Druckartikel: Geroda: Würde auf dem Friedhof

Geroda: Würde auf dem Friedhof


Autor: Julia Raab

Geroda, Montag, 11. März 2019

In Geroda haben sich drei Freiwillige dafür eingesetzt, dass Beerdigungen für die Angehörigen pietätvoll ablaufen.
Rolf Kohlhepp (von links) und Werner Schneider haben den Friedhof in Geroda verschönert. Das neue Tor steht in der Leichenhalle und symbolisiert das "Tor zum Himmel". Foto: Julia Raab


Die Pietät - also der Respekt oder die Wertschätzung den Toten gegenüber - ist bei der Bestattung für die Angehörigen besonders wichtig. Das Umfeld, in dem die letzte Zeremonie gehalten und der Tote beerdigt wird, spielen dabei eine große Rolle. Die Gemeinde ist in den meisten Fällen zuständig für das Anlegen und Instandhalten der Friedhöfe. Doch was, wenn der Zustand des Ortes nicht der genannten Pietät entspricht? In der Gemeinde Geroda haben sich drei Freiwillige zusammengetan, um den Respekt gegenüber den Toten wiederherzustellen.

Unrat auf dem Friedhof

"Die Leichenhalle stammt aus dem Jahr 1974 und ist seitdem nicht mehr gepflegt worden", sagt Rolf Kohlhepp, einer der drei Männer, die das Projekt Friedhofsverschönerung im vergangenen Jahr in Angriff genommen haben. Der Hobbyhandwerker engagiert sich schon lange in seiner Gemeinde. Bereits 1979 haben er und seine beiden Mitstreiter Werner Schneider und Peter Glombitza den Kindergarten gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft in Eigenleistung gebaut. "Die Unterstützung damals war überwältigend", erinnert sich Kohlhepp. Bis heute gibt es den Kindergarten im Ort. Doch seit vielen Jahren ist den Männern der Friedhof ein Dorn im Auge. Menschenwürde, so sind sich die drei einig, müsse auch auf dem Friedhof geachtet werden. Der Schuppen für die Gießkannen sei die reinste Schutthalde gewesen, der Aufbahrraum in der Leichenhalle habe mit Gerümpel vollgestanden und der Bestatterraum sei in desolatem Zustand gewesen, ebenso wie die Elektronik für die Beleuchtung. "Alles war vergammelt", fasst Kohlhepp zusammen.

Anonyme Urnengräber

"Und wenn wir etwas machen, dann richtig", sagt der ehemalige Gemeindearbeiter Werner Schneider. In 400 Arbeitsstunden stellten die Rentner von Frühling bis Herbst die Würde auf dem Friedhof wieder her. Vom Bürgermeister, sagen sie, hätten sie vollstes Vertrauen. "Wir reichen ihm die Vorschläge hin und auf kurzem Wege haben wir freie Bahn", sagt Kohlhepp. Was gemacht wurde, kann sich sehen lassen: Eine anonyme Grabstätte für 22 Urnengräber in einem neu angelegten Kreis aus Pflastersteinen, in dessen Mitte eine Basaltsäule mit Bepflanzung steht. Der Blick runter ins Tal nach Geroda ist malerisch. Auf der Basaltsäule zeigt ein kleines, hölzernes Kreuz den Weg nach oben. Kohlhepp hat es selbst gemacht, ebenso wie das große Kreuz in der Leichenhalle, das indirekt beleuchtet wird. Die Elektronik und das Licht dafür hat Peter Glombitza neu hergerichtet. Ein altes, schmiedeeisernes Tor, gespendet von der Familie Thein aus Reiterswiesen und durch Kohlhepp aufbereitet, kann bei Bestattungen als symbolisches "Tor zum Himmel" aufgeklappt werden. Der Bestatterraum in der Leichenhalle und der Geräteschuppen für die Gießkannen haben die Männer grundlegend aufgeräumt. "35 Eimer Schutt sind alleine aus dem kleinen Schuppen rausgebracht worden", sagt Scheider. Jetzt hängen die Gießkannen dort in Reih und Glied.

Gesundheit als Lohn

Auf die Frage, warum sie so viel Arbeit in den Friedhof, den Kindergarten und zwischenzeitlich in die vielen anderen Dorfverschönerungsprojekt stecken, sind sich die Universalhandwerker einig: "Wir sehen das Ganze jeden Tag und müssen damit leben, die Gemeinde selbst kann das in dem Umfang gar nicht leisten", sagt Kohlhepp, ganz nach dem Motto "andere reden und wir packen an". Oft werden sie von Dorfbewohnern gefragt, welchen Lohn sie dafür bekommen. Die Antwort sei ganz einfach: "Wir haben gesunde Kinder und Enkelkinder, das ist der größte Lohn, den wir dafür bekommen", sagt Kohlhepp. Denn der Lohn für alles, ist er sich sicher, komme nicht auf direktem Wege, sondern über Umwege. Bürgermeister Alexander Schneider freut sich über das Engagement der Männer: "Es ist einfach schön, dass es solche Menschen gibt, die sich so einbringen". Er und sein Gemeinderat begrüßen das. "Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen", sagt Schneider.

22 anonyme Urnengräber gibt es auf dem Friedhof in Geroda.