Druckartikel: Kleingolfanlage im Staatsbad sorgt für Wallung

Kleingolfanlage im Staatsbad sorgt für Wallung


Autor: Steffen Standke

Staatsbad Brückenau, Freitag, 23. Sept. 2022

Ein neues "Therapiesportangebot" mit sechs Bahnen im Kurpark reißt alte Wunden zwischen Kurverwaltung und städtischen Vertretern auf. Darf man bald nicht mehr dort spazieren gehen?
Das "Putting Green" auf der Übungswiese im Kurpark (hinten: Sinntalhof) soll an die Wandelhalle umziehen. Dort entstehen sechs Golfbahnen für Klinikgäste. Das freut nicht jeden.


Wer in den vergangenen Wochen durch den Kurpark zwischen Marienkirche und Sinntalhof im Staatsbad Brückenau schlenderte, dem sind sie garantiert aufgefallen: die ins Gras gemähten ovalen Flächen, im hinteren Drittel mittig mit einem Holzpflock markiert. Es sind Vorboten eines Projektes, das unter dem Namen "Kleinanlage Landschaftsgolf" läuft und das scheinbar Konfliktpotenzial in sich birgt.

Meditatives Golfen als "neue Form der Naturbegegnung mit sportlicher Betätigung" und "Therapieangebot in den eigenen Parkanlagen" - darum geht es der Kurverwaltung laut einem Bauantrag. Auf einer in den Park eingebetteten Kleingolfanlage mit sechs Bahnen sollen Patienten der örtlichen Kurkliniken körperlich und mental wieder hochkommen.

Golf gespielt werden kann im Kurpark schon seit den 1990er-Jahren. Allerdings beschränkte sich das auf eine Übungswiese nördlich der Sinn, der "Driving Range" mit ihren Entfernungsschildern. Dort konnten Freizeitgolfer Abschläge üben und gleich daneben auf einem "Putting Green" das Einlochen.

Besonders nachgefragt war das Angebot anscheinend nicht. Selten sah man Golfer auf dem Areal. Stattdessen eroberten alle Arten von Parkbesuchern die Driving Range - vom Spaziergänger über stöckchenwerfende Hundeliebhaber bis zu Yoga-Praktizierenden.

Flächen testweise gemäht

Nun soll der Golfbereich ausgeweitet und gleichzeitig eingegrenzt werden. Seit dem Frühjahr wurden die angesprochenen ovalen Flächen regelmäßig gemäht. Die dort geplanten je drei Golfbahnen nördlich und südlich der Sinn erhalten je ein Abschlag- und Lochareal (Green) sowie einen "Fairway" (Zwischenbereich).

Zwei von ihnen streifen die Driving Range noch; die anderen liegen komplett außerhalb. Die alte Übungsfläche wird auf 40 Meter Breite geschrumpft, der Rest mehr oder weniger der Natur zurückgegeben, sprich nicht regelmäßig gemäht.

Laut dem stellvertretenden Kurdirektor Titus Tesar geschieht das in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt und dem Wasserwirtschaftsamt. Denn der Kurpark und damit die Golfanlage liegen im Überschwemmungsgebiet der Sinn. Deshalb wurde schon früh gemäht - um zu sehen, wie die Natur das Vorhaben verträgt.

Im Bad Brückenauer Stadtrat kam die Landschaftsgolfanlage an sich gut an. Nicht aber, wer sie vermutlich künftig nutzen darf. Oder eben nicht darf. Die Aussage im Bauantrag, die Anlage sei "ausschließlich den Patienten der örtlichen Kurkliniken im Staatsbad" vorbehalten, lässt viel Raum für Deutungen.

Und so fragte Karin Ott (CSU), ob auch Gäste der beiden staatlichen Rehahäuser Golfen dürften oder nur die der privaten Betty-Ford- und der Limes-Schlossklinik. Und wie sei das mit Hescuro, dem ehemaligen Regena, das sie der Stadt Bad Brückenau zurechnete.

Dieter Seban (CSU) fand es schade, dass die Stadt als Nichteigentümer der Kurparkflächen kein Mitspracherecht besitze. Er hätte es gern gesehen, wenn auch ortsansässige Kurhalter und Vermieter ein Spielrecht bekämen. Und überhaupt: "Es ist nicht geklärt, ob auch Kurgäste der Stadt die Anlage nutzen dürfen."

Dirk Stumpe (PWG) äußerte sich drastisch. Der Graben zwischen Staatsbad und Stadt werde noch tiefer als bisher gegraben. Dabei sei die Golfanlage ein Projekt, das beider Attraktivität steigern könne. So aber werde eine Zweiklassengesellschaft geschaffen - nicht mal zwischen Kurgästen von Stadt und Staatsbad, sondern zwischen Nutzern der Kliniken und "gewöhnlichen"

Staatsbad-Gästen. Stumpe hält es für eine Frage der Zeit, wann der Golfbereich im Park aus Sicherheitsgründen eingezäunt werde.

Zimmermann: Zugang für alle

Adelheid Zimmermann (FDP) wünschte, dass alle Bad Brückenauer und Kurgäste auf der Golfanlage spielen können sollten. Über den Preis dafür müsse man verhandeln. Florian Wildenauer (SPD) forderte "gleichberechtigten Zugang" für alle Genannten.

Der Stadtrat stellte eine Stellungnahme zum Bauantrag der Kurverwaltung zurück. Genehmigen muss ihn eh das Landratsamt. Für weitere Informationen soll Kurdirektorin Andrea Schallenkammer, Tesar und/oder ein Vertreter des planenden Landschaftsbüros Dietz aus Elfershausen in die nächste Sitzung kommen.

Auf Nachfrage präzisierte Tesar, dass das "meditative Golfspielen" als kostenloses Angebot "für alle Gästekarteninhaber des Staatsbades" gelte. Damit wären die Patienten der privaten und staatlichen Kliniken im Stadtteil einbezogen, aber eben nicht die Bad Brückenauer und deren Gäste.

Das sei wie bisher bei Tennis, Minigolf und in der Wandelhalle. Eine Einzäunung des Golfareals sei schon aus Hochwassergründen nicht erlaubt und nicht geplant. Die Wegebeziehungen würde erhalten bleiben. Bei Begegnungen von Golfern mit Spaziergängern setzt Tesar auf gegenseitige Rücksichtnahme.