Mit Pinsel und Walze gegen Brückenauer Klassenzimmer-Tristesse
Autor: Gerd Schaar
Bad Brückenau, Montag, 24. Februar 2014
Mittelschüler treiben es bunt bei der Renovierung ihres eigenen Brückenauer Klassenzimmers.
Farbe ist Leben. Farbe spiegelt Stimmungen wider. Das Thema Farbe ist den Schülern der Mittelschule bei ihren Renovierungsarbeiten am eigenen Klassenzimmer ans Herz gewachsen.
"Ich fand die Idee von Anfang an total gut", sagt Schülerin Vanessa Kulaga aus der Klasse 9aM. Mitschülerin Celine-Kristin Flatt ist ebenfalls von diesem Sanierungsprojekt begeistert: "Es fördert den Klassenzusammenhalt und macht uns Spaß", ist sie überzeugt. Deshalb seien alle Schüler der 9aM nach dem Unterrichtsende freiwillig länger da geblieben und hätten in ihrer Freizeit gern für das Sanierungsprojekt gearbeitet. "Wir wollen als Ergebnis ein schönes Klassenzimmer haben", spricht Vanessa den gemeinsamen Wunsch aus.
Mehr als nur Malen und Streichen
Über ihre Schulkameradin Selina sei der Kontakt zu deren Vater Thorsten Möller gekommen.
Möller ist nämlich Maler- und Lackiermeister aus Zeitlofs. Er stellte sein ehrenamtliches Engagement für die Raumverschönerung zur Verfügung. "Meine Grundidee war es, der Schule meinen Malerberuf in der Praxis vorzustellen", verrät Meister Möller. "Dieser Beruf ist für mich eine Berufung. Es ist mehr als das bloße Malen und Streichen mit Farbe", sagt er.
Das riesengroße Berufsspektrum des Malers und Lackierers beinhaltet laut Möller viel Kreativität sowie die Betätigungsfelder von Innenausbau, Trockenbau, Außenputz, Stemmarbeiten, Lackieren und Tapezieren. Da könne dieser Workshop nur teilweise Einblicke geben. Freilich hält Möller jetzt auch nach Kandidaten für den Lehrberuf des Maler- und Lackierhandwerks Ausschau.
Mögliche Praktikanten oder Azubis sollten sich jedoch schon bald mit den Wertbegriffen Pünktlichkeit, Berufsinteresse, Kreativität, Körperbelastbarkeit, Freundlichkeit und Teamfähigkeit vertraut machen. Begeistert über das spontane Engagement ihrer Schüler ist Klassenlehrerin Tanja Sholes. "Insbesondere gefallen mir die Teamfähigkeit und das Durchhaltevermögen meiner Schüler", sagt sie. Das seien Bereiche, die im normalen Schulbetrieb nicht extra gelehrt werden. Gewundert habe sie sich über die Überwindung der anfänglichen Höhenangst auf dem Klettergerüst, erzählt Sholes. "Anfänglich wollte niemand auf die Leiter, jetzt wollen sie alle hoch".
Schulleiterin Birgit Herré freut sich: "Ich unterstütze gerne solche Maßnahmen von hilfsbereiten externen Kräften wie Möller." Da werde den Schülern die praktische Lebensrealität mit Ausblick auf die beruflichen
Richtungen recht nahe gebracht. Auch das Durchhaltevermögen und das genaue Arbeiten sei bei diesem Projekt gefragt. "Nicht aufgeben heißt die Devise". Die Stadt Bad Brückenau werde sich bestimmt freuen, wenn Klassenzimmer so kostengünstig renoviert werden.
Schüler Jan-Luca Möhle ist begeistert: "Dieser Beruf könnte mich locken, zumal mal ich dann oft draußen arbeiten kann." Ähnlich denkt auch Christoph Karg: "Das Arbeiten mit der Farbe hat mir Spaß gemacht. Es ist ein interessanter Beruf." m Und Tasos Tataridis konstatiert dagegen: "Ich fand es auch gut, aber den Malerberuf werde ich wohl nicht ergreifen."
Gemeinsam mit Meister Möller und der Schulleitung hatten die Schüler im Vorfeld ein Farbkonzept zwischen Gelb, Orange und Grün erstellt.
Vorgabe war lediglich, dass sich die frei wählbaren Farben zur vorhandenen Farbenwelt in der Mittelschule harmonisch einfügen.
"So ein Klassenzimmer ist ein Arbeitsraum, der die Schüler nicht vom Konzentrationsprozess ablenken soll", empfahl Möller. Deshalb sollte nur ein Teilbereich besonders farbig gestaltet werden. Im Tafelbereich sollte es farblich neutral zugehen, damit nichts vom Unterricht ablenkt.