bauen würden, eröffnete Prof. Oliver Christ den acht Stadt- und Gemeinderäten, die sich am Montag in der Georgi-Halle in großer Runde trafen. Das Kanalsystem der Stadt sei schlicht nicht groß genug, um das Abwasser des gesamten oberen Sinngrunds aufzunehmen, begründete Christ. In der Studie sei dies zwar nicht berechnet worden, die Stadtwerke hätten aber darauf hingewiesen.
Unsicherheitsfaktor Klärschlamm
Jede einzelne Kläranlage hatte das Fachbüro untersucht und Empfehlungen vorgelegt, was in Zukunft noch verbessert werden könnte. Selbst die nagelneue Anlage in Oberleichtersbach könne energetisch optimiert werden, sagte Christ. Was den Klärschlamm angeht, so legte er den Räten nahe, ein gemeinsames Konzept auf den Weg zu bringen. Es sei viel effizienter, den gesamten Klärschlamm im Altlandkreis zentral in der Kläranlage Trübenbrunn zu behandeln. Der aktuell stillgelegte Faulturm könne relativ einfach ertüchtigt werden. Kosten von rund 80.000 Euro pro Jahr ließen sich einsparen. Christ wies darauf hin, dass sich der gesetzliche Rahmen für Klärschlamm jederzeit ändern könnte - ein weiteres Argument dafür, auf eine nachhaltige Lösung zu setzen.
Gesamtkosten 7,8 Millionen Euro
Ein weiterer Vorteil: Bei einer gemeinsamen Klärschlammbehandlung könnten die neuen Kläranlagen in Wildflecken und Oberbach (sowie zukünftige in anderen Orten) mit einem deutlich kleineren Belebungsbecken auskommen, was wiederum Kosten spare. Wie das im einzelnen aussehen könnte und wie die Kosten - Christ spricht von insgesamt 7,8 Millionen Euro - auf die einzelnen Gemeinden verteilt würden, dafür ist es noch zu früh. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", sagte Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks im Namen der Stadtwerke, die die Anlage in Trübenbrunn betreiben, "wir wollen uns aber auch nicht aufdrängen." Abschließend warb Birgit Imhoff vom Wasserwirtschaftsamt mit eindringlichen Worten dafür, aktuelle Untersuchungen zu Medikamentenrückständen und anderen Stoffen im Abwasser abzuwarten, bevor eine Entscheidung getroffen wird. "Wirtschaftliche Betrachtungen sind eins. Es gibt aber noch andere Gedankengänge. Wie sauber wollen wir unser Wasser vor der Haustür haben?"
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