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Genüssliche Töne in Brückenau für alle Sinne


Autor: Thomas Dill

Bad Brückenau, Montag, 16. Januar 2017

Die fünf Musiker vom Blechbläserquintett Harmonic Brass präsentierten in Bad Brückenaus katholischer Stadtpfarrkirche "Delicatessen" für jeden Geschmack.
Das Blechbläserquintett Harmonic Brass aus München begeisterte in der Brückenauer Stadtpfarrkiche. Foto: Thomas Dill


Ihr neues Programm "Delicatessen" stellten die vier Herren mit Dame, das Blechbläserquintett Harmonic Brass aus München in der ausverkauften katholischen Stadtpfarrkirche Bad Brückenau vor. "Wellness für die Ohren ... das Wohlfühl-Ensemble für alle Sinne", lauteten die Untertitel.

Alle Sinne wurden angesprochen, verbal vor allem der Geschmackssinn und die eigene Fantasie. Andreas Binder, Hornist und Moderator des Quintetts, der das Eintrittsgeld allein wegen seiner launigen, kurzweiligen Texte wert ist, entführte mit dem Programm "Delicatessen" in die Welt der kulinarischen Genüsse. Von Titel zu Titel fand er immer einen Bezug zum leiblichen Genuss, entsprechend weit war daher der Bogen der Stücke gespannt.


Spanisches Ambiente

Auftakt machte G.P. Telemanns Ouvertüre in D-Dur in einer einfühlsamen Bearbeitung des musikalischen Kopfs der Gruppe, von Binder als "unser Chefkoch" tituliert, dem Trompeter Hans Zellner. Das spanische Lebensgefühl vermittelte Joaquin Rodrigos Adagio aus "Concierto de Aranjuez" in Bearbeitung der ersten Trompete Elisabeth Fessler. Nach diesem Empfang in spanischem Ambiente wurde spritziger Sekt gereicht, passend Mozarts "Champagnerarie" aus "Don Giovanni". Rasantes Trompetenspiel, scharf wie Feuer, beim folgenden "Der Hölle Rache" aus Mozarts "Zauberflöte.

Gioachino Rossini war auch ein erwiesener Feinschmecker und ist auch mit Rezepten in Kochbüchern zu finden. Ihm widmeten die Musiker den Hauptgang des ersten Konzertteils, der Ouverture aus "Der Barbier von Sevilla". Für Naschkatzen gab es Lebkuchen.


Ideales Ambiente

Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" entführte mit den beiden Trompeten als Hänsel und Gretel zum Knusperhäuschen der Hexe. Der große Weihnachtsbaum im Kirchenschiff, von der Ensemble-Illumination geschickt integriert, tat ein übriges zum Gesamtgenuss.

In der Oper wird zum Schluss hin gesungen: "Wenn die Not aufs Höchste steigt, Gott, der Herr, die Hand uns reicht!" Geniale Regie war so das nächste Stück der Gruppe aus Händels "Der Messias" das "Halleluja", noch dann die himmlische Regie, die zur Pause mit Glühwein vor der Kirche leichten Schneefall schickte. David Germans "Festive Trumpet Tune" holte die Zuhörer wieder zurück zu musikalischen Gaumengenüssen, die ihren Höhepunkt im fünfgängigen "Harmonic Brass Menü" fanden.
Das Arrangement stellte eine Reise durch Europas Küchen dar. Von der musikalischen Graupensuppe aus Schottland und griechischem Salat und italienischen Tagliolini mit Trüffel ging es zum "Filete Asado con frijoles".


Süße Nachspeise

Chefkoch Zellner selbst war die Nachspeise gewidmet, der "Big Fat Chocolate Cake", bei dem Tubist Mafred Häberlein die allertiefsten Töne einer Tuba hör- und fühlbar machte. Quasi als Verdauungsspaziergang dann "Die Reise nach Batumi" des zeitgenössischen Komponisten und Musikerkollegen Mulo Francel. Dann ging es weiter nach Mexiko. Das Traditional "Mexican Hat Dance", der mexikanische Huttanz, wurde mit Sombreros und einer rasanten "Bühnenshow" neu interpretiert. Schon viele Jahre im Programm war die Schlussnummer etwas abseits der Kulinarik. "Mouse and Friends" verbindet elf Titelmelodien bekannter Kindersendungen, die immer wieder variantenreich gemixt und arrangiert wurden.


Nicht endender Applaus

Da Gründungsmitglied und Tubist des Ensembles, Manfred Häberlein, wohnhaft im benachbarten Eckarts ist, gab es eine hochprozentige (im Sinne von Schnaps) Zugabe.

Er verursachte bei ausnahmslos allen Zuhörern staunendes Kopfschütteln, denn Jean-Baptiste Arbandes "Carneval in Venedig" wurde von ihm in minutenlangen immer wiederkehrenden rasanten Soli völlig neu interpretiert. Mit Humperndicks "Abendsegen" als zweiter Zugabe wurde dann das Publikum nach nicht enden wollendem Applaus entlassen. Noch lange nach dem Konzert verweilten die Zuhörer und die Fünf von Harmonic Brass im Kirchenschiff bei angeregten Gesprächen, keine Selbstverständlichkeit bei ähnlich gearteten Konzerten von Musikern der Weltklasse.