Kommt in Motten Fleisch und Milch bald aus dem Automaten?
Autor: Stephanie Elm
Bad Brückenau, Montag, 19. Februar 2018
Mit einem neuen Konzept will Jörg Schäfer-Wirsing auf den auf Mottener Dorfplatz.
Die Idee hört sich einfach und einleuchtend an: Jörg Schäfer-Wirsing möchte in Motten Direktvermarktung und Nahversorgung kombinieren und so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die ortsansässigen Landwirte sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Ware direkt vor Ort zu verkaufen und die Mottener Bürger können so auf kurzen Wegen einkaufen.
Die Lösung könnte in vier Automaten liegen, deren Standort Jörg Schäfer-Wirsing am Dorfplatz sieht. "Es sind vier Automaten angedacht für Fleisch, Milch und Eier sowie eine Regio-Box. Das würde das Angebot vielfältig und interessanter machen." Die Regio-Box ist ein Verkaufsautomat, der mit unterschiedlichen Artikeln bestückt werden kann. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Backwaren, selbstgebrannte Schnäpse, oder auch Kartoffeln und Äpfel - je nach Saison - wären die potenziellen Verkaufsschlager.
Dass es funktioniert, hat Tobias Bayer schon erfahren. Der Mottener verkauft in Rothemann (Gemeinde Eichenzell) über einen Automaten Eier und Nudeln. Seit dem vergangenen Jahr hat er nahe den Haubenhöfen zwei mobile Hühnerställe stehen, die Eier aus Freilandhaltung gehen weg wie warme Semmeln. Auch in Poppenhausen hat der 24-Jährige einen Verkaufskühlschrank stehen: "Es funktioniert gut. Ich bin überzeugt: Die Region profitiert davon."
Magnus Ziegler, der in Motten bereits die Metzgerei betreibt, will auf dem Mottener Dorfplatz in einen zweiten Verkaufsautomaten investieren. Einen hat er bereits seit drei Monaten in Neuhof stehen und hat noch im November erfahren, wie schnell das Grillgut aus war. "Es gab viele Spontankäufe, so dass ich den Automaten alle zwei Tage auffüllen musste." Angenehm sei die "Arbeit" mit den Automaten, denn diese sind per App ans Handy gekoppelt. So erfährt der Automatenbetreiber sofort, wenn es Unregelmäßigkeiten in der Kühlung gibt oder der Bestand wieder aufgefüllt werden muss.
Das Wintersortiment umfasst eher abgepackte Bauern- oder Rohwurst sowie Getränke. Der 46-Jährige sieht das Konzept als Ergänzung zu den Läden im Ort: "Die Automaten kennen keine Sonntage und keinen Feierabend. Gerade nach den Öffnungszeiten der Läden wird das gut angenommen."
Die Zukunft des Ladens in Motten war auch ein Grund, warum Jörg Schäfer-Wirsing das Konzept entwickelt hat. Alfred Stumpf, Besitzer des Nahkaufs, will den Lebensmittelladen allerdings "noch zwei, drei Jahre weiterlaufen" lassen. Dass Lebensmittel im gleichen Ort auf ganz andere Weise verkauft werden könnten, sieht er gelassen: "Das soll jeder so machen, wie er meint. Ich glaube nicht, dass sich das rentiert."
In der Tat, die Anschaffungskosten treiben Jörg Schäfer-Wirsing etwas um: "Die Automaten müssten sich die Betreiber selbst besorgen." Mit circa 6000 Euro pro Automat ist das kein Pappenstiel. Tobias Bayer und Magnus Ziegler musste Jörg Wirsing jedoch nicht lange von seinem Konzept überzeugen.
Das Konzept, das sich der 35-Jährige erarbeitet hat, sieht einen "rustikalen Verschlag" vor, in dem die vier Automaten stehen. Zusätzlich soll Platz geschaffen werden für einen kleinen Verkaufsraum, auch für Marktveranstaltungen nutzbar. Ein saisonaler Bauernmarkt könnte hier einmal im Monat stattfinden. Der geplante Anlaufpunkt soll die "Belebung des Dorfplatzes" fördern. "Wenn sich das über die Landesgrenzen herumspricht, könnte das zum Selbstläufer werden", spekuliert Jörg Schäfer-Wirsing.
Das Konzept liegt Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) bereits vor, doch müssen die Details noch besprochen worden. Der Idee steht er "grundsätzlich positiv gegenüber", doch ist ihm das "Konzept bislang noch zu vage". "Was, wer, wie und wo" soll genau geklärt werden, hier müsse auch der Gemeinderat eingebunden werden. Daher kann das Gemeindeoberhaupt über eventuelle finanzielle Unterstützung noch nichts sagen. Dass die Idee auf dem Dorfplatz realisiert werden könnte, hält Vogel für möglich. Doch müsse gewährleistet sein, dass "der Dorfplatz auch weiterhin auch für andere nutzbar sein muss", so Jochen Vogel. "Der Dorfplatz darf nicht zugestellt werden."
INFO: Wer Weiteres über das Nahversorgungskonzept von Jörg Schäfer-Wirsing erfahren möchte oder daran teilnehmen möchte, kann mit dem Initiator Kontakt aufnehmen: joerg-wirsing@web.de
In Bad Brückenau gibt es schon seit einigen Jahren keinen Wochenmarkt mehr. Das damalige "Forum Bad Brückenau" hatte unter der Federführung von Josef Dörflinger einen "Grünen Markt" ins Leben gerufen. Dessen Verwaltung wurde mittlerweile von der Stadt Bad Brückenau übernommen. Im Laufe der Zeit sprangen verschiedene Anbieter ab, im Moment bauen samstags nur zwei Einzelhändler ihre Stände auf, dies aber "regelmäßig" mit entsprechender "Stammkundschaft", berichtet Michael Worschech von der Stadtverwaltung. "Markt" könne man dies nicht nennen, doch finden in der Stadt jedes Jahr im Frühjahr, im Herbst, an Allerheiligen und zum Stadtfest die verkaufsoffenen Sonntage statt, so Anja Feuerstein von Gewerbeamt. Sie ist Ansprechpartnerin für Interessierte, die am Marktplatz einen Verkaufsstand betreiben wollen: 09741-804-16 oder anja.feuerstein@bad-brueckenau.de