Helfer vor Ort brauchen Verstärkung
Autor: Stephanie Elm
Motten, Sonntag, 01. Mai 2022
Sie sind schnell da, wenn jemand in Not ist. Jetzt ist die Personaldecke dünn geworden bei stetig mehr Einsätzen.
In Notfällen setzen sich in Motten seit mehr als fünf Jahren die Helfer vor Ort für eine schnellere Erstversorgung ein. Die gesetzliche Hilfsfrist von zehn bis 15 Minuten kann vom Rettungsdienst oft nicht eingehalten werden. Die Helfer vor Ort (HvO) sind in dieser Zeit bereits beim Patienten angekommen. Ihre Aufgabe ist es, die Situation objektiv zu erfassen und Fakten und Daten an die Leitstelle weiterzugeben. Bis der Rettungsdienst eintrifft, können sie Patienten und Angehörige versorgen und beruhigen.
2021 wurden die HvO zu 64 Einsätzen gerufen, 2020 zu 62, heuer bereits jetzt (Stand Kalenderwoche 16) zu 30 Fällen, berichtet Christian Schrott. Die Hundertermarke könnte diese Jahr "geknackt" werden, denn seit 2018 werden die HvO mit allen Notrufen alarmiert, nicht nur, wenn ein Notarzt dabei ist.
Eine Stunde pro Einsatz
Die zehn Minuten, die sie vor dem Eintreffen des Krankenwagens beim Patienten sind, ist rein rechnerisch und abhängig davon, ob die HvO in Kothen oder Motten Dienst haben und von wo der Rettungswagen kommt. Es gab auch Einsätze, in denen die Ersthelfer zusammen mit dem Patienten 25 Minuten auf den Notarzt warteten. Durchschnittlich dauert ein Einsatz 34 Minuten. Bis das Einsatzfahrzeug wieder auf seinem Parkplatz steht, ist nach Erstellen des Protokolls und Fahrtenbuchs jedoch eine Stunde vergangen.
Am Wochende 24 Stunden auf Abruf
Die Einsatzverteilung hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Da Speicherz vom Rettungsdienst von Bad Brückenau aus schneller zu erreichen ist, sind die HvO dort auch am seltensten. Im vergangenen Jahr wurden sie nach Speicherz zwei Mal gerufen (2020: neun Mal). In Kothen gab es 26 Einsätze (2020: 15) und in Motten 36 (2020: 38). Die Dienstzeit der HvO beginnt unter der Woche abends um 20 Uhr und endet am nächsten Morgen um 6 Uhr, an den Wochenenden und an Feiertagen sind sie täglich 24 Stunden auf Abruf. Innerhalb dieser Zeit wurden sie zu 42 Einsätzen gerufen (2020: 30). Aber auch außerhalb der Dienstzeiten machen sie sich auf den Weg zu Notfällen. 2021 war dies 22 Mal der Fall (2020: 32 Mal).
Intensiv und belastend
Die personelle Situation macht Christian Schrott derzeit Sorgen. Offiziell sind 22 Aktive gemeldet, tatsächlich sind nur 13 Ehrenamtliche einsatzbereit. "Das ist hart an der Grenze", sagt Schrott. Optimal wäre es, zu dritt ausrücken zu können, das sei überhaupt nicht mehr machbar. Manchmal sei sogar nur ein Ersthelfer auf dem Weg zum Einsatzort. "Das ist sehr intensiv und belastend." Auch die abendlichen und nächtlichen Einsätze konnten von den Ersthelfern teils nur schwer verarbeitet werden, einige hörten auf.
Bürgermeisterin Katja Habersack (parteilos) dankte dem gesamten HvO-Team ausdrücklich "für die sehr sehr wertvolle Arbeit" mit zeitlicher, emotionaler und psychischer Belastung: "Wir sind froh, dass wir euch haben", sagt sie und die Gemeinderäte spendeten Applaus. Sehr wichtig sei die Rekrutierung von weiteren HvO, damit die Arbeit auf mehreren Schultern verteilt werden könne. Habersack sicherte den Helfern vor Ort weiterhin die Unterstützung der Gemeinde zu.
HvO-Kontakt: Neuer Ansprechpartner der Helfer für Ort in Motten ist Thomas Statt. Unter Tel.: 0152/256 112 28 können sich Interessierte, die als HvO mithelfen wollen, melden.