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Rhön: La Luna war eine Diva


Autor: Marion Eckert

Poppenhausen (Wasserkuppe), Sonntag, 29. Juli 2018

Der Mond versteckte sich zunächst hinter Wolken. Viele Besucher waren auf die Wasserkuppe gekommen, um freie Sicht auf das Naturschauspiel zu haben.
Da ist er! Mit Teleobjektiv und Ferngläsern hatten sich die Menschen ausgerüstet, um den Blutmond zu beobachten. Foto: Marion Eckert


Die Mondfinsternis über dem eigenen Heimatort war schon ein besonders Erlebnis.
Doch um sie wirklich perfekt sehen zu können, frei von Gebäuden und Lichtern der Straßen, fuhren viele Menschen auf die Wasserkuppe. Der höchste Berg der Rhön bot natürlich beste Voraussetzungen für Sterne- und Mondgucker. Schon lange bevor die Mondfinsternis einsetzte, lagerten sich die Menschen mit Decken, Isomatten und Campingstühlen auf der Wiese oberhalb der Fuldaquelle. Von hier aus sollte der Mond doch nun wirklich gut zu sehen sein. Wer eine Jacke mitbrachte hatte, war gut beraten, denn auf dem Berg wehte doch nach Sonnenuntergang ein frisches Lüftchen. Mancher hatte sich auch mit Proviant eingedeckt und nutzte den sommerlichen Abend um in der Natur ein Gläschen Wein zu trinken.
Doch irgendwie wollte das mit dem Mond nicht so richtig klappen. Ein Blick aufs Handy verriet, dass er doch eigentlich schon aufgegangen sein sollte und sogar schon die Mondfinsternis angefangen haben müsste. Aber der Mond blieb zunächst hinter Wolken verdeckt. Lediglich der Heidelstein-Sendemast sendete sein rotes Licht in die Nacht und noch weiter hinten war der Kreuzberg-Sendemast auszumachen, zwei unverwechselbare Landmarken in der Rhön.
"Da ist er!" Endlich zeigte sich der Mond. Zunächst noch schwach wahrzunehmen. Wie eine Diva lugte er hinter den Wolken hervor. Blass war er und man meinte, er könnte gleich wieder hinter Wolken verschwinden. Viele der Wasserkuppen-Besucher hatten Kameras, ausgerüstet mit Teleobjektiv und Stativ aufgebaut. Je dunkler es wurde, desto mehr kleine hellblaue Lichter der Handys und Kameras waren auf der Wiese zu erkennen, jeder versuchte auf die eine oder andere Weise diesen besonderen Mond einzufangen.
"Ist das jetzt schon die Mondfinsternis?", hörte man eine Frage. In den Medien war der Mond in den vergangenen Tagen blutrot leuchtend und groß dargestellt worden. Auf der Wasserkuppe war er ebenfalls rot wahrzunehmen, aber nur ein Teleobjektiv konnte ihn wirklich nahe heranholen. Doch je höher er stieg, desto klarer wurde, wie ungewöhnlich dunkelrot der Mond wirklich ist.
Auf der Terrasse der Segelflugschule indes kamen die professionellen Sterne- und Mondfreunde voll auf ihre Kosten. Der Verein Sternenpark Rhön hatte Freunde und Gönner zu einem Mondfinsternis-Fest auf die Wasserkuppe eingeladen. Die totale Mondfinsternis, bei der sich die Erde zwischen Sonne und Mond schiebt, nutzten die Sternenpark-Freunde, um ihr Sommer- und Vereinsfest zu feiern. Das Vereinsteleskop und weitere professionelle Geräte standen den Gästen zur Verfügung. Gleichzeitig gab es Sternenführungen auf dem freien Rollfeld vor der Flugschule. "Es ist ein ganz besonderer Abend für uns. Ein astronomisches Jahrhundertereignis, das müssten wir feiern", sagte Organisatorin Sabine Franke. "Natürlich haben wir die Wasserkuppe ausgewählt. Hier sind wir in unserer Region dem Himmel doch am nächsten."
Und der Mond hatte es sich mittlerweile wohl doch überlegt und stand gut sichtbar am Himmel. Der Mars, auch bekannt als der "rote Planet" war ein Stück weit unterhalb des roten Mondes zu sehen. Mit einer Dauer von 103 Minuten zählt diese Mondfinsternis zu den ganz großem astronomischen Ereignis des Jahrhunderts.
Die Hauptphase dauerte bis nach 23 Uhr. Ganz langsam wurde der Mond dann von links beginnend wieder heller. Auch diese Phase der partiellen Finsternis war ein interessantes Ereignisse und gab viele schöne Aufnahmen her. Erst nach Mitternacht endete die Mondfinsternis, der Blutmond hatte sich verabschiedet und der Vollmond strahlte während der Nacht wieder in voller Pracht über der Rhön. Wer dieses Schauspiel verpasste, der muss im übrigen eine Weile warten, die nächste totale Mondfinsternis wird er im Jahr 2028 zu beobachten sein.