"Jede und jeder kann helfen": Weitere Hilfstransporte aus Bad Brückenau geplant
Autor: Rebecca Vogt
Bad Brückenau, Dienstag, 08. März 2022
22 Fahrer machten sich aus Bad Brückenau auf in Richtung der polnisch-ukrainischen Grenze. Zurückkamen sie mit 20 Geflüchteten und der Gewissheit, so schnell wie möglich weitere Hilfen zu organisieren und sich erneut auf den Weg zu machen.
In den frühen Morgenstunden - genau gegen 3.42 Uhr - erreichte am vergangenen Sonntag ein Fahrzeugkonvoi die Einfahrt an der evangelischen Kirche in Bad Brückenau. An Bord: 20 ukrainische Geflüchtete, ein Hund und 22 deutsche Helfer, die sich am Freitag zuvor gegen 14.30 Uhr mit einem Hilfstransport von der Kurstadt aus auf den Weg in Richtung der polnisch-ukrainischen Grenze gemacht hatten.
Es ist ein Fahrtweg von über 1000 Kilometern, den die Helfer auf der Hinfahrt vollbepackt mit Sachspenden wie Trinkwasser, Windeln oder etwa Isomatten zurücklegten, und auf der Rückfahrt mit den Geflüchteten und den Eindrücken von dort, die sich fest ins Gedächtnis eingeprägt haben.
In Nähe der ukrainischen Grenze
Etwas mehr als 16 Stunden waren die Fahrer mit neun Fahrzeugen unterwegs. Am Samstagmorgen um 7 Uhr kam der Tross in der polnischen Stadt Przemysl an, wie die Initiatoren des Hilfstransports, Uwe Schindler und Christian Bieler, berichten. "Von dort sind es noch circa 25 Minuten Fußweg bis zur ukrainischen Grenze", erklären sie.
Die Sachspenden gaben sie vor Ort in einem geschlossenen Supermarkt ab, der von polnischen Helfern zu einer Sammelstelle umfunktioniert worden ist. "Wir haben unsere Sachen sehr früh abgegeben, eine halbe Stunde später - und wir hätten den halben Tag gewartet."
Danach fuhren die Bad Brückenauer Helfer auf die andere Seite des Supermarktes, wo ein großer Parkplatz ist. "Der ganze Platz war voller Busse, Polizei, Feuerwehr und Geflüchteten, dazwischen Pavillons", beschreibt Bieler. Von polnischer Seite aus sei erst tags zuvor eine alte Zugstrecke reaktiviert worden, so dass quasi gleichzeitig mit dem Eintreffen der Helfer aus Bad Brückenau auch der erste größere Schwung an Geflüchteten ankam.
Völlig apathische Blicke der Geflüchteten
Im Gebäude selbst trafen die Helfer auf "mehrere tausend Menschen", vor allem Frauen und Kinder, die auf dem Boden kauerten. "Teilweise waren auch Verletzte dabei und der Blick bei vielen völlig apathisch", berichtet Helfer Christian Wirth. "Jeder von uns, der in dem Gebäude war, wird die Bilder nicht mehr los." Er habe sich dann ein Schild gebastelt und mit einem Edding-Stift "Transport to Germany" (Transport nach Deutschland) darauf geschrieben.
Eine Frau habe auf das Pappschild gedeutet, als er an ihr vorbeikam. "Sorry, we are full", musste Wirth da bereits sagen. Alle Plätze für die Rückfahrt waren belegt. Er stellte das Schild zu einem Mülleimer. "Es hat keine Sekunde gedauert, da hat sie sich den Karton geschnappt und einem kleinen Jungen als Unterlage gegeben", berichtet Wirth. "Es muss wirklich was passieren, das war das schlimmste Erlebnis überhaupt."