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Rhön-Grabfeld: Landrat positioniert sich


Autor: Marion Eckert

Bischofsheim an der Rhön, Sonntag, 28. Mai 2017

Am Montag trifft sich die Kreuzbergallianz zum Thema Nationalpark Rhön. Landrat Thomas Habermann lässt bereits Sympathien für das Schutzgebiet erkennen.
Ein Bauer wendet das Gras, damit es besser trocknet. Inzwischen ist klar: Die Landwirtschaft ist nicht von einem Nationalpark betroffen. Foto: Jürgen Hüfner


Am Montagabend lädt die Kreuzbergallianz die Stadt- und Gemeinderäte von Bischofsheim, Oberelsbach, Sandberg, Schönau und Wildflecken zu einer gemeinsamen Sitzung in den Antonius-Saal des Klosters Kreuzberg ein, um über das Thema Nationalpark zu informieren und zu diskutieren. Unter anderem soll die Antworten auf den Fragenkataloge vorgestellt werden, der vor einigen Wochen über die beiden Landkreis Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen ins Umweltministerium entsandt wurde.

Am Freitagabend sprach der Rhön-Grabfelder Landrat Thomas Habermann (CSU) in der Versammlung des CSU-Ortsverbandes Bischofsheim bereits über wichtige Eckpunkte und Inhalte der Antworten. Am Freitagnachmittag seien die Antworten per Mail eingegangen. "Jetzt sind echte Informationen da", sagte Habermann. Er selbst habe sich sofort daran gemacht, die Antworten zu lesen, die auch an die Ratsmitglieder weiter geleitet worden seien.


Habermann positioniert sich

"Es ist für mich nicht zu verstehen, wie man sich vor dem Vorliegen der Antworten schon positionieren konnte", sagte er. Einerseits sei geschimpft worden, dass es zu wenig Informationen gebe und aufgrund dessen sei von Interessengruppen die Entscheidung gegen einen Nationalpark getroffen worden. Immer wieder sei davon die Rede gewesen, dass die Entscheidung wo der Nationalpark hinkomme bis Juli getroffen werden soll. Habermann stellte klar: "Bis Juli wird entschieden, wer in die nächste Phase eintritt. Es geht um ernsthafte Interessenbekundungen für weitere Verhandlungen, um mehr nicht."

Um die Emotionen nicht weiter anzuheizen, riet Habermann zu einer sachlichen, nüchternen Betrachtung. Er selbst habe sich bisher neutral verhalten, kündigte aber an, sich am Montag auf dem Kreuzberg zu positionieren. Doch schon in der Versammlung in Bischofsheim zeigte sich deutlich, in welche Richtung dies gehen könnte: "Ich möchte mich nicht abschließend festlegen, aber ich sehe deutliche Vorteile, wenn wir einen Nationalpark bekommen."

Nicht nur die Antworten auf den Fragenkatalog seien von München gekommen, sondern auch die Vorstellungen zur Gebietskulisse. Demnach handele es sich ausschließlich um Staatswald im Bereich Salzforst vom Burgwallbacher Forst bis Bad Kissingen und den Bereich Neuwirtshäuser Forst. Die Schwarzen Berge seien nicht betroffen und damit auch Wildflecken nicht. Gemeindewald könne eingebracht werden, aber nur wenn dies von den Kommunen ausdrücklich gewünscht werde.

Vier Eckpunkte griff Habermann aus dem Fragenkatalog heraus. Ihn interessierte besonders, welche Einschränkungen es für die Bevölkerung geben werde. "Es gibt kein Wegege- oder -verbot", erklärte Habermann. Es handele sich um einen Nationalpark der Kategorie 2 in dem es ausdrücklich vorgesehen sei, dass die Menschen in den Wald gehen, um die Natur zu erleben, um Beeren und Pilze zu sammeln. "Grundsätzlich ist ein freies Bewegen möglich." Außen vor seien besondere Flächen, wie dies in den Kernzonen des Biosphärenreservates schon heute gelte.

"Die Landwirtschaft ist nicht betroffen", war ein weiterer Punkt, der Habermann wichtig war. Es gebe keine direkte oder indirekten Beeinträchtigungen, wie etwa Abstandsflächen, die einzuhalten seien. Über die Jagd sprach Habermann ausführlich. Die konsequente und intensive Bejagung von Schwarzwild müsse weiterhin möglich sein. "Die Jagdmöglichkeiten müssen bleiben wie sie sind und noch verbessert werden", sagte er. Klar gehe aus den Antworten hervor, dass es in einem Nationalpark nicht vorgesehen sei, große Beutegreifer wie Wolf oder Luchs auszuwildern. All diese Punkte seien in einer möglichen Nationalpark-Verordnung aufzunehmen.


7500 Hektar Staatswald

Die Forstwirtschaft sah Habermann nicht beeinträchtigt. Einzig der Staat habe Nachteile, weil 7500 Hektar Fläche aus der Bewirtschaftung genommen werden. Bei Brenn- und Bauholz dürfe es zu keiner Verknappung kommen, hierzu sei vorgesehen ein Brennholzkonzept aufzustellen, um den örtlichen Bedarf zu decken. Klar stellte Habermann die Vorteile heraus. Der Freistaat Bayern werde jährlich zwei Millionen Euro in die Region fließen lassen, dazu seien Umwelteinrichtungen und ein Nationalparkzentrum vorgesehen. Es werde Arbeitsplätze vor allem im Tourismus und der Gastronomie geben.

"7500 Hektar Staatswald wird aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen und in Naturwald umgewandelt. Dazu permanente Investitionen des Staates", fasste er zusammen. "Die Gewinner wären die Kurstädte Bad Kissingen, Bad Brückenau und Bad Bocklet." Bad Neustadt sei keine klassische Kurstadt und würde eher weniger Anteil haben. Die Gewinner seien aber auch die unmittelbar angrenzenden Gemeinden, die Stadt Bischofsheim, die Gemeinden Sandberg und Schönau und Burkardroth. "Wenn einer Nein sagt, wird er auch keine Einrichtung bekommen", warnte Habermann vor Schnellschüssen. In Ruhe und mit Gelassenheit müsse die Diskussion nun geführt werden.