Helfer vor Ort üben in Schönderling
Autor: Stephanie Elm
Schönderling, Sonntag, 02. Juni 2019
Zwei Autos sind ineinander verkeilt, drei Verletzte werden gemeldet, Feuerwehr und die Helfer vor Ort (HvO) sind schon da, der Rettungsdienst ist auf dem Weg.
Mehr wissen die HvOler nicht, vor Ort müssen sie sich ein Bild machen. Wer ist wie schlimm verletzt, wer muss als erstes behandelt werden? Für die HvOler ist das ein außergewöhnlicher Einsatz. Nicht nur, weil sie es in ihren normalen Einsätzen meistens mit Prellungen, Platzwunden oder auch einmal mit einer unerwarteten Hausgeburt zu tun haben, sondern auch, weil dieser Einsatz eine Übung ist.
Der HvO-Tag hatte in den letzten Jahren in Bad Brückenau stattgefunden, nun auf Grund der Initiative von Patrick Günther, selbst Rettungsassistent und HvOler in Schondra, in Schönderling. HvOler, Rettungssanitäter und Feuerwehrleute aus Schondra, Motten, Zeitlofs, Sinntal, Mittelsinn und Fellen bildeten sich acht Stunden lang weiter.
Besonders für HvOler, tagsüber in anderen beruflichen Bereichen tätig - also "nicht medizinisches Personal", ist es "schwierig, medizinische Entscheidungen zu treffen", weiß Günther. Schnell entsteht so das Gefühl der Überforderung. Der HvO-Tag schult theoretisch sowie praktisch und verhilft so zu mehr Routine und schneller Entscheidung im Notfall. Fachvorträge zu den Themen "Luftrettung", "Verletzungen der Haut" und "Unfalltrauma" füllten den Vormittag aus. Verschiedene Stationen lieferten Gelegenheit, das theoretische Wissen zu vertiefen. Ob Reanimation, Behandlung von Verbrennungen oder die Rettung von Verletzten wurde geübt.
Herzdruckmassage an der Reanimationspuppe
"Die Nachbesprechung ist fast noch wichtiger als die Übung", sagt Sandra Schuhmann, die seit vergangenem Jahr die Schondraer Helfer vor Ort unterstützt und nun zum ersten Mal beim HvO-Tag dabei ist. In der Realität war sie bislang erst fünf Mal im Einsatz. "Umso wichtiger sind solche Tage", unterstreicht sie die Notwendigkeit, sich immer weiterzubilden. Nützlich, realitätsnah und toll war der Tag für sie: "Es ist gut, wenn man hier die Fehler macht und verbessert wird. Das ist die beste Schulung."
Selbst der Nachwuchs mischt schon eifrig mit. Nick übt an der Reanimationspuppe. Eine eingebaute Kontrolltafel zeigt an, ob er im Notfall mit der Herzdruckmassage erfolgreich wäre. Auch wenn jeder Handgriff des Zwölfjährigen sicher und versiert erscheint, die Sicherheit bleibt nur durch kontinuierliches Üben. Zudem lernt man bei jedem Einsatz und auch bei jeder Übung dazu.
Patrick Günther ebenso: "Es ist wichtig, sich selbst kritisch zu hinterfragen". Für einen HvOler gibt es keine richtige oder falsche Entscheidung, eine Musterlösung gibt es nie, so der Schondraer.
Kommunikation ist wichtig, das kann man an fast jeder Station beobachten. Nachdem sich der Helfer vor Ort ein Bild gemacht hat, gilt es, eine Checkliste abzuarbeiten: Funktioniert die Atmung, wie ist der Kreislauf und gibt es neurologisch Defizite? Außerdem muss geklärt werden, ob Allergien oder Vorerkrankungen vorliegen oder ob der Patient bereits Medikamente nimmt. Was bei der Erstbehandlung in Erfahrung gebracht wird, übergeben die HvOler dem später eintreffenden Rettungsdienst. Professionelle Hilfe kann so viel schneller erfolgen. Eventuell können die HvOler auch schon die Medikamentengabe vorbereiten, selbst verabreichen dürfen sie keine.