Oberleichtersbach: Für eine schnellere Politik
Autor: Julia Raab
Oberleichtersbach, Dienstag, 18. Februar 2020
Direkt und kritisch formuliert Oliver Fell seine Ideen für die Gemeinde. Er sieht sich als Macher, der vor der Bürokratie in der Kommunalpolitik nicht zurückschreckt.
Auf dem Hals hinter dem linken Ohr prangt ein tätowierter Drache, der bis auf die Kopfhaut reicht. Die Unterarme sind beide nicht minder sichtbar tätowiert. Die Innenseite seines rechten Arms ziert ein Bild zweier Kleinkinder. Seine beiden Kinder seien das, mittlerweile erwachsen, erzählt Oliver Fell, Bürgermeisterkandidat der CSU für die Gemeinde Oberleichtersbach. Auf dem linken Arm ist eine Feder zu sehen, die "passion for my work" schreibt. Übersetzt heißt das "Leidenschaft für meine Arbeit" - eine Andeutung , wie wichtig Fell sein eigener Baggerbetrieb ist.
Wie ein typischer CSU-Politiker sieht Oliver Fell sicher nicht aus. Dessen sei er sich bewusst, sagt er. Anfänglich habe es auch aus der Partei Vorbehalte gegeben. "Mittlerweile sind die Bedenken wie weggeblasen", sagt der 48-Jährige . Er gehe offen auf die Menschen zu, "nur damit kann ich Vorurteile abbauen". Als Bürgermeister kandidiert er, weil er unzufrieden ist. "Finanziell steht die Gemeinde so gut da, aber die aktuelle Führung hat sich in den vergangenen sechs Jahren nur auf dem Bestehenden ausgeruht", kritisiert Fell.
Sohn übernimmt Betrieb
Deshalb auch der Wahlspruch auf den Wahlplakaten, der lautet: "Unsere Gemeinde kann mehr". Konkret spricht er die geplante Erweiterung des Gewerbegebietes, eine Entlastungsstraße und "ganz einfache Dinge wie beispielsweise einen Spielplatz im Neubaugebiet in Oberleichtersbach" an. Es gehe ihm alles zu langsam, und dieses Gefühl werde ihm auch von vielen Bewohnern der Gemeinde widergespiegelt.
"Mein Vater war früher im Gemeinderat und für mich ist jetzt die Zeit gekommen, mich mehr einzusetzen", sagt Fell. Als kommunalpolitischer Neuling versucht Fell gleich den Sprung ins Bürgermeisteramt. Gemeinderat war in der Vergangenheit keine Option für ihn, denn "als Bürgermeister kann ich viel mehr bewegen". Für die kommende Wahlperiode stehe er allerdings auch als Gemeinderat zur Verfügung. Im Fall eines Wahlsieges übernehme Sohn Kevin den Baggerbetrieb, damit er sich ganz auf sein Amt konzentrieren könne.
Von der Kandidatur selbst habe er keinen persönliche Vorteil. Manche sagen ihm nach, es ginge ihm um Aufträge für sein Unternehmen. Doch das Gegenteil sei der Fall: "Ich stelle mich in den öffentliche Diskurs, werde kritisiert und spreche auch problematische Themen an. Damit muss ich umgehen können", sagt er. Ihm sei deshalb ein fairer Wahlkampf äußerst wichtig. "Ich möchte meinem Konkurrenten auch danach noch in die Augen sehen können - egal, wie die Wahl ausgeht."
Neue Straße als Idee
Ein heißes Thema im Wahlkampf ist für Fell die Entlastung der Dörfer Mitgenfeld und Breitenbach durch den Schwerlastverkehr vom Gewerbegebiet zur Autobahn. Eine Entlastung über Unterleichtersbach und Einraffshof - wie es Bürgermeister Dieter Muth (AWG) präferiere - ist für Fell allerdings nur eine "Problemverlagerung, die nicht zum Ziel führt". Für ihn sei die einzig richtige Lösung eine komplett neue Straße vom Gewerbegebiet Buchrasen zur Autobahn. "Ich habe bereits mit vielen Landbesitzern und Betrieben in dieser Umgebung gesprochen, nur dadurch kann eine passende Lösung für alle gefunden werden", ist er sich sicher.
Im Fall einer Niederlage gehe für ihn alles weiter wie bisher. "Ich setze mich mit meiner Kandidatur auch einem Risiko für meinen Betrieb aus", sagt Fell. Trotzdem gehe er lieber den geraden Weg. "Ich spreche alle Menschen direkt an, die Kommunikation und der Austausch sind mir besonders wichtig."