Kleines Privatmuseum in Geroda
Autor: Stephanie Elm
Geroda, Sonntag, 02. Sept. 2018
Von A wie Ansichtskarte bis Z wie Zahnputzbecher: Das Privatmuseum von Christina Dietrich und Karl Engelhardt hat viel Praktisches vor dem Schrott bewahrt.
Zunächst ist das Auge überfordert. Überall, auf jedem Quadratzentimeter, stehen, hängen und stapeln sich Antiquitäten. Man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Am besten, man lässt sich führen, und zwar von Christina Dietrich, die mit ihrem Mann Karl Engelhardt das kleine Privatmuseum unterhält.
Angefangen hat alles vor 30 Jahren mit einer Fisch-Schaufel aus Emaille. Die hatte Karl Engelhardt vor dem Schrott gerettet. Das Ehepaar unternahm viel, bis das ganze Löffelset inklusive Kellenhalter komplett war. Von allen Schmuckstücken, die in ihrem Besitz sind, wird dies besonders in Ehren gehalten und ist in der Küche regelmäßig in Gebrauch. Seit damals haben die beiden noch viele schöne Dinge vor der Tonne bewahrt.
Von A wie Ansichtskarten bis Z wie Zahnputzbecher ist wirklich alles auf den circa 25 Quadratmetern des kleinen Museums zu finden. "Ich könnte drei bis vier Haushalte ausstatten", ist Christina Dietrich überzeugt. So mancher Student hat schon den Weg zu ihr gefunden und Dinge mitgenommen. Brotkasten und Töpfe - der Nachhaltigkeitsgedanke ist im ganzen Raum spürbar. Der Student mag sich gedacht haben: "Das ist schon so alt, mit dem werde ich auch noch alt."
Stahltöpfe, Gusseisenpfannen oder Emaille-Kannen in Kobaltblau - diese Artikel waren früher den Haushalten der gehobenen Gesellschaftsschicht vorbehalten, da aufwendig verarbeitet und daher teuer - "das sind doch Rohstoffe, und es hat sich jemand mit der Herstellung Mühe gegeben. Das kann man doch nicht einfach wegschmeißen", so Dietrich.
Jedes Ausstellungsstück hat seine Geschichte, die 59-Jährige kennt sie fast alle. Den Besuchern kommen Erinnerungen an die großmütterliche Küche oder die Werkstatt von Opa. Es ergeben sich Gespräche, all das genießen Christina Dietrich und Karl Engelhardt. Sie sei froh, dass sie sich damals von dem Charme des "alten Zeugs" mitreißen ließ, sagt Dietrich.
Nicht viele Besucher schauen rein, nur wenn der Autobahnverkehr über die Umleitungstrecke durch Geroda rollt, fällt eventuell dem einen oder anderen das Haus über der Thulba auf. Wenn Dietrich zuhause ist, schließt sie dann gerne die Tür zu ihren Schmuckstücken auf. Als in Schweinfurt noch Amerikaner stationiert waren, hatte sie regelmäßig Besuch: "Für die war das klasse." Spinnräder, Bettpfannen oder alte Handtaschen waren heiß begehrt.
Heute geht der Trend zu schnell wechselnden Moden. "Es nimmt sich keiner mehr Zeit", bedauert Dietrich. Dabei kann man sehr gut auch zu einer modernen Küche ein altes Einzelstück kombinieren: "Man braucht nur ein bisschen Muße und Fantasie".