Neue Schilder für den Ruhe-Forst in Eckarts
Autor: Thomas Dill
Bad Brückenau, Sonntag, 01. Oktober 2017
Kurt Müller trug zur Orientierungim Friedwald bei.
Viele hundert Stück seiner kleinen hölzernen, handschmeichelnden Engel hat er letztes Jahr beim Pinklauf zugunsten der Brustkrebshilfe verkauft. Jeder Engel handgemacht und ein Unikat.
Aber wie kommt ein rüstiger Senior wie Kurt Müller aus Wartmannsroth zu solch einem besonderen Hobby. Schon immer betätigte er sich gerne handwerklich und liebte den Umgang mit dem Werkstoff Holz. Als 2016 seine Ehefrau verstarb fertigte er in einem Akt der Trauerbewältigung seine ersten Engel an.
Seine Ehefrau wurde damals im Ruheforst Rhön in Eckarts unter einem sogenannten Familienbaum beigesetzt. Hier werden unter einem Baumbiotop nur Familienmitglieder beigesetzt. Danach musste Kurt Müller aber erfahren, dass viele Personen aus seinem Umfeld den Weg zur Beisetzungsstätte im Wald nicht fanden. Es gibt zwar einen Wegeplan, die Wege sind jedoch nicht beschildert.
"Kurzentschlossen und ohne lange zu Fragen habe ich ein Schild aus Holz und Edelstahl gebaut", so Kurt Müller, damit alle Freunde den Weg zu "seinem" Baum finden. Für den Kiefernweg schnitt er mit einer elektrischen Dekupiersäge, sie funktioniert wie eine Laubsäge aus Kindertagen, nur elektrisch betrieben, Buchstabe für Buchstabe den Namen aus einem Kiefernbrett. Für jeden Buchstaben müssen dabei zunächst bis zu drei Löcher gebohrt werden, durch die das Sägeblatt eingefädelt wird. Als Wetterschutz verpasste er dem Schild eine Rückwand und ein Dach aus Edelstahl und montierte es im Ruheforst Rhön.
Den Verantwortlichen des Ruheforst um Förster Joachim Manke und Försterin Birgit Badde gefiel diese Privatinitiative des agilen Rentners so gut, dass sie auch für die restlichen Wege Schilder in Auftrag gaben. Diesmal jedoch aus ökologischen Gründen ohne Metallanteile. Es gab in der Vergangenheit von Besuchern des Ruheforsts immer wieder Beschwerden, die Wege und die dort befindlichen Bäume ohne vernünftige Beschilderung auf Anhieb zu finden. "Wir waren da bisher etwas betriebsblind, kennen wir den Wald doch wie unsere Westentasche und daher sehr dankbar für die Initiative von Herrn Müller", so Försterin Birgit Badde.
Zum Selbstkostenpreis fertigte Kurt Müller fünf weitere Schilder an, jeweils aus der Holzart, nach der der Weg benannt ist. Hierbei hatte bei der Fertigung jede Holzart ihre besonderen Tücken und Eigenheiten. Mit Nußöl eingelassen und mit einem Holzdächlein versehen wurden die Schilder unlängst vom stolzen Produzenten an die Verantwortlichen des Ruheforsts übergeben und gleich an Ort und Stelle gemeinsam montiert. Das Schild aus Buchenholz für den Buchenweg an einer schlanken Buche, der Hainbuchenweg, der Eichenweg,
Wer sich die Schilder gerne selbst anschauen möchte und dabei fundiert Infos zur Beisetzungsart Ruheforst erhalten möchte, kann dies wieder am dritten Sonntag des Monats, also den 15. Oktober um 15 Uhr vor Ort bei einer Führung machen.
Seit seiner Eröffnung vor gut neun Jahren fanden hier unter den Wipfeln der teils sehr alten Buchen, Eichen, aber auch Kiefern und Lärchen bereits 430 Urnenbeisetzungen statt. Die mittlerweile 445 als Beisetzungsbiotope ausgewiesenen Bäume sind also bereits fast zur Hälfte belegt oder im Voraus für 99 Jahre gekauft worden.
Wie auf jedem öffentlichen Friedhof findet auch im Ruheforst anlässlich Allerheiligen jedes Jahr eine Andacht statt. Diese wird am Samstag, 11. November, um 16 Uhr als ökumenische Feier mit musikalischer Umrahmung stattfinden.
Und wer Anton Müller mit seiner Liebe zum Holz und zur handwerklichen Arbeit kennenlernen möchte, der hat am 3. Oktober am Pinklauf die Gelegenheit. Hier wird er wieder seine mit pinken Schleifen verzierten kleinen handgemachten Holzengel im Siebener-Park hinter dem Zieleinlauf verkaufen.