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Gerodas Bürgermeister zieht Bilanz


Autor: Ulrike Müller

Geroda, Dienstag, 29. April 2014

Nach 18 Jahren im Amt räumt Manfred Emmert seinen Stuhl. Seinem Nachfolger hinterlässt er ein bestelltes Haus.
Zusammen mit Pfarrer Carsten Friedel (links) kehrt Manfred Emmert den neu angelegten Weg hinauf zur Kirche. Es ist Emmerts letztes Projekt als Bürgermeister. Foto: Diana Emmert


Das Ende erinnert ein bisschen an den Anfang. Als Manfred Emmert (Freie Wählergemeinschaft Geroda) 1996 die Wahl gewann, herrschte Aufbruchsstimmung im Ort. Ein Großteil des Gemeinderats war neu am Start. Emmert hatte sich die Sanierung der Ortsdurchfahrt in Geroda auf die Fahnen geschrieben. 18 Jahre später gibt es wieder einen Aufbruch. Ein junger Mann hat sich "Bürgernähe" auf die Fahnen geschrieben - und rannte damit offene Türen ein. Mit 181 zu 387 Stimmen wählten die Gerodaer ihren Bürgermeister ab - und sechs von acht Räten neu ins Amt. Einen Unterschied aber gibt es: Dieses Mal übernimmt der neue Bürgermeister Alexander Schneider (Unabhängige Wählergemeinschaft Geroda/ Platz) ein bestelltes Haus.

"1996. Das war ein hartes Brot. Wir hatten viele Schulden und viele Projekte", erinnert sich Manfred Emmert leicht versonnen. Mit umgerechnet rund 700.000 Euro Schulden im Gepäck und Rücklagen, die kaum mehr als den Pflichtanteil ausmachten, war der damals 39-Jährige Versicherungsfachmann plötzlich der Macher. Das Feuerwehrhaus in Geroda war sein erstes Projekt, das zweite die Sanierung der Ortsdurchfahrt Geroda, die das Bild des Ortes bleibend verändern sollte. Ein "Mammutprojekt", nennt es Emmert noch heute.

Die Jahre kamen und gingen. 2002 erreichte der Schuldenstand des Marktes mit mehr als einer Million Euro seinen Höchststand (siehe Grafik). Damals wurde an die Kläranlage angebaut, die Technik dem modernen Standard angepasst. Das Rathaus, das Gemeindehaus in Platz und das Bürgerhaus in Geroda wurden saniert - "mit viel ehrenamtlichem Engagement der Bürger", wie Emmert stolz sagt. Stolz ist er auch darauf, dass er alle kommunalen Gebäude, die von den Vereinen rege genutzt werden, in einem top Zustand übergeben kann. "Wir haben nichts angestaut. Alles, was notwendig war, haben wir in Angriff genommen."

Rücklagen aufgebaut

Erst kürzlich fegte Emmert zusammen mit Pfarrer Friedel den neu angelegten Gehweg zur Kirche. Anfang des Jahres hatte die Gemeinde das Anwesen oberhalb des Rathauses gekauft, wo früher die jüdische Schule war, und in Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde den Weg angelegt. Es ist Emmerts letztes Projekt. Die Einweihung des Spielplatzes gegenüber vom Feuerwehrhauses fiel wegen schlechten Wetters aus.

"Ich durfte unheimlich viel einweihen, das hat mir immer Antrieb gegeben", blickt Emmert zurück. Überhaupt habe es viele schöne Tage im Amt gegeben, die ihm positiv in Erinnerung bleiben. Es gab aber auch traurige Tage. Emmert schweigt. Dann sagt er: "Was schade ist, dass man Sachen im Namen der Gemeinde vertreten muss, die manchem nicht passen." Dinge, die ihm damals nicht egal waren. Und es heute noch nicht sind.

Seinem Nachfolger übergibt Manfred Emmert nur noch ein kleines Schuldenhäufchen von 233.853 Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 266 Euro entspricht. Als Rücklagen hat die Gemeinde rund 1,3 Millionen Euro angespart. Wie er das geschafft hat? "Wir hatten immer eine gute Mannschaft", sagt der Bürgermeister. Der Gemeinderat habe "sehr, sehr konsequent" und "äußerst effizient" gearbeitet.

In seiner letzten Woche im Amt sitzt Emmert in seinem Büro in der Verwaltungsgemeinschaft Bad Brückenau und erledigt die letzten bürokratischen Sachen. Bürgermeister zu sein - selbst wenn es nicht hauptamtlich ist - ist ein Vollzeitjob. "Da ist es egal, ob man sonntags gerade spazieren geht oder abends in der Kneipe sitzt." Und eines wird Emmert ganz besonders genießen: Wenn das Telefon mal schweigt.