Druckartikel: In der Grundschule Zeitlofs rumort es

In der Grundschule Zeitlofs rumort es


Autor: Ulrike Müller

Zeitlofs, Freitag, 11. Oktober 2013

Kaum hat das neue Schuljahr begonnen, macht sich bei den Eltern der Zeitlofser Grundschüler Unmut breit: Auf Kosten der Kinder würden Stunden gespart. Das Schulamt hält dagegen: Wer kleine Schulen erhalten will, müsse den Unterricht gerecht auf alle aufteilen.
Eltern von Zeitlofser Schülern sind unzufrieden. Foto: Ulrike Müller


Claudia Lekutat-Helmert ist aufgebracht. "Hier werden Stunden gespart, und zwar auf Kosten der Kinder!" Die Vorsitzende des Elternbeirates der Grundschule Zeitlofs hat selbst zwei Jungs, die im vergangenen Schuljahr noch in die zweite Klasse gingen, die jahrgangsgemischt unterrichtet wurden. Super sei das gelaufen, sogar Flötenunterricht habe es gegeben. Nun aber ist alles anders.

Hintergrund: Im Juli wurden Ingard Kraemer, die seit dem Jahr 2000 die Grundschule leitete, und ihr Stellvertreter Alfred Pauthner in den Ruhestand verabschiedet. Der Wegfall dieser "gestandenen bayerischen Lehrer", wie es Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU) ausdrückt, ist ohnehin eine Zäsur im Schulalltag. Dazu kommt, dass die Schülerzahl von 62 im vergangenen auf 58 Kinder in diesem Schuljahr abrutschte.

Das Staatliche Schulamt im Landkreis Bad Kissingen entschied sich dafür, die Struktur der Klassen neu zu ordnen: 20 Erst- und Zweitklässler werden in einer Klasse unterrichtet. Der andere Teil der Zweitklässler sitzt ebenfalls jahrgangsgemischt mit den Drittklässlern auf der Schulbank (22 Kinder). Nur die Übergangsklasse ist mit 16 Schülern noch jahrgangsrein.

Schülerschnitt liegt unter Durchschnitt

Zweit- und Drittklässler gemeinsam zu unterrichten sei zwar selten, aber durchaus legitim, erklärt Schulamtsdirektor Josef Hammerl auf Anfrage der Saale-Zeitung. "In Zeitlofs sind im Durchschnitt 19,3 Schüler in einer Klasse", führt Hammerl weiter aus. "Der Schülerschnitt liegt im Landkreis bei 20,5 und in Unterfranken sogar bei 20,7." Auch Barbara Butz - die Rektorin der Grundschule in Bad Brückenau hat übergangsweise die Schulleitung in Zeitlofs übernommen - unterstützt diese Einschätzung: "Die Schule ist noch gut versorgt im Vergleich zu anderen Schulen." In Brückenau gingen durchschnittlich 21,8 Kinder in eine Klasse. Dort würden insgesamt fünf Klassen jahrgangsgemischt unterrichtet. Für die Eltern macht diese Einteilung trotzdem keinen Sinn.

"Ich habe die Vermutung, dass hier die Qualität so weit heruntergeschraubt wird, bis die Eltern ihre Kinder freiwillig in einer größeren Schule einschulen lassen", sagt Lekutat-Helmert. Friedrich spricht von einer Diskriminierung des ländlichen Raumes gegenüber Ballungsgebieten. "Das ist ein verzettelter Lehrauftrag", sagt der Bürgermeister. Der Gemeinderat stehe hinter ihm. Gemeinsam mit 2. Bürgermeister Roland Limpert (Freie Wähler) wolle er kommunalpolitisch Druck machen.

Zum Teil ging das Schulamt bereits auf die Eltern zu: Neben 81 Pflichtstunden wurden zusätzlich sieben Stunden bewilligt, um die Jahrgangsmischung aufzufangen. Lekutat-Helmert bedauert aber, dass es keine Profilstunden mehr gibt. Laut Hammerl wurden keiner Grundschule im Landkreis diese Stunden zur Erweiterung des Angebotes bewilligt. Für die Helmert-Jungs gibt es deshalb keinen Flötenunterricht mehr.