Mottens Kinder fühlen sich sicher
Autor: Stephanie Elm
Motten, Montag, 29. Januar 2018
Das Sicherheitstraining wird in Mottens Kindergarten spielerisch und trotzdem nachhaltig vermittelt. Der Besuch der Feuerwehr war die "Kür".
Leo und Luise können sie noch aus dem "effeff" - die stabile Seitenlage. Nur kurz muss Luise überlegen, aber die Handgriffe sitzen immer noch. Sie streckt sogar den Kopf von Leo, der den Verletzten mimt, nach oben, "damit er nicht erstickt". Dabei hatte das Sicherheitstraining im Mottener Kindergarten schon vor fast drei Monate stattgefunden. Aber die intensive Beschäftigung mit dem Thema hat wohl Eindruck hinterlassen.
Kindergartenleiterin Claudia Lieb und ihre Kolleginnen vom Kindergarten Kothen und auch der Grundschule in Motten sind als Erzieher "verpflichtet, alle zwei Jahre Erste-Hilfe-Kurse zu besuchen". Für "total wichtig" hält sie ebenfalls, dass auch die Kinder wissen, was im Notfall zu tun ist: "Die Vorschulkinder sind alt genug." Mit ihnen und den Nächst-Jüngeren gab es im vergangenen Jahr nun das große Projekt "Erste Hilfe" und "Brandschutz" im Kindergarten.
Der Besuch der Feuerwehr war die "Kür". "Wenn schon, dann wollten wir alles richtig machen", erzählt Claudia Lieb. Auch die Erzieher wollten mal über die übliche Feuerübung hinaus gründlich Bescheid wissen: "Jeder weiß, wo der Feuerlöscher hängt, aber keiner weiß, wie er bedient wird."
Verwandlung in einen Feuerwehrmann
Dass Sicherheitstraining spielerisch und trotzdem nachhaltig vermittelt werden kann, zeigten drei Mitglieder der Mottener Feuerwehr. Manuel und Thomas Statt sowie Marc Farnung erschienen in einfacher Feuerwehrhose und -jacke und verwandelten sich mit Helm und Atemschutzmaske Stück für Stück in Feuerwehrmänner. Nun wusste jedes Kind: In der Feuerwehrmontur steckt jemand, der helfen will. Genau wurde besprochen, wie sich die Kinder im Brandfall verhalten sollen: "Wir sollen zu den Erziehern gehen", weiß Leo noch und: "Die Türen müssen zu sein." Natürlich wissen die Kids auch die Notfallnummer 112. Für jeden Gruppenraum wurden die Fluchtwege besprochen und für den Ernstfall geprobt. Abgesehen von den alljährlichen Feuerübungen war es für Manuel Statt der erste besondere Trainings-Einsatz in einem Kindergarten. "Es war interessant, zu sehen, wie interessiert die Kinder waren", erzählt der 2. Kommandant der Mottener Wehr. Auch er hat den Eindruck, dass das Alter der Kinder für dieses Thema passt: "Sie waren hellauf begeistert und haben mir sogar den Helm aus der Hand gerissen." Eigens für dieses besondere Brandschutztraining hat der 38-Jährige verschiedene Konzepte durchgearbeitet und einzelne Punkte für das Training übernommen.
Aus dem Fenster "gerettet"
Auf freiwilliger Basis, aber mit zunehmender Beliebtheit, erfolgte das Heben der Kinder aus dem Fenster. "Das kennen sie jetzt schon, so dass sie im Ernstfall keine Angst mehr haben," erzählt Claudia Lieb. "Sie haben gelernt: Das ist nichts Böses, das hilft mir." Auch Leo hat die Festerl-Aktion in positiver Erinnerung: "Das war gut."Gut fand er auch, selbst im Krankenwagen und sogar im Rettungshubschrauber Christopher vom Klinikum Fulda zu sitzen. Auch dieser Besuch nimmt die Angst und hinterlässt in den Kindern die Erfahrung, dass ihnen dort geholfen wird. Wie sie einander selbst helfen können, zeigte Manfred Schwarz vom Deutschen Roten Kreuz. Die wissbegierigen Ersthelfer übten den richtigen Einsatz von Verbandsmaterial, mit welcher Seite die Rettungsdecke um einen Patienten gewickelt wird, und wie jemand in die stabile Seitenlage gebracht wird. "Es ist erstaunlich, wie gut die Kinder sich alles merken können," erinnert sich Claudia Lieb. Alles Erlebte und Gelernte wurde wiederholt und besprochen, dann war das Projekt auch schon abgeschlossen.
Im Alltag merkt ist nichts mehr von den interessanten Tagen zu merken, die die Erzieher und Kinder mit der Feuerwehr und den Sanitätern verbracht haben. Aber wenn der Rettungshubschrauber - früher kaum wahrgenommen - wieder über Motten fliegt, "sagen die Kinder nun: Da hab ich schon mal drin gesessen."