Haus Waldenfels: Anwohner ziehen vor Gericht
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Freitag, 17. April 2015
Fast zwei Jahre ist es her, dass der Hang oberhalb der Baustelle für das neue Haus Waldenfels ins Rutschen gekommen ist. Nun klagen die Anwohner auf Schadenersatz.
Peter Ten hat sich an ein schwieriges Thema herangewagt. Für seine Seminararbeit untersuchte der Gymnasiast des Franz-Miltenberger-Gymnasiums den Hangrutsch oberhalb der Baustelle von Haus Waldenfels. "Informationen zu bekommen, war ein Risiko", erzählt der Schüler. Weder der Bauherr - die Carl von Heß'sche Sozialstiftung - noch die Leitung von Haus Waldenfels noch das leitende Ingenieurbüro haben ihm Auskunft gegen wollen. Auf Vermittlung der Saale-Zeitung bekam Ten schließlich Kontakt zu den Anwohnern.
Gutachter: Verformungen noch nicht zur Ruhe gekommen
"Wir haben Peter Ten gerne geholfen", sagt Josef Werner, Sprecher der Klägergemeinschaft, in der sich die wohl am stärksten betroffenen Anwohner Elke Heidelmeier, Albrecht Nöth und Josef Werner zusammengeschlossen haben.
Als sie Anfang Mai 2013 die ersten Risse an ihren Häusern bemerkten, schalteten sie einen Gutachter ein. Bis heute wird akribisch dokumentiert, was sich an den Anwesen tut.
Die Anwohner haben im Wesentlichen zwei Vorwürfe: In dieser topografisch schwierigen Lage hätte nicht gebaut werden dürfen. Und: "Trotz aller Beteuerungen der Stiftung hat sich die Lage nicht beruhigt", sagt Werner. Der Gutachter der Anwohner stellte Ende März fest, "dass die Verformungen trotz der Hangsicherung noch nicht zur Ruhe gekommen sind."
Dem widerspricht Stiftungsvorstand Marco Schäfer: "Für uns besteht kein Anlass zur Beunruhigung. Unsere Maßnahmen haben gegriffen, sonst hätten wir nicht weitergebaut." Auch der Bauherr hat bis heute regelmäßige Messungen laufen.
Schäfer: "Die Ergebnisse liegen innerhalb der Grenzwerte."
Auch Stiftung und Stadt klagen
Im Übrigen sieht sich die Carl von Heß'sche Sozialstiftung im selben Boot mit den Anwohnern. "Auch für uns stellt sich die Frage: Gibt es einen dritten Schadensverursacher?", erklärt Schäfer. Ihre Ansprüche lässt die Stiftung von der Versicherungskammer Bayern vertreten.
Auch die Stadt trug durch den Hangrutsch Schäden davon. Die Risse in der Hartstraße sind wohl am offensichtlichsten, aber auch Teile der Crailsheimstraße sind betroffen. "Unserer Rechtsanwälte haben sich zusammengesetzt", sagt Kämmerer Leo Romeis und meint damit nicht nur den Rechtsbeistand der Stadt Bad Brückenau, sondern auch die Anwälte der Anwohner und der Stiftung. Die Klageerhebung werde "zeitnah" erfolgen.
Schätzungen über die Schadenshöhe
Anders als die Anwohner hat die Stadt keine Dokumentation über die Schäden in Auftrag gegeben, sagt Romeis. Die Verwaltung habe aber selbst den Zustand der Straßen dokumentiert - sowohl vor als auch nach Baubeginn und Hangrutsch. Eines ist klar: "Es geht hier nicht um eine Rissesanierung", sagt Romeis. Die Hartstraße müsse insgesamt wieder hergestellt werden. Außerdem erwartet die Stadt einen Ausgleich für Sofortmaßnahmen, die Stadt nach dem Hangrutsch getroffen hat.
Für alle Schadensfälle, die die Stadt angehen, gilt: "Es gibt noch keine Gutachten über die Schäden. Es ist aber eine Schätzung gemacht worden, wie hoch die Schäden sein könnten", erklärt der Kämmerer. Wie hoch diese Summe ist, verrät Romeis nicht. Er spricht aber vage von "einigen 100.000 Euro".