Druckartikel: Reha-Patient macht sich für Brückenaus Schmalspurbahn stark

Reha-Patient macht sich für Brückenaus Schmalspurbahn stark


Autor: Rolf Pralle

Bad Brückenau, Montag, 08. Juni 2015

Vor rund 20 Jahren gab es in Brückenau eine Schmalspurbahn, Heute erinnern nur noch überwucherte Gleise an die Attraktion.
Aus Bad Brückenau vertrieben, in Bad Orb sehr erfolgreich: Rolf Jirowetz (im Führerstand) mit seiner Schmalspurbahn.  Foto: Bad Orb Marketing GmbH


Werner Drost blickt bei seinen regelmäßigen Spaziergängen immer wieder auf zugewachsene Gleisanlagen. Der Reha-Patient der Hartwald-Klinik überlegt folgerichtig, "dass hier im Sinntal doch mal eine Eisenbahn gefahren sein muss". Seine Neugier ist geweckt. Der 69-Jährige beginnt auf verschiedenen Wegen zu recherchieren und wird fündig: Es gab in Bad Brückenau wahrhaftig eine Schmalspurbahn, die den Georgi-Kurpark mit dem Washingtonplatz verband. Und gleich stellt er sich die nächste Frage: "Warum denn heute nicht mehr?"

Der Senior aus Oberhausen bleibt mit seinen Überlegungen nicht allein, sondern spricht im Kreise seiner Mitpatienten über dieses Thema. Anderen sind auch schon die leeren Gleise aufgefallen. Eine Kleinbahn, die Stadt und Staatsbad verbindet, wäre nicht nur ein Erlebnis für die Menschen in der Klinik, sondern würde wesentlich zu ihrer Mobilität beitragen, sind sich alle einig. Selbst der Klinikleitung mit dem Ärztlichen Direktor Professor Dr. Christoph Reichel und der Kaufmännischen Direktorin Stefanie Leitsch trägt Drost sein Anliegen vor: "Ich möchte für die Wiederbelebung einer Kleinbahn Denkanstöße geben und Initiativen entwickeln". Seine Meinung formuliert er darüber hinaus in einem ausführlichen Leserbrief.

Von Bad Brückenau nach Bad Orb

Er habe bei der Suche im Internet weiterhin erfahren, dass es in Bad Orb seit vielen Jahren ein "Kurbähnle" geben würde, das von Gästen und Einheimischen hervorragend angenommen wird. "Warum funktioniert das nicht in Bad Brückenau?", wundert sich Drost. Und hier schließt sich, ohne dass der Oberhausener das im Vorfeld gewusst hat, der Kreis. Denn genau jener Betreiber aus dem hessischen Nachbarland, der jetzt mit großem Erfolg in der Kurstadt im Spessart aktiv ist, fuhr mit seiner Dampflok "Emma" und den dazugehörigen Waggons von 1996 bis 2000 zwischen Georgi-Kurpark und Washingtonplatz in Bad Brückenau. Rolf Jirowetz heißt der Eisenbahn-Fan, der sich im Prinzip gern an die Zeit in der Rhön erinnert. Nur das Ende sei mehr als unschön gewesen. "Ich bin regelrecht rausgeekelt worden", ist Jirowetz noch heute verbittert. Er sei "Intrigen aus dem Rathaus und aus dem Bauhof" zum Opfer gefallen, habe von Einheimischen sogar schriftliche Drohungen erhalten, endlich aus Brückenau zu verschwinden.

Kurzfristig Schuppen räumen

Für den leidenschaftlichen Tüftler, der viel Herzblut und vor allen Dingen Geld in sein Hobby gesteckt hatte, kam das wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel. Praktisch von heute auf morgen, so Jirowetz, sei ihm mitgeteilt worden, dass er die Schuppen im damaligen Bauhof, wo Lok, Wagen und andere Bahnutensilien verschlossen und gesichert untergestellt waren, zu räumen habe. Das Areal werde anderweitig gebraucht. "Ich konnte die Sachen doch nicht im Freien stehen lassen".

Bis 1998, "solange Hans Rohrmüller Bürgermeister war", sei alles gut verlaufen und man habe eine partnerschaftliche Beziehung gepflegt. Mit dem Machtwechsel im Rathaus sei "diese schöne Zeit" aber vorbei gewesen. Jirowetz fühlte sich nach eigener Aussage nicht mehr erwünscht: "Mir tun heute noch die Leute leid, die damals zu mir gestanden haben." Rückblickend sieht er es als Wink des Schicksals, dass er samt Dampfkleinbahn aus Bad Brückenau abziehen musste. "Denn in Bad Orb bin ich mit offenen Armen aufgenommen worden." Dort ist er am Ostersonntag mit seiner "Emma" in die mittlerweile 15. Saison gestartet (großes Bild).

Hoffnung nicht aufgegeben

Bad Brückenaus Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU), seit 2010 im Amt, hat die ganze Entwicklung der "König-Ludwig-Bahn" seinerzeit noch als Privatperson verfolgt. Sie war aber praktisch immer hautnah dabei, zumal sich ihr inzwischen gestorbener Mann Jürgen sehr für das "Böhje" engagierte. Sie findet es nach eigenen Worten sehr traurig, wie die ganze Sache damals ein unrühmliches Ende gefunden hat: "Ich habe die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, dass vielleicht irgendwann einmal wieder eine Kleinbahn durch das Sinntal fährt."

Schienen bleiben liegen

Deshalb würden die Schienen auch erst einmal liegen bleiben. Käme wirklich langfristig ein neuer Betreiber, wäre zumindest die Infrastruktur für ein "Kurbähnle" zum großen Teil schon vorhanden.