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Philosophieren in Oberelsbachs Mühlencafé


Autor: Marion Eckert

Oberelsbach, Freitag, 08. Mai 2015

"Zum Denken ist man nie zu alt", diesen Satz stellte Christiane Jakob-Seufert, Bildungsreferentin am Schullandheim Thüringer Hütte, über die philosophische Gesprächsrunde im Mühlencafé in Oberelsbach.
Das Rhöner Philosophier Café trifft sich zur nächsten Philosophier-Runde am kommenden Dienstag, 12. Mai, 16.30 Uhr, im Mühlencafé in Oberelsbach.  Foto: Marion Eckert


Sie lud interessierte sowie für neue und andere Gedanken aufgeschlossene Menschen ein, zum Philosophieren zusammenzukommen. Man müsse weder Sokrates noch Heidegger heißen, um sich mit den großen Fragen der Menschheit auseinanderzusetzen.

Beim Aufwachen ist alles anders

"Was ist eine gute Welt?", "Was ist gerecht?", "Wie viel ist genug?", "Wem gehört die Natur?" - Fragen, die sie mit den Teilnehmern im "Rhöner Philosophier Café" anriss.

Christiane Jakob-Seufert wurde durch die Akademie "Kinder philosophieren" in der philosophischen Gesprächsführung ausgebildet. In der Rhöner Philosophierrunde stellte sie die Teilnehmer vor folgende Situation: Stell dir vor, du gehst ins Bett und schläfst gut ein, schläfst tief und fest, und am anderen Morgen wachst du auf und alles ist plötzlich ganz anders. Du erwachst auf einer einsamen Insel, um dich herum nur Sand, keine Menschenseele, du bist allein. Doch du hast vier Wünsche frei.

Die Teilnehmer waren nun aufgerufen, sich über diese vier Wünsche Gedanken zu machen. Was brauche ich? Was nehme ich mit? Welche Menschen brauche ich als Begleiter?

Unterschiedliche Wunschliste

Ganz unterschiedliches wurde da zusammen getragen: Essen und Trinken, die Familie und der Hund wurden herbei gewünscht, Freunde und Gesundheit durften nicht fehlen, Gesundheit, Freude, Lachen, Gelassenheit und Schutz waren weitere Dinge, die auf der Wunschliste standen.

"Beim Philosophieren gibt es kein richtig und falsch. Die Gedanken sind bunt, alles darf gedacht werden", lud Christiane Jakob-Seufert ein, frei zu denken. Von der Insel und den Wünschen lenkte sie das Gespräch zu den Bedürfnissen. "Frag dich mal: Wie viel ist genug?" Die Frage wurde intensiv behandelt und entwickelt. Von der Frage nach materiellen Gütern bis hin zu Normen, Werten, Regeln und Grenzen. Automatisch wurde die Frage aufgeworfen: Wer sagt, wenn es genug ist? Die Kirche? Der Staat? Gesetze?

Der Mensch kann nicht ohne Grenzen leben, sonst lebt er maßlos - diese These wurde im Rhöner Philosophier Café aufgestellt. "Der Mensch ist so angelegt, dass er Grenzen braucht. Eine Grenzenlose Erziehung ist keine Erziehung."

Grenzen und Freiheit

Und so wurde die nächste These aufgestellt: "Zu viele Grenzen nehmen die Freiheit und das selbstständige Denken." Wie viel ist genug? Die Frage wurde auch unter dem Aspekt von Verantwortung betrachtet. Verantwortung für die Schöpfung, für die Mitmenschen und auch für den eigenen Körper. Wann habe ich genug gegessen? Wie viel Paar Schuhe benötige ich? So sehr die Fragen auf den ersten Blick vielleicht nur den persönlichen Konsum betreffen, so sehr sind sie doch auch in globale Zusammenhänge eingebunden. Es sei eben ein Unterschied, wo Lebensmittel und Kleidung gekauft werden. Billig billig, oder Qualität und Fairness? Und wieder die Frage: Wo ist die Instanz, die die Grenze festlegt?

"In mir selbst! Ich selbst muss Verantwortung übernehmen, den Verstand einsetzen, eigenverantwortlich, selbstkritisch und reflektiert, ehrlich und fair agieren", zu diesem Fazit kamen die Teilnehmer. Und doch waren die Gedanken noch lange nicht zu Ende gedacht. Das kreative Selberdenken und Miteinander-ins-Gespräch-kommen war gerade erst angerissen. Daher soll es mit dem Rhöner Philosophieren weitergehen, und zwar am Dienstag, 12. Mai, um 16.30 Uhr im Mühlencafé in Oberelsbach, natürlich wieder mit Christiane Jakob-Seufert. Anmeldung unter Tel.: 09779/8580 076 erwünscht.