Heilquellen: Vermarktung stockt
Autor: Julia Raab
Bad Brückenau, Mittwoch, 17. November 2021
Die Pläne, die Bad Brückenauer Heilwasser mehr in den Mittelpunkt zu rücken, verpuffen derzeit. Tut die Stadt genug, um in der Außenwirkung das Bild einer Gesundheitsstadt zu vermitteln?
Im Jahr 2015 belegte ein Gutachten über die hervorragende Qualität der beiden Heilquellen. Das passte wunderbar in das Konzept der Gesundheitsstadt Bad Brückenau. Die Stadt in diese Richtung nachhaltiger zu vermarkten, war ausgesprochenes Ziel der damaligen Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU).
Die Zulassung des Sprudels als ambulante Trinkkur Ende 2019 galt schließlich als Sahnehäubchen und Beginn einer neuen Vermarktungsstrategie. "Unsere Kompetenz ist die Gesundheit", hieß es damals aus dem Rathaus.
Klinik ohne Heilwasser
Doch einige Ziele und Vorhaben haben sich offensichtlich in Luft aufgelöst: Da war zum Beispiel das große Projekt, die Kurhalle zu sanieren, sowie das Wasser in das Konzept der benachbarten Franz von Prümmer Klinik einzubinden und die stärkere Vernetzung der Stadt mit den Akteuren, um nur wenige Punkte zu nennen.
In der Franz von Prümmer Klinik spielt das Heilwasser heute, sechs Jahre nach Veröffentlichung der Studie, keine Rolle. Das teilt Verwaltungsleiter Ralph Pleier auf Nachfrage mit. "Wir beziehen uns in der Klinik nicht auf den Sprudel", sagt er. Das liege vor allem an der kurzen Verweildauer der Patienten und an der Ausrichtung der Klinik. "Für rehabilitative Kliniken ist es hingegen eher interessant", fügt er noch hinzu. Die Sinntal Klinik und die Hartwald Klinik im benachbarten Staatsbad wären Beispiele für solche Kliniken.
Corona als Grund
Was die Sanierung der Georgi-Kurhalle angeht, so beschlossen Stadtrat und Bürgermeister im Frühjahr, das Thema um einige Jahre zu verschieben. Vorrang erhielt hier die Sanierung der Therme Sinnflut. Auf die Frage, ob die Stadt in den vergangenen Jahren konkrete Ideen, Seminare oder Angebote rund um den Georgi entwickelt habe, antwortet Bürgermeister Jochen Vogel: "Wir haben seit Frühjahr 2020 Corona."
Wegen personellem Wechsel und Krankheitsausfällen sei es darüber hinaus nur schwer möglich, den aktuellen Stand wiederzugeben. Der Rathauschef hoffe, dass die Situation ab kommendem Jahr wieder normaler wird.
Hotels fehlen
Badearzt Wolfgang Wildenauer verschreibt seit Jahrzehnten Badekuren und hat überaus positive Erfahrungen mit der Wirkung des Heilwassers gemacht. Er bestätigt, dass er in den vergangenen eineinhalb Jahren nur sehr wenige Trinkkuren verordnet habe. Die könne er an einer Hand abzählen.