Leichte Brise weht durch Brückenauer Stadtrat
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Montag, 17. März 2014
Am Sonntag wählten die Brückenauer einen neuen Stadtrat. Große Neuerungen gibt es nicht. Lediglich vier neue Gesichter ziehen ins Gremium ein. Darunter sind auch zwei ganz junge Kandidaten.
Ein Paukenschlag war ohnehin nicht von der Stadtratswahl zu erwarten. Und das Getöse blieb auch aus. Vier neue Gesichter bestimmen ab sofort das Geschick der Stadt Bad Brückenau mit. Mit Heike Kötzner, Kurt Abersfelder (beide CSU), Benjamin Wildenauer und Udo Somaruga (beide SPD) weht zumindest eine frische Brise durch den Rat - wenn der große Sturm auch ausblieb.
Besonderen Grund zur Freude hat Jürgen Pfister von der Parteilosen Wählergruppe - FW Freie Wähler (PWG). 12.368 Stimmen und damit gut ein Drittel der Zustimmung holte die PWG am Sonntag. Neben sechs bisherigen Kandidaten eroberte Eberhard Schelle, der bisher für die SPD im Stadtrat saß, für die PWG einen siebten Sitz. "Das ist das beste Ergebnis für die PWG, soweit ich mich entsinnen kann", sagt Pfister.
Im Vergleich zur vergangenen Stadtratswahl im Jahr 2008 habe die PWG rund 200 Stimmen und 5,2 Prozent zulegen können, sagt Pfister und stellt klar: "Das ist ein Erfolg für die gesamte Mannschaft".
CSU mit leichtem Zugewinn
Dieter Seban, Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes, bleibt indes gelassen. Mit 16.333 Stimmen (44,78 Prozent) hält die CSU ihre neun Sitze. "Wir können zufrieden sein. Wir haben keine Verluste gemacht", sagt Seban. Vielmehr habe die CSU einen leichten Zugewinn von zwei Prozent zur vergangenen Wahl eingefahren. Nicht mehr in den Rat geschafft hat es Gundula Langeworth (CSU). Auch Johannes Schmittnägel, der heuer nicht mehr für die CSU sondern für die PWG antrat, schied ebenfalls aus.
Doch wo es Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben.
"Das tut schon weh", bedauert Adelheid Zimmermann (FDP), dass ihre Gruppierung aus Freien Bürgern und Freier Demokratischer Partei (FB/FDP) einen Sitz verloren hat. 4788 Stimmen (13,13 Prozent) fuhr die Liste ein. Vor sechs Jahren waren es noch 15,45 Prozent. Für den Seniorenbeauftragten Franz Walter heißt es nun, vom Stadtrat Abschied zu nehmen.
Schade findet Zimmermann insbesondere, dass Wolfgang Weller (FB) es nicht in den Stadtrat schaffte, obwohl er auf Platz 1 der Liste stand. "Wir waren eine gute Gruppe, die will ich zusammenhalten", setzt Zimmermann auch weiterhin auf eine gute Zusammenarbeit. Ob sie selbst zweite Bürgermeisterin bleiben wird, erscheint fraglich. "Dazu kann ich nichts sagen. Da wird gewählt" - mehr lässt sich Zimmermann nicht entlocken.
Jürgen Pfister hält dagegen: "Ich bin gerne bereit, zu kandidieren."
Sozialdemokraten haben Glück im Unglück
Die größten Einbußen musste jedoch die SPD hinnehmen. Während die Sozialdemokraten zusammen mit der Gruppierung "Bürger für Bürger" (BfB) vor sechs Jahren noch knapp 13 Prozent der Wählerstimmen für sich verbuchen konnte, spielt sie sich heuer mit 8,18 Prozent (2985 Stimmen) ins Abseits. BfB hat sich inzwischen aufgelöst. "Wir hatten schon Angst, dass wir einen Sitz verlieren", zeigt sich Helmut Sharp, der die rote Liste anführte, trotzdem erleichtert. Auch wenn sich sein Traum von einem Platz im Stadtrat nicht erfüllte, setzt er ganz auf die Jugend: "Wir haben zwei junge Kandidaten.
Da sehe ich eine Zukunft für die SPD."
Und die Jungen? Was sagen sie zu ihrem Einzug in den Stadtrat? "Dass ich die meisten Stimmen innerhalb der Liste bekomme, damit habe ich nicht gerechnet", sagt Benjamin Wildenauer, der als Pirat für die SPD kandidiert hatte. Auch Udo Somaruga, Studienrat für Mathematik und Physik, schaffte den Sprung. Beide sind erst 29 Jahre alt. "Es geht nicht nur darum, die Stadt für Gewerbetreibende und Neubürger attraktiver zu machen", sagt Somaruga, "sondern auch darum, die Abwanderung junger Leute zu stoppen."
Wildenauer hat einen Plan, was er gleich als erstes umsetzen möchte: Ein offenes W-Lan-Netz in der Innenstadt, damit die Besucher überall freien Zugang ins Internet haben. Da schaut dem Kandidaten aus jedem Knopfloch der waschechte Pirat heraus.