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Mit Muh und Määäh den Berg hinunter


Autor: Marion Eckert

Ginolfs, Dienstag, 23. Oktober 2018

Die Veranstaltung hat sich in den zehn Jahren zu einem Publikumsmagneten entwickelt. Zum Glück waren die Organisatoren gut vorbereitet.
Immer wieder beeindruckend, wenn die Rhönschafherde durch die  Zuschauermenge zieht. Foto: Marion Eckert


Zum 10. Weideabtrieb in Ginolfs kamen mehr Zuschauer als je zuvor. Darüber waren sich die Organisatoren beim Anblick der Menschenmengen schnell einig. Gut, dass es in diesem Jahr ein Verkehrs- und Parkkonzept gab, das für Entspannung im Ort sorgte. Allerdings waren für viele Besucher recht lange Fußmärsche nötig, denn die ersten vollen Parkplätze gab es schon beim Weisbacher Sportplatz.

Der Weideabtrieb in Ginolfs ist zu einem Publikumsmagnet geworden. Jung und Alt möchte dabei sein, wenn Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas zu Tal getrieben werden. Ja auch Alpakas gibt es seit diesem Jahr in Ginolfs. Familie Janz hat die Tiere angeschafft und bietet für Touristen etwas andere Rhön-Erfahrungen mit Alpaka-Wanderungen an. Die Tiere wirken wie überdimensionale Kuscheltiere, mit ihrem lockigen Fell, den neugierigen und wachen Kulleraugen. "Oh sind die süß", war immer wieder zu hören. Auf ihren Halstüchern waren sogar die Namen der Tiere zu lesen und bereitwillig ließen sie sich streicheln. Sie schreckten auch nicht die Zuschauermengen, die mit Handy, Kameras und Filmausrüstungen angereist waren, um möglichst viele Bilder unmittelbar von den Tieren aufzunehmen.

Das wiederum war bei den Rindern, Schafen und Ziegen etwas anders gelagert. Als die 400 Rhönschafe und Ziegen von Josef Kolb, die von Schäfer Michael Böckelmann angeführt wurden, die Menschen sahen, die nahezu wie eine Mauer vor ihnen standen, um ja auch ein gutes Bild zu bekommen, machen sie schleunigst kehrt und verschwanden über den Graben und durch das Gebüsch. Doch Dank der tüchtigen und erfahren Hütehunde wurden die Schafe wieder in Formation gebracht und auf eine Wiese neben dem Festzelt getrieben.

Ähnlich sportlich waren die 40 Rinder der Familie Manger unterwegs. Klaus und Nadine Manger züchten das alte fränkische Gelbvieh. Den Sommer über sind die Tiere mit ihren Kälbern auf der Weide. Da sie nicht regelmäßig gemolken werden, sondern die Kälber sich selbst bei ihren Müttern bedienen, sind die Tiere weder Führstrick noch Menschenansammlungen gewöhnt. Einzig Franziska ließ sich von Nadina Manger führen und Kuh Sandra von Andreas Omert. Kuh Emma hatte nur so lange still gehalten, um sich den Kopfschmuck anbringen zu lassen, aber führen lassen wollte sie sich nicht. Ebenso wenig wie die Leitkuh der Herde, die 16-jährige Mutti, die sich keinesfalls mit Halfter und Führstrick einfangen lässt. Geübt wurde mit den Rindern im Vorfeld des Weideabtriebs nicht. "Wir machen das live und in Farbe", schmunzelte Klaus Manger. Nadine Manger ist jedes Jahr froh, wenn nichts passiert und die Tiere heil im Tal ankommen. Schließlich sind die Rinder keine Schmusetiere, und dass sie scheuen und ausbrechen sei jederzeit möglich. Vor allem bei den Kälbern, die diese Prozedur ja nicht aus dem Vorjahr kennen. Doch es ging alles gut, mit wilden Sprüngen ging es ins Tal und nur Kuh Sandra und Franziska hatten die Ruhe weg, ließen sich willig führen und fürs Foto zurecht stellen.

Gespannt wurde in diesem Jahr die Ziegenherde von Sven Breunig erwartet. Denn sie waren es, die im vorigen Jahr Reißaus nahmen und auf nimmer Wiedersehen in Richtung Weisbach verschwanden. Der Ziegenzüchter fand seine Tiere schon wieder, nur das Publikum bekam sie nicht mehr zu Gesicht. In diesem Jahr hatte sich nun Landrat Thomas Habermann zu Sven Breunig gesellt und die Nachhut bildeten der Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner und die Bezirktagsabgeordnete Karin Renner. Bei so viel Politikprominenz wagten die 160 Ziegen wohl keine Alleingänge und ließen sich brav auf dem abgesteckten Weg zum Festzelt bringen.

Ebenso problemlos waren die 900 Rhönschafe der Weidegemeinschaft mit Schäfer Julian Schulz und Viktor Schumacher unterwegs. Immer wieder ist es ein schöner Abblick, wenn die Tiere auf dem Ginolfser Berg erscheinen und wie ein wogendes Meer ins Tal ziehen. "Das muss man gesehen haben", befand ein Zuschauer.

Während die Herden zu Tal getrieben wurden, gab es für das Publikum Informationen auf der kleinen Bühne. Josef Kolb und Peter Schrenk führten als Moderatoren durch das Programm und hatten unter anderem Bürgermeisterin Birgit Erb als Gesprächspartner.

Josef Kolb freute sich über den großen Erfolg des Weideabtriebs, der zum Aushängeschild für Ginolfs wurde. Die Besucher hatten nicht nur die Möglichkeit, die Tiere hautnah zu erleben, sondern auch Produkte zu erwerben und zu verkosten. Der Bauernmarkt wartete mit regionalen Spezialitäten auf und auch die Verköstigung war auf das Weidefest abgestimmt. Darüber hinaus gab es einen Streichelzoo, Schafe scheren und ein Weideabtrieb-Schätzspiel sowie zünftige musikalische Unterhaltung der "Trachtenkapelle Oberelsbach" und der "Original Ginolfser Dorfmusikanten". Der Dorfgemeinschaft Ginolfs hat es auch in diesem Jahr wieder geschafft, einen rundum gelungenen Weideabtrieb auf die Beine zu stellen.