Druckartikel: Jedes Produkt kostet auch Wasser

Jedes Produkt kostet auch Wasser


Autor: red

Poppenhausen, Donnerstag, 19. Februar 2015

"Virtuelles Wasser" auf der Wasserkuppe will das Bewusstsein schärfen, dass bei der Herstellung von Produkten auch viel Wasser verbraucht wird - ein Lebensmittel, das vielen wasserarmen Ländern dadurch entzogen wird.
"Virtuelles Wasser" - ganz real, und zwar auf der Wasserkuppe. Von links Torsten Raab, Leiter der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön sowie Volker Strauch, Leiter des Umweltzentrums Fulda.


Jedes Produkt, das wir kaufen, hat seinen Preis - in mehrerer Hinsicht. In die Produktion fließen Arbeitskraft und Ressourcen ein. Wenige wissen, dass bei der Herstellung von Produkten auch Trinkwasser verbraucht wird - oft erstaunlich viel. Das will die Ausstellung "Virtuelles Wasser" deutlich machen, die bis Ende März im Groenhoff-Haus auf der Wasserkuppe zu sehen ist. Gerade für die Winterwanderer und Wintersportler ist das eine gute Gelegenheit, bei ihrem Aufenthalt in der Rhön einmal hereinzuschauen.
Der direkte Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser ist in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken und beträgt inzwischen etwa 123 Liter pro Tag. Mit Blick auf die heimische Trinkwasser-Versorgungslage besteht damit kein Anlass zur Beunruhigung. Deutschland hat in der Regel Wasser genug. Gleichzeitig aber verbraucht jeder Mitteleuropäer täglich indirekt weitere 4000 Liter Wasser über die Produkte, die er kauft und verbraucht. Dies ist Wasser anderer Länder, in denen Trinkwasser häufig eher knapp ist. So stecken in einem Kilo Rindfleisch aus Südamerika rechnerisch 9750 Liter Wasser, das zum Beispiel zur Herstellung des Sojafutters oder zum Tränken der Rinder benötigt wird.
Diese Zusammenhänge anschaulich darzustellen, ist Ziel der 2013 vom Umweltzentrum
Fulda konzipierten Ausstellung "Virtuelles Wasser", die seither als Wanderausstellung bereits an mehreren Orten zu sehen war. Auf Roll-Ups und anhand von Exponaten wird der Blick der Besucher für den heimlichen zusätzlichen Wasserverbrauch geschärft. Die dabei gewonnene Erkenntnis kommt für viele überraschend. Die Spartaste an der WC-Spülung allein tut es - global betrachtet - wohl nicht ...

Rinder vor Menschen

"Die Verbraucher der Industrieländer entziehen den Erzeugerländern Wasser", sagt Volker Strauch, Leiter des Umweltzentrums Fulda und, zusammen mit der Diplombiologin Ellen Ploß, geistiger Vater der Ausstellung. "Dieser Zusammenhang ist den meisten Menschen noch nicht bewusst. Kritisch zu betrachten ist der Wasserentzug vor allem in Ländern, die ihrer Bevölkerung keinen ausreichenden Zugang zu hygienisch einwandfreiem Wasser bieten können. Da sind dann im Zweifel die Rinder, deren Fleisch exportiert wird, besser mit Wasser versorgt, als viele Einheimische. Das sollte man als Käufer zumindest wissen."
Torsten Raab, Leiter der Hessischen Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön, betont: "Eine wichtige Säule unserer Arbeit ist die Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Mit der Ausstellung möchten wir deutlich machen, dass jede einzelne Kaufentscheidung hier in der Region auch globale Auswirkungen hat." Als Teil eines weltumspannenden Netzwerks von UNESCO-Biosphärenreservaten wollen die Veranstalter in der Rhön immer wieder einmal auch den Blick nach außen lenken. Raab: "Obwohl sie keinen unmittelbaren Bezug zur Rhön hat, ist diese Ausstellung daher bei uns thematisch sehr gut verortet."
Die Ausstellung im Groenhoff-Haus auf der Wasserkuppe, ist bis zum 29. März 2015 täglich zu besichtigen.
Das Biosphärenreservat Rhön im Internet: www.brrhoen.de. red