Nach tödlichem Unfall: Bestürzung in Oberwildflecken
Autor: Ulrike Müller
Oberwildflecken, Mittwoch, 14. Mai 2014
Am Dienstag ließ ein junger Baggerfahrer unter den Trümmern der Kirche in Oberwildflecken sein Leben. Die Kriminalpolizei Schweinfurt hat die Ermittlungen inzwischen abgeschlossen.
Es war nichts mehr zu machen. Als die Retter den Baggerfahrer, der in seinem Führerhaus unter einem großen Betonteil eingeklemmt war, aus den Trümmern zogen, war er schon tot. "Es hätte laut Notarzt auch nichts mehr gebracht, weil die Verletzungen doch so arg waren", berichtet Michael Krug, Kommandant der Feuerwehr Bad Brückenau, der direkt an der Unfallstelle war, als der 31-Jährige geborgen wurde.
Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Schweinfurt und des Gewerbeaufsichtsamts ergaben inzwischen, dass der Giebel auf Grund von unsachgemäß durchgeführter Abrissarbeiten auf den Bagger gestürzt war. Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt es nicht.
Schon der zweite tödliche Unfall in der Kirche
Bei den Oberwildfleckenern löst das Ereignis Bestürzung aus. Karl Zurek, der 25 Jahre lang die ehemalige Kirche "St. Kilian und St. Jakobus" umsorgte, ist spürbar erschüttert. "Ganz Oberwildflecken ist zutiefst betroffen", sagt der 80-Jährige. Viele seien in dem Gotteshaus getauft worden oder hätten hier geheiratet. "Da ist der Abriss ja schon schlimm." Und dann noch so ein Unfall. Ein junger Mann ließ sein Leben in der Kirche. Wieder einmal. Denn schon vor 49 Jahren hatte es einen tragischen Unfall gegeben.
Kilian Abert erinnert sich noch an den 7. September 1965. "Bei Arbeiten innerhalb der Kirche lief ein Bauarbeiter ins Heck eines Baggers", berichtet der ehemalige Geschäftsführer der Abert Bau GmbH, die mit dem Bau der Kirche in denn 1960er Jahren beauftragt war. Der Mann aus Frankenheim sei gegen eine Säule gedrückt worden und noch an Ort und Stelle gestorben. "Er war 36 Jahre alt", erzählt Abert. Nach dem Unfall habe er ein Kreuz mit einer kleinen Gedenktafel an eben dieser Säule als Erinnerung anbringen lassen.
"Wie und wann es weitergeht, weiß derzeit noch niemand", sagt Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) am Mittag. Ihn hat der Unfall gleich zu Beginn seiner Amtszeit kalt erwischt. "Das war ein schlimmer Tag für unsere Gemeinde", fügt er hinzu. "Unser Mitgefühl gilt allen Angehörigen."
Am Mittwochmorgen habe eine Besprechung mit Vertretern der Gemeinde, der Diözese, der Gewerbeaufsicht, der Kriminalpolizei Schweinfurt und dem Architekten stattgefunden, berichtet Kleinhenz. Bereits am Nachmittag wurde die Baustelle wieder für die Fortführung der Abrissarbeiten freigegeben. Die Untersuchungen vor Ort seien abgeschlossen, teilte die Polizei in einer Presseerklärung mit.
Am Freitag, 16. Mai, feiern Generalvikar Karl Hillenbrand und Pfarrer Florian Judmann um 18.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef in Wildflecken ein Requiem für den Verunglückten. "Damit müssen wir alle erst einmal umgehen", sagt Judmann. Als Geistlicher ist er bei der seelsorgerlichen Aufarbeitung des Unglücks besonders gefordert. Mit dem Requiem möchte er den Menschen einen Anlaufpunkt geben.
Laut einer Presseerklärung der Diözese Würzburg habe sowohl der Generalvikar als auch Bischof Friedhelm Hofmann in einem Kondolenzschreiben den Angehörigen ihr Beileid ausgedrückt. Die Kirche sei zwar nicht im Eigentum des Bistums, dennoch bleibe eine moralische Verbundenheit bestehen.