Grundsteinlegung der Speicherzer Kirche gefeiert
Autor: Stephanie Elm
Speicherz, Mittwoch, 10. Juni 2015
Zum 90. Male jährt sich der Beginn des Baus der Speicherzer Kirche. Grund genug, um richtig zu feiern und ein Festprogramm für die Gäste zu bieten. Unter anderem gibt es Orgelkonzerte, Führungen sowie Essen und Trinken.
Zusammen mit dem Pfarrfest feiert Speicherz am kommenden Sonntag, 14. Juni, den 90. Jahrestag der Grundsteinlegung der Kirche St. Joseph. Seit Januar laufen die Vorbereitungen für das Fest. Rudolf Klug, Vorsitzender der Kirchenverwaltung, hat um sich "eine fest-erfahrene Gruppe". Unter ihnen Maren Ebert.
Obwohl dies ihr erstes größeres Event als Pfarrgemeinderätin ist, macht die 20-Jährige keinen großen Rummel daraus. "Hilfe braucht man bei einem Fest immer." Sie hat ein Quiz zu Geschichts- und Kirchenfragen entworfen, dessen Erlös den Speicherzer Ministranten zugute kommt.
"Es ist zwar ein junges Jubiläum, aber das muss damals für die Speicherzer ein sehr einschneidendes Ereignis gewesen sein", versucht Rudolf Klug sich in die Lage der Bevölkerung aus dem Jahr 1925 hineinzuversetzen. Bis dahin mussten die Speicherzer die Gottesdienste in Volkers besuchen.
Auch für Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen nahmen sie den beschwerlichen Weg zum Volkersberg in Kauf. 1925 endlich wurden in Speicherz alle Vorbereitungen für den Kirchenbau getroffen. Am 20. Oktober, dem Wendelintag, wurde der Grundstein gesetzt. Der heilige Wendelin ist der Schutzpatron der Hirten, Bauern und Landleute. 1908 war ein Kapellenbauverein gegründet worden, mit dem Ziel, im Ort eine eigene Kirche zu errichten. Bereits 1866 war hierfür ein 500 Gulden hohes Vermächtnis von Michael Hüfner vorhanden gewesen. Innerhalb von 50 Jahren sollte, wie testamentarisch festgehalten, eine Kapelle errichtet werden. Im Ersten Weltkrieg war dieser letzte Wille jedoch in Vergessenheit geraten. 1919 versuchte die Gemeinde erneut, den Kapellenbau voranzutreiben, scheiterte jedoch an den unsicheren Nachkriegsverhältnissen. Zudem war der von Michael Hüfner gestiftete Betrag durch die Inflation 1923/ 1924 entwertet worden.
Bischof stellt Messfeiern ein
Martha Hüfner, eine Nichte von Michael Hüfner, hatte 1921 ihr Grundstück an Prof. Dr. Winfried Englert verkauft, der in einem Nebengebäude eine kleine Kapelle eingerichtet hatte. Die Speicherzer kamen also schon 1922 in den Genuss von Messfeiern im eigenen Ort. Ein Jahr später stellte der Bischof diese Messfeiern wieder ein. Spei cherz wollte jedoch nicht ohne ortseigene Gottesdienste bleiben und beschloss 1923 einstimmig den Bau einer Kapelle mit Friedhof. Da der Bauplatz auf dem Anwesen von Martha Hüfner zu klein war, entschied man sich für die Stelle oberhalb der alten Schule. Die Kirche wurde mit viel Eigenleistung der Speicherzer errichtet.
Wie hoch der Wille für eine eigene Kirche war, zeigt sich daran, dass sie das Bauholz und den Sandstein unentgeltlich geliefert haben.
Auf Lohn verzichtet
Auch manche Handwerker verzichteten auf ihren Lohn. Die "Opferbereitschaft" nahm August Michael Hock, der damalige Brückenauer Stadtpfarrer, auf und sprach von "einer bemerkenswerten Leistung der Speicherzer Bevölkerung". Der Kapellenbauverein erhielt 1926 das Anwesen von Martha Hüfner. Durch Versteigerungen konnte der Verein einen Teil des Baudarlehens tilgen. Den Hof verkaufte der Verein wieder, behielt jedoch den Großteil an Wäldern und Wiesen. Durch deren Verpachtung und Holzertrag erhält der Verein noch heute den finanziellen Grundstock, den er benötigt, um den Statuten zu entsprechen.
Kapellenbauverein Riesenglück
Diese wurden zuerst 1908 festgehalten, 1954 überarbeitet und beinhalten immer noch den Kernzweck: "Erbauung und Instandhaltung einer katholischen Kapelle in Speicherz". Der Kapellenbauverein sei "für die Speicherzer ein Riesenglück", betonte Rudolf Klug. Bei der jüngsten Renovierung 2013/ 2014 konnte ein Drittel des Betrages vom Kapellenbauverein übernommen werden. Ein Jahr nach Baubeginn wurde die Kirche eingeweiht und dem heiligen Joseph gewidmet.
Seit 1990 Baudenkmal
1990 wurde sie zum Bau denkmal ernannt, mit der Begründung, dass noch der Originalzustand vorhanden war. Als Besonderheit wurden der Turm als Eingangshalle und das Sichtmauerwerk aus Naturstein genannt. Außerdem präge der "landschaftsbeherrschende Bau" das Ortsbild.
Festprogramm
Am kommenden Sonntag, 14. Juni, 9.30 Uhr, findet ein Festgottesdienst statt. Im Anschluss zieht dann die Kirchenparade zum Festplatz, wo mit Frühschoppen, Mittagessen, unter anderem mit gefüllter Lende und Klößen (ab 11.30 Uhr), Kaffee und Kuchen (ab 13.30 Uhr) sowie Abendessen (ab 17 Uhr) für Essen und Trinken gesorgt ist. Ab 14 Uhr gibt es Spiel und Spaß für Kinder. Um 13 und 15 Uhr finden kurze Orgelkonzerte statt, einmal von Steffen Link, einmal von Toni Will gegeben. Um 14 und um 16 Uhr werden von Heimatforscher Matthias Elm Führungen zur Kirchengeschichte angeboten, der Treffpunkt ist an der Treppe vor der Kirche. Die Bläserklasse aus Motten spielt ab 16.30 Uhr, die Döllautaler unterhalten dann ab 17 Uhr.