Druckartikel: Immobilienverkauf in Bad Brückenau: Wer will das "Café Ludwig"?

Immobilienverkauf in Bad Brückenau: Wer will das "Café Ludwig"?


Autor: Steffen Standke

Bad Brückenau, Donnerstag, 08. Sept. 2022

Eines der wenigen Gebäude der Kernstadt, das den Stadtbrand von 1876 überstand, ist für knapp 300.000 Euro zu haben. Deswegen wollen die Besitzer es nach vielen Jahren veräußern.
Das Gebäude in der Ludwigstraße, in dem bis Ende 2020 das "Café Ludwig" firmierte, steht zum Verkauf. Interessenten können sich noch melden. Foto: Steffen Standke


Es ist ihm nicht anzusehen, aber das Gebäude Ludwigstraße 25 ist eines der wenigen, das den verheerenden Stadtbrand von 1976 überstanden hat. Bis November 2020 beherbergte das 1828 errichtete Haus das traditionsreiche "Café Ludwig". Nun wollen es die Besitzer verkaufen. Die Chancen stehen nicht schlecht.

In der Anzeige auf einem bekannten Kleinanzeigen-Portal im Internet, die am 20. August erschien, wird von einem "gepflegten Wohn- und Geschäftshaus in absoluter 1a-Lage mitten in der Fußgängerzone von Bad Brückenau" gesprochen. Das unterkellerte Mehrfamilienhaus verfüge über zwei Gewerberäume im Erdgeschoss, die einst ein "Café mit Gasträumen, Spülküche und Vorratskeller" beherbergten. Auf die drei Etagen darüber würden sich Wohnräume und im ersten Obergeschoss die ehemalige Backstube verteilen. Wohnfläche insgesamt: 230 Quadratmeter. Als Kaufpreis sind 295.000 Euro als Verhandlungsbasis genannt.

Immobilienmakler Matthias Jost ist zuversichtlich, das Gebäude des früheren "Café Ludwig" zeitnah veräußern zu können. Das würden einige Verkäufe auch in der Ludwigstraße aus der jüngeren Zeit belegen. Auf dem Immobilienmarkt herrsche immer noch ein Boom.

"Es gibt auch laufend Interessenten; aber es wurde noch kein Kaufvertrag geschlossen. Interessenten können sich immer noch melden", verweist der Makler darauf, dass die Anzeige erst wenige Wochen geschaltet ist. Jost fände es ideal, wenn ein Interessent im Erdgeschoss wieder ein Café oder eine andere gastronomische Nutzung einrichten würde. Aber auch ein reines Wohnhaus wäre möglich.

Bäckertradition seit 1953

Ursula Schmitz bestätigt, dass sie und ihr Mann Willy alle Maschinen sowie die Kühl- und Heizungsanlagen im Haus gelassen haben. Zum Jahresende hatte das Ehepaar das "Café Ludwig" aus Altersgründen geschlossen - nach 67 Jahren. Zwar hatten die Schmitz' die Konditorei und Bäckerei erst am 6. Juni 1995 übernommen und dem Geschäft seinen letzten Namen gegeben. Doch zuvor hatten es Johannes Faßnacht und seine Frau Edith seit Juni 1953 unter dem Label "Café Faßnacht" geführt. Tochter Ursula packte mit an.

Bei der Aufgabe des "Café Ludwig" hofften "Uschi" und Willy Schmitz noch auf einen Nachfolger. Der stellte sich nicht ein. Inzwischen hat sich das Ruheständler-Paar anderswo in der Bad Brückenauer Innenstadt ein Anwesen altersgerecht hergerichtet. Vor einem Dreivierteljahr zog es von der Ludwigstraße 25 dorthin.

Ihren langjährigen Wohn- und Arbeitsort hat Ursula Schmitz immer noch ins Herz geschlossen. Im Haus sei "keine Wand wie die andere". Viele Aus- und Umbauten hätten sein Antlitz von Grund auf verändert, zuletzt 1995. Vom ursprünglichen Bau von 1828 seien neben dem Kellergewölbe nur noch eine Fachwerkwand übrig. Aber: Das Gebäude sei nicht heruntergekommen. Was im Geschäft übrig geblieben sei, sei ins Haus geflossen.

Glockenfragment vom Stadtbrand 1876

Ein besonderes Erinnerungsstück verwahrt Ursula Schmitz noch bei sich: ein Teil der Kirchenglocke von St. Bartholomäus, das beim großen Stadtbrand 1876 ins Haus geschleudert worden war. Ihr Vater Johannes ließ es sich von einem Schmied auf einem Gestell fassen lassen.