Gerd Kleinhenz: Aldi nicht nach Wildflecken
Autor: Sebastian Schmitt
Wildflecken, Montag, 10. November 2014
Nach den ersten Spekulationen, dass vor den Toren Wildfleckens eine Aldi-Filiale gebaut werden könnte, hat sich die Aufregung schnell wieder gelegt. "Aldi hat sich bei mir gemeldet. Es wurden Markterkundungen durchgeführt, aber Aldi hat keinen Bedarf. Es ist kein ausreichendes Potenzial da", sagte Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) bei der Bürgerversammlung in Oberbach.
Der Markt Wildflecken hat einen Antrag auf Freistellung der Bahnstrecke Jossa - Wildflecken von Eisenbahnbetriebszwecken gestellt. Dies teilte Kleinhenz mit. Aus Sicht der Kommune bestehe kein Bedarf, den öffentlichen Personennahverkehr vom Bus auf die Schiene zu verlagern.
Schnelle Lösung bei Bahntrasse?
Eine Wiederaufnahme des Schienenverkehrs nur zu touristischen Zwecken sei wirtschaftlich nicht darstellbar. Die Strecke zudem in weiten Teilen völlig zugewuchert, und sogar Dämme seien abgerutscht. Nachdem die Verhandlungen von Bahnfreunden über einen Pachtvertrag gescheitert sind, hofft Bürgermeister Kleinhenz auf eine schnelle Lösung. Zum Thema Stromtrasse durch die Rhön sagte Kleinhenz, dass Wildflecken zwar nicht direkt betroffen sei. "Aber es könnte direkt vor der Haustüre sein.
Wir zeigen Solidarität mit unseren Nachbargemeinden."
Es könne nicht sein, dass nach jahrelangen Bemühungen rund um das Biosphärenreservat nun eine "Mega-Trasse" die Rhön durchziehen soll. Um zu verhindern, dass es zu einer Art "Geisterstadt" kommt, weist die Kommune keine neuen Bauplätze mehr im Außenbereich aus. Kleinhenz möchte die Innenentwicklung stärken, Fördermöglichkeiten aufzeigen und private Grundstücksbesitzer zum Umdenken bewegen.
Als "letzte Chance" für einen Jugendzeltplatz in der Marktgemeinde bezeichnete Kleinhenz das Gelände nahe des Oberbacher Sportplatzes. Als Vorteile des Standorts nannte Kleinhenz die Nähe von Sportgelände, Haus der Schwarzen Berge und Sinn. "Ein Gewässer ist immer ein Pfund für einen Jugendzeltplatz." Da Fördermittel in einigen Monaten auslaufen, sei eine baldige Entscheidung unaufschiebbar.
Der Landkreis werde noch im November einen Beschluss fassen. Auch mit den Grundstückseigentümern sei bereits gesprochen worden: "Es gibt positive Signale."
Handlungsbedarf bei Tourismus
Beim Diskussionspunkt Tourismus machte der Bürgermeist er darauf aufmerksam, dass in der Gemeinde dringend Übernachtungsmöglichkeiten und gastronomische Angebote gebraucht werden. "Wenn wir von den Touristen profitieren wollen, die zum Beispiel in Richtung Kreuzberg unterwegs sind, dann kann das nur gehen, wenn auch Übernachtungen angeboten werden. Da fehlt es an allen Ecken und Enden."
Nicht um jeden Preis sparen
Angesichts der schwierigen finanziellen Lage der Gemeinde unterstrich Kleinhenz, dass die Kommune "nicht um jeden Preis" sparen könne. Denn die bestehenden Strukturen dürften nicht dem Sparzwang vorschnell zum Opfer fallen.
"Wir müssen uns zu unseren drei Standbeinen bekennen: Industrie, Bundeswehr und Tourismus. Außerdem müssen wir uns von unseren alten Vorstellungen lösen, nur dann haben wir eine Zukunft." Gedanken machten sich die Oberbacher um den Leerstand der Grundschule in Wildflecken. Zudem kam die Frage auf, was mit der ehemaligen US-Schule im Truppenübungsplatz werden soll, wenn die Schüler wieder in den Ortskern zurückgeholt werden. Kleinhenz beschrieb die Bemühungen, das Gebäude auf lange Sicht wieder loszuwerden.
Ebenfalls angeregt wurde eine zeitweise Schließung von Hallenbad und Bibliothek, um die finanzielle Lage zu verbessern. "Wir müssen auch die Attraktivität des Ortes im Auge haben", entgegnete Kleinhenz. "Wir leisten uns das, um die ein oder andere Abwanderung zu verhindern. Wir können uns nicht zu Tode sparen und uns ein eigenes Grab schaufeln."