Kein Donut-Dorf, aber mehr Bauland
Autor: Sebastian Schmitt
Wildflecken, Sonntag, 27. März 2022
Der Wildfleckener Marktgemeinderat sucht Flächen für ein Neubaugebiet im Ortsteil Oberbach. Auch das Baugebiet "Oberer Kapellenweg" in Wildflecken wird erweitert.
Die von Knappheit geprägte Bauplatzsituation in Oberbach beschäftigt den Wildfleckener Marktgemeinderat bereits seit einigen Monaten. In der Zwischenzeit wurden alle privaten Bauplatz-Eigentümer angeschrieben, um einen Überblick hinsichtlich einer möglichen Verkaufsbereitschaft zu bekommen. Das Interesse der privaten Eigentümer, ihre Grundstücke zu verkaufen, ist laut Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) nicht besonders groß. Aktuell befindet sich in Oberbach nur noch ein Bauplatz in gemeindlichem Eigentum. Daher besteht nach Auskunft des Rathauschefs dringender Handlungsbedarf, zumindest eine kleine Anzahl an Bauplätzen zu erschließen und für Bauwillige bereitzustellen.
Mit den Marktgemeinderäten aus Oberbach gab es eine Ortsbesichtigung, bei der mögliche Flächen für die Erschließungen von Bauplätzen unter die Lupe genommen wurden. Zunächst haben die Räte die sogenannten "Schmitten-Äcker" entlang der Staatsstraße an der Einfahrt Oberbach-West besichtigt. Dort wäre die Erschließung recht aufwendig und die Zufahrtsstraße sehr lang. Außerdem liegen die Flächen direkt an der Staatsstraße und diese liegt höher als das mögliche Baugebiet, daher wäre die Lärmbelastung sehr hoch.
Noch zwei Bauplätze
Als weitere Möglichkeit könnte man oberhalb des Pfarrheimes noch zwei weitere Bauplätze erschließen. Dort ist jedoch auch die Lage problematisch, da Kanal- und Wasserleitungen etwa ab der Höhe Friedhofsmauer hergestellt werden müssten. Die Straße ist in diesem Bereich relativ neu und müsste bei einer Erschließung auf einer relativ langen Strecke geöffnet werden. Die Lage direkt an der Staatsstraße und an der Brücke über die Bergstraße wurde von den Räten als problematisch angesehen, da man durch das Widerlager der Brücke eine hohe Lärmbelästigung hätte.
Als sinnvollste Möglichkeit wurde daher von den Kommunalpolitikern die Erweiterung des Baugebietes "Dürre Wiese" eingeschätzt. Zwar müsste man noch Grunderwerb tätigen, aber die Erschließung wäre nach Rücksprache mit dem ortsansässigen Bauunternehmen Väth relativ einfach und kostengünstig zu realisieren. Gemeinderat Holger Trump (CSU/PWG/OWII) stimmte der Einschätzung von Bürgermeister Kleinhenz zu und sprach sich für die Erschließung von weiteren Bauplätzen in Oberbach aus. Trump befürwortete die Erweiterung des Baugebietes "Dürre Wiese". Außerdem sprach der Oberbacher Gemeinderat an, dass durch die Höhenlage der Grundstücke oberhalb des Pfarrheimes möglicherweise der Wasserdruck für die Trinkwasserversorgung nicht ausreiche.
Hohe Lärmbelästigung
Ratsmitglied Christoph Schmitt (PWW) war ebenfalls der Meinung, dass die einzig sinnvolle Möglichkeit die Erweiterung des Baugebietes "Dürre Wiese" sei. Die "Schmitten-Äcker", wie auch die möglichen Bauplätze am Pfarrheim, würden zu nah an der Staatsstraße liegen und hätten dadurch eine hohe Lärmbelastung. Bürgermeister Kleinhenz ergänzte, dass im Ortskern derzeit keine Anwesen vom Leerstand bedroht seien und in den letzten Monaten viele Bestandsimmobilien an junge Familien veräußert worden sind. Kleinhenz werde das Gespräch mit den jeweiligen Grundstückseigentümern suchen, um baldmöglichst den nötigen Grunderwerb sicherstellen zu können. "Die Dorf- und Siedlungsentwicklung in unseren Ortschaften ist mir ein sehr wichtiges Anliegen. Hierbei geht es darum, jungen Menschen und Familien mit einem entsprechenden Bauplatzangebot zu helfen, ihre Wohnhausträume zu verwirklichen", so Bürgermeister Kleinhenz. Um eine ziel- und bedarfsgerechte Baulandentwicklung betreiben zu können, will die Gemeinde nun den tatsächlichen Bedarf ermitteln. In den Wildfleckener Nachrichten wird ein entsprechender Aufruf an die Bevölkerung erfolgen, um Bauinteressenten, die ernsthaft beabsichtigen, in den nächsten fünf bis sieben Jahren im Ortsteil Oberbach ein Wohnhaus zu errichten, herauszufinden.
Bei allen Überlegungen zur Schaffung neuer Baugebiete oder Bauplätzen sollen die Ortskerne auf keinen Fall leiden oder gar aussterben, fordert Kleinhenz. Sogenannte "Donut-Dörfer", in denen im Außenbereich Neubaugebiete entstehen und die Dorfmitten leer stehen, haben nach Ansicht des Rathauschefs keine Lebensqualität und verursachen lediglich unnötigen Flächenverbrauch und erhöhte Allgemeinkosten.
Keine Einwände hatte der Marktgemeinderat Wildflecken bei seiner jüngsten Sitzung gegen einen Bauantrag zum Umbau und zur Aufstockung des bestehenden Dachgeschosses eines Wohnhauses in der Bergstraße in Oberbach. Das Gremium stimmte dem geplanten Bauvorhaben und den beantragten Abweichungen vom Bebauungsplan zu.