Petition für Notaufnahme an Franz-von-Prümmer-Klinik: von Hoffnung bis Realitätsverlust
Autor: Julia Raab, Steffen Standke
Bad Brückenau, Mittwoch, 14. Sept. 2022
Über 3.000 Unterschriften hat die Petition gegen die Schließung der Notfallversorgung im hiesigen Krankenhaus erreicht. Was Klinikleitung, Stadt, Stadträte und Landrat dazu sagen.
Gut eine Woche ist es her, da rief das des "Bündnis Klinikrettung" eine Petition ins Leben, um gegen die Einstellung der Notfallversorgung in der Bad Brückenauer Franz-von-Prümmer Klinik ein Zeichen zu setzen. Mittlerweile haben (Stand 14. September) 3.035 Menschen ihre Unterschrift für den Erhalt gegeben.
Das sieht das Bündnis laut einer Pressemitteilung als ermutigendes Zwischenergebnis. "Gut 2.000 Unterschriften signalisieren: Hände weg von der Notfallversorgung", heißt es in dem Schreiben. Das Bündnis fordert den Träger, die Deutsche Regional Klinik GmbH, auf, "Ihrer Verantwortung für die EinwohnerInnen der Region gerecht zu werden und auch zukünftig eine wohnortnahe klinische Grund- und Regelversorgung einschließlich Notfallversorgung für die Region Bad Brückenau sicher zu stellen." Fachkliniken und Kliniken ohne Notfallversorgung würden der Daseinsvorsorge für klinische Patienten nicht gerecht.
Stadt und Landkreis sollen Gespräch suchen
Ebenfalls sieht das Bündnis die Stadt Bad Brückenau und den Landkreis Bad Kissingen in der Verantwortung, Verhandlungen mit der Deutsche Regional Klinik "zwecks Erhalt der Grund- und Regelversorgung einzutreten". Es könne nicht sein, dass 8.100 EinwohnerInnen eine wohnortnahe klinische Versorgung binnen 30 Fahrzeitminuten verweht wird. "Dies kann lebensentscheidend sein", betonen die Initiatoren.
Dem Bündnis sei bewusst, dass die Petition für den Landkreis Bad Kissingen und Landrat Thomas Bold nicht bindend ist. Sollte die örtliche Bevölkerung allerdings eine bindende Entscheidung anstreben, heißt es weiter, "steht ihr die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens und Bürgerentscheids offen". Dieser würde den Landkreis verpflichten, das eindrucksvolle Votum der Petition umzusetzen.
Ralph Pleier: "Forderungen gehen an Versorgungsrealität vorbei"
Mit der Petition konfrontiert, äußert sich Krankenhausdirektor Ralph Pleier. Generell begrüße die Klinik die Idee des Aktionsbündnisses, "über systempolitische Entwicklungen öffentlich zu informieren und die Diskussion über die Gesundheitsversorgung in der ländlichen Region anzuregen."
Er sagt aber auch: Neben Vergütungsthemen des Personals sowie medizinischer Leistungen stehen hohe Vorhaltekosten wenigen Patientenzahlen in der Notaufnahme gegenüber.Genaue Zahlen möchte Pleier wegen der Komplexität nicht nennen, nur so viel: "Die Forderungen aus der Petition gehen an der Versorgungsrealität vorbei." Es entstehe ein falsches Bild, das der Region nicht gerecht werde. Realität sei, dass es einen hohen Bedarf an einer geriatrischen Versorgung gebe. "Der Landkreis ist überaltert."
Niedergang eines Krankenhauses
Stadtrat Prof. Dr. Emanuel Fritschka (PWG) arbeitet als niedergelassener Mediziner in Bad Brückenau, fährt auch als Notarzt oft zu Einsätzen raus. Seinen Beobachtungen zufolge war die Notaufnahme der Prümmer-Klinik gut ausgelastet; Zahlen kann auch er nicht nennen. Die Behandlung sei aber immer zeitnah und gut gewesen. Dementsprechend bedauert er die Schließung.