Druckartikel: Natürlich schmeckt den Kindern gut

Natürlich schmeckt den Kindern gut


Autor: Stephanie Elm

Kothen, Sonntag, 31. Juli 2022

Der Kothener Kindergarten ist in den Kategorien "Ernährung", "Naturschutz und Ökologie" und "Konsum" Vorbild.
Sofia (vorne) und Ella helfen jeden Tag wie selbstverständlich im Kindergarten beim Gießen.


Was hält die Natur alles für Leckereien bereit? Die Kothener Kindergartenkinder erkunden und erfahren das seit Jahren. Sofia und Ella waren schon bei so mancher Aktion mit Feuereifer dabei: "Wir haben Karotten gesät und Apfelsaft gepresst. Das war schwer, aber der Saft war gut", schwärmt die sechsjährige Ella. Auch Sofia nascht gerne aus dem Garten: "Ich ernte am liebsten Erdbeeren und Himbeeren.l" Natürlich wissen die Mädchen, dass vor der Ernte die Arbeit steht, und helfen hier wie selbstverständlich jeden Tag beim Gießen.

Fast zufällig sah Karin Muhr, seit 2019 Kindergartenleiterin in Kothen, dass ihr Haus drei von fünf Anforderungen für einen Biosphärenkindergarten schon längst erfüllt und bewarb sich beim Unesco-Biosphärenreservat Rhön um die Auszeichnung. Seit Mitte Juli ist es nun offiziell, dass der Kothener Kindergarten in den Kategorien "Ernährung", "Naturschutz und Ökologie" und "Konsum" Vorbild ist.

Warten auf die Ernte

Zwischen eigenen Apfel- und Walnussbäumen, Johannisbeer- und Himbeersträuchern sowie Erdbeeren haben die Kinder mit den Erzieherinnen ein Hochbeet angelegt und warten sehnsüchtig auf die Ernte von Tomaten und Kartoffeln. Radieschen und Kräuter sind schon bei so manchem Kindergartenfrühstück zum Einsatz gekommen.

Großer Wert wird auf die Ernährung gelegt. Das spiegelt sich im Alltag wider. Das Catering-Unternehmen, das die Mittagessen liefert, bietet zwei vegetarische Gerichte pro Woche an, die Zutaten stammen von regionalen Anbietern. Obst, Milch, Käse und Joghurt gibt es vom Bayerischen Milch- und Schulobstprogramm, der Honig kommt vom Imker aus dem Nachbardorf. "Es geht darum, den Kindern die Natur erlebbar zu machen", sagt Karin Muhr, und selbstverständlich werden Ideen der Kinder umgesetzt. So wollten sich die Kinder mit Bienen näher befassen. Ergebnis waren ein Besuch beim Imker und das Wissen, wie wichtig die kleinen Insekten sind. Im Kindergarten haben die Kids selbst Hühnereier unter einer Wärmelampe bebrütet. Die Küken werden nun auf dem Hof eines Kindergartenkindes weiter aufgezogen.

Die Natur achten

Allein durch diese Aktionen entwickeln die Kinder mehr Achtsamkeit gegenüber der Natur. Doch es geht noch mehr. Nun wird auch darauf geachtet, beim Händewaschen das Wasser nicht so lange laufen zu lassen und zum Hände-abtrocknen nur wenige Papiertücher zu nehmen. "Denn Papiertücher werden aus Bäumen gemacht", weiß Sofia, und die sollen als Teil der Natur geschützt werden. Leere Verpackungen werden zu Sankt-Martins-Laternen oder Osternestern aufgewertet. Zudem wurde der Kindergarteneltern-Informationsverkehr von Papier auf E-Mails umgestellt. Das Trinkwasser wird selbst aufgesprudelt. Nicht nur die Kinder, auch die Erzieherinnen sind "voll dabei", wie Karin Muhr berichtet. "Es bleibt spannend. Grob weiß man ja Bescheid, aber man lernt viele kleine Details."

Die Zertifizierung zum Biosphärenkindergarten trägt der Kindergarten nun für drei Jahre, dann steht eine Überprüfung an, ob die drei Kategorien weiterhin erfüllt werden oder vielleicht sogar eine vierte erreicht wird. Möglich ist dies noch im Bereich "Soziales und Kooperation" und "Bauliche Maßnahmen". Während Corona war alles Soziale auch im Kothener Kindergarten "anders" und die in dieser Kategorie geforderten Fortbildungen und die Vernetzung mit anderen Einrichtungen mussten vernachlässigt werden. Der Titel "Biosphärenkindergarten" kann laut Doris Pokorny, stellvertretende Leiterin im Unesco-Biosphärenreservat Rhön, nun helfen, mit anderen Kitas in Kontakt zu treten "und gemeinsam kreativ werden" zu können. Der Titel sei ein "Qualitätsmerkmal im Sinne eines besseren Einklangs von Mensch und Natur. Er ist Anerkennung für das bisher Geleistete und Ansporn für die Zukunft, in diesen Themenfeldern noch kreativer und immer noch ein wenig besser zu werden".

Bürgermeisterin Katja Habersack dankt Karin Muhr und ihrem Team, dass sie mit ihrem Einsatz für die Zertifizierung "das Betreuungsangebot für unsere Kleinsten beachtenswert aufgewertet" habe. "Regionalität und Nachhaltigkeit sind wichtige Themen und es ist sehr wertvoll, dass im Kindergarten Kothen ein Umfeld geschaffen wird, wo Kinder im ihrem Alltag lernen und erleben können, was das bedeutet."

Auszeichnung Das Zertifikat "Biosphären-Schule" oder "Biosphären-Kita" wird seit 2019 verliehen. Derzeit tragen im Landkreis Bad Kissingen sechs Kitas den Titel und im Landkreis Rhön Grabfeld sieben. In beiden Landkreisen zusammen haben 20 Schulen unterschiedlichen Schultyps die Auszeichnung verdient. Der Weg zur Biosphären-Kita oder Biosphären-Schule: www.biosphaerenreservat-rhoen.de/wissen/biosphaeren-kitas-und-biosphaeren-schulen