Druckartikel: Gunther Emmerlich singt im Staatsbad Bad Brückenau

Gunther Emmerlich singt im Staatsbad Bad Brückenau


Autor: Ulrike Müller

Staatsbad Brückenau, Donnerstag, 05. Mai 2016

Gunther Emmerlich spricht er über seine Heimat, den politischen Umbruch 1989 und warum Dresden mehr ist als 2000 Demonstranten auf dem Theaterplatz.
Am 13. Mai tritt Gunther Emmerlich mit der Dresdner Michael-Fuchs-Band im Kursaalgebäude auf. Foto: Sächsische Konzert- und Künstlerdirektion


Er ist seit 50 Jahren im Musikgeschäft. Gunther Emmerlich startete seine Karriere an der Semperoper Dresden. Von 1972 bis 1992 gehörte er fest zum Ensemble. Seit Ende der 1980 wurde er auch durchs Fernsehen einem großen Publikum bekannt. Als Moderator und Gast trat er in vielen Unterhaltungssendungen auf. Im Herzen aber blieb er ein Mann des Theaters. Am 13. Mai präsentiert Emmerlich zusammen mit der Dresdner Michael-Fuchs-Band im Staatsbad Bad Brückenau sein aktuelles Programm "Die Welt und ich - 70 Jahre Emmerlich". Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr. Im Gespräch mit dieser Zeitung spricht er über seine Heimat Thüringen, den politischen Umbruch 1989 und warum Dresden mehr ist als 2000 Demonstranten auf dem Theaterplatz.

Herr Emmerlich, Sie stammen aus Thüringen. Welchen Ort lieben Sie denn am meisten in ihrer Heimat?
Gunther Emmerlich: Tabarz, am Fuße des Inselsberges. Dort mache ich seit 40 Jahren Urlaub. Ich habe auch schon den Rennsteig von vorne bis hinten erwandert, in Meiningen habe ich habe oft Theater gespielt, und in meiner ostthüringischen Heimat bin ich ohnehin regelmäßig.

Nicht weit Meiningen entfernt beginnt die Rhön. Kennen Sie die Gegend?
Ich bin erst im vergangenen Jahr zum andern in der Rhön gewesen - und ich fand dies sehr schön. In Bad Brückenau war ich auch schon, fragen Sie mich aber nicht wann. Im Staatsbad singe ich zum ersten Mal.

Was erwartet die Zuhörer?
Das Programm heißt "Die Welt und ich - 70 Jahre Emmerlich". Das sagt eigentlich schon alles. Ich lasse die Zeit Revue passieren: Swing, als ich auf die Welt kam, dann kamen Boogie-Woogie, die Beatles, die großen Musicals, Rock und Pop. Mein Markenzeichen ist ja die Vielseitigkeit. Es ist ein unterhaltsames Programm, sehr witzig, aber auch mit Momenten zum Innehalten.

Begonnen haben Sie Ihre Laufbahn an der Semperoper in Dresden. Das ist für viele erst der Höhepunkt ihrer Karriere...
Das war eine große Auszeichnung damals. 20 Jahre war ich fest im Ensemble. Erst nach der Wende habe ich freischaffend gearbeitet. Die Angebote außerhalb des Theaters waren einfach zu reizvoll. Auch internationale Angebote haben mich gelockt. Insofern war das eine gescheite Entscheidung, die ich getroffen habe.

Warum?
Nur so konnte ich Gastauftritte zum Beispiel vor dem König in Oslo, in New York oder Hong Kong annehmen.

Ist das Fernsehen Ihre wahre Leidenschaft?
Ganz im Gegenteil. Ich habe das Theater dem Fernsehen immer vorgezogen. Ich bin ein Mann des Theaters. Ich könnte mir ein Leben ohne Fernsehen vorstellen. Nicht aber ohne Theater. Das heißt allerdings nicht, dass mir Fernsehen keine Freude machen würde.

Zur Zeit macht Dresden weniger mit Kultur als vielmehr mit den Kundgebungen von Pegida Schlagzeilen...
... und ich finde es sehr bedenklich, dass Dresden von Seiten der Medien auf 2000 Demonstranten reduziert wird. Die Stadt hat weitaus mehr zu bieten - und zwar seit Jahrhunderten. Und auch heute gehen 500.000 Menschen täglich ihrer guten Arbeit nach und spazieren am Sonntag.

Heute stehen auf dem Theaterplatz Leute und rufen "Wir sind das Volk!" Wie geht's Ihnen damit?
Ich finde das unverschämt. Ich habe 1989 die Künstler-Demo geleitet. Wir waren Hundertausende. Wir konnten mit Fug und Recht sagen: Wir sind das Volk!

Beteiligen Sie sich an den Gegenveranstaltungen?
Als Herbert Grönemeyer vor der Frauenkirche gesungen hat, bin ich hingegangen. Ich wollte ein Zeichen setzen. Ansonsten gehe ich weder zu rechten noch zu linken Veranstaltungen. Das ist doch, was uns die deutsche Geschichte lehrt: Wir hatten zwölf Jahre Rechts und 40 Jahre Links. Die Hinterlassenschaften kennen wir. Das muss uns doch zu denken geben.


Das Gespräch führte Ulrike Müller.