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Mehr Lebensqualität für Gerodas Kühe


Autor: Elisabeth Assmann

Geroda, Montag, 23. Sept. 2019

Vor vier Jahren stellte die Familie Rita und Herbert Kohl ihren Betrieb auf Biolandwirtschaft um. Im Rahmen des Umweltbildungsprojekts "Unser Essen - unser Klima" besuchte der Bund Naturschutz den Biobauernhof.
So ein Melkroboter muss genau unter die Lupe genommen werden. Foto: Elisabeth Assmann


Wo kommen unsere Lebensmittel eigentlich her? Und was unterscheidet einen Biobetrieb von der konventionellen Landwirtschaft? Diese und weitere Fragen beantworteten sich im Laufe der Führung auf dem Biobauernhof der Familie Rita und Herbert Kohl in Geroda. Zu dieser hatte der Bund Naturschutz im Rahmen des vom bayerischen Umweltministerium geförderten BN-Umweltbildungsprojektes Unser Essen - unser Klima eingeladen.

Anders, wie einige Besucher erwarteten, heißt biologisch nicht gleich rückständig und primitiv wirtschaften - auch auf ökologischen Bauernhöfen wird modernste Technik eingesetzt. So konnten die rund 30 Teilnehmer hautnah miterleben, wie ein Melkroboter über einen Scanner das Euter einer Kuh findet, das Tier mit viel Sensorik melkt und die Daten auswertet. Während des Melkvorgangs bekommt die Kuh entsprechend ihrer registrierten Milchleistung Zusatzfutter, will das Tier aber zu oft und nur zum Fressen in den Melkstand, verweigert dieser automatisch den Zugang. Im Laufstall mit Auslauf nach draußen schiebt unterdessen ein weiterer Roboter die Hinterlassenschaften der Kühe durch den Spaltenboten in die darunterliegende Güllegrube und spritzt den Boden hinterher sauber.

Roboter arbeitet seit 2007 mit

Der Einsatz dieser Maschinen erhöht die Lebensqualität der Kühe, die somit selbst entscheiden können, wann und wie oft am Tag sie gemolken werden möchten und auch ein deutlich saubereres Erscheinungsbild aufweisen. Daneben profitiert aber auch der Landwirt von ihrem Einsatz: Seit 2007 arbeitet der Roboter schon bei den Kohls mit, "und seitdem bin ich mit meiner Familie nicht mehr an die strikten Melkzeiten früh und abends gebunden", stellte der Landwirt klar, "das gibt uns die Möglichkeit, mehr am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen". Neben dem Entschluss zur Umstellung zum Ökobetrieb sei die Roboteranschaffung für ihn die beste Entscheidung gewesen, erklärt Herbert Kohl. Bei Stallneubauten setze momentan wohl die Hälfte der Landwirte auf diese Technik.

Einige Umbauten vorgenommen

Herbert Kohl hat den damals konventionellen Betrieb von seinen Eltern übernommen, in neue Stallanlagen investiert und vergrößert, aber irgendwann gemerkt, dass der konventionelle Weg für seine Familie auf Dauer nicht das Richtige sei. Vor vier Jahren stellte er auf Ökolandwirtschaft um. Dafür mussten die Kohls einige Umbauten vornehmen, wie zum Beispiel einen dauerhaften Freilauf für Rinder und Kühe, sowie Strohliegeflächen im Jungviehstall schaffen. Durch die Platzvorgaben der Biorichtlinien verringerte sich die Anzahl der Jungtiere um die Hälfte, und heute hält der Landwirt auch weniger Milchkühe als zuvor.

Im Laufstall hält Kohl vor allem schwarz- und rotbunte Holsteiner als Milchkühe, da diese eine gute Milchleistung erzielen. Da sie dem Landwirt besonders gut gefallen, findet man dort auch Braunviehkreuzungen - auch wenn diese Kühe nicht so viel Milch geben wie ihre Holsteiner-Kolleginnen. "Die sind einfach schön, und außerdem haben sie weniger Probleme mit den Klauen", so Kohl. Zwischen den Tieren war der imposante Bulle, der für den Nachwuchs sorgt, durch seine enorme Größe nicht zu übersehen.

Ob er denn alle seine Kühe kenne, wurde er gefragt. "Natürlich", meinte der Landwirt, "wenn mir der Computer anzeigt, dass zum Beispiel "Roberta" einen Tag lang nicht am Melkstand war, dann weiß ich genau, nach welcher Kuh ich suchen muss." Abnehmer der Biomilch aus Geroda ist die Molkerei Coburger.

Bei selbst gemachter Erdbeermilch und Quarkkuchen entwickelten sich interessante Gespräche. Die beiden trockenen Jahre 2018/2019 führten bei vielen Landwirten zu Bestandsanpassungen, sprich weniger Tieren, da das Futter fehle, so Kohl. Seit drei Jahren verkaufen die Kohls während der Erntesaison im kleinen Stil auch Biokartoffeln direkt ab Hof, die sehr begehrt seien. Dies zeigt, dass doch etliche Verbraucher bereit sind, für gute Qualität und regionale Produkte etwas mehr Geld auszugeben.

"Der Landwirt hat kein leichtes Leben und ist fast auch eine aussterbende Art", kommentierte Franz Zang, BN-Kreisvorsitzender: "Ökologischer Landbau ist daher eine wichtige Stufe nicht nur für den Erhalt der Artenvielfalt in Natur und Landwirtschaft, auch die Landwirte sichern sich damit ihre Existenz."

Nächste Veranstaltung

Die nächste Veranstaltung der BN-Kreisgruppe ist der Dialog zwischen Landwirten und Verbrauchern am 6. Oktober im Staatsbad Bad Brückenau. Um 14 Uhr geht es mit Gebietsbetreuerin Simone Hepp zu den Beweidungsflächen der Sinnallianz. Dabei wird auch die Biberplattform. besucht. Treffpunkt ist am Fahrradmuseum. Weitere Infos unter https://bad-kissingen.bund-naturschutz.de/.

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