Druckartikel: Gefahr vor der "Drive-in-Schule" in Römershag

Gefahr vor der "Drive-in-Schule" in Römershag


Autor: Rolf Pralle

Bad Brückenau, Donnerstag, 03. Dezember 2015

Was haben Schulzentrum in Römershag und Frankfurter Kreuz gemeinsam? Ein hohes Verkehrsaufkommen in den Morgenstunden. Gefährliche Begegnungen von Mensch und Auto sind dabei regelmäßig an der Tagesordnung.
Die Brücke vor dem Pflegeheim Schloss Römershag wird von den Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, gern als "Wendeplatte" benutzt. Dann ist das morgendliche Verkehrschaos kurz vor Unterrichtsbeginn perfekt. Foto: Rolf Pralle


"Die wollen ihre Kinder am liebsten bis vors Loch fahren". Kopfschüttelnd beobachtet Polizeihauptkommissar Manfred Schneider am Donnerstagmorgen die Kolonne der Autos, mit denen die Eltern ihre Schützlinge so nah wie möglich an das Schul- und Sportzentrum bringen möchten.

Zusammen mit seinen beiden jungen Kollegen, Polizeiobermeister Nico Keßler und Polizeimeister Christopher Schneider, hat der Schulverbindungsbeamte kurzfristig eine Kontrolle terminiert, um die Mütter und Väter an Ort und Stelle auf ihr teilweise verkehrswidriges Verhalten aufmerksam zu machen.


Breite Palette der Ausreden

Denn längst nicht alles, was möglich scheint, ist auch erlaubt. "Die Busse müssen rein, die Lehrer dürfen rein", so PHK Schneider. Das Schulpersonal hat eine Ausnahmegenehmigung, die von der Lehranstalt ausgestellt ist. Für alle anderen ist die Durchfahrt verboten, was auch durch diverse Verkehrsschilder dokumentiert wird, die nicht erst seit gestern aufgestellt sind. Aber die hat auch an diesem Morgen wieder kaum jemand gesehen, "schließlich ist es ja noch fast dunkel". Die breite Palette der Ausreden kennen die Polizisten seit Jahren. Sie führen derartige Kontrollen in der Regel zu Schuljahresbeginn durch, diesmal passiert das unangekündigt ganz außer der Reihe. Wenn man den Eltern erklärt hat, dass die gesamte Verkehrssituation aus Richtung Römershag "nicht gut, sondern sogar äußerst gefährlich ist", würden sich viele relativ schnell einsichtig zeigen und den Ordnungshütern versichern, ihr Verhalten umgehend zu ändern.

"Aber es gibt auch die notorisch Unbelehrbaren. Die müssen wir dann eben gebührenpflichtig verwarnen", so Schneiders Erfahrung. "Wir haben hier doch keine Drive-in-Schule". Er könne den Hang besonders der Mütter zu einer gewissen Fürsorge für die Schützlinge durchaus nachvollziehen, "aber wenn man zu sehr auf den eigenen Nachwuchs fixiert ist, dann werden schnell andere Kinder, die zu Fuß unterwegs sind, übersehen - mit teils fatalen Folgen".


Mittagszeit und letzter Schultag

Ganz haarig sei es auch bei der Abholung immer freitags um die Mittagszeit und am letzten Schultag vor den Ferien, "wenn die Koffer schon gepackt im Auto liegen". Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, kommt es auch schon zur nächsten brenzligen Situation zwischen Auto und Fußgänger. Rund 40 Fahrzeuge innerhalb einer Stunde hat der Polizeihauptkommissar, der die Situation vor Ort von Zeit zu Zeit intensiv beobachtet, schon gezählt. "Und das ist kein Einzelfall, sondern eher die Regel."

Wenn dann noch die Wendemanöver der Autofahrer nach dem Entladen der Kinder an der Brücke zum Pflegeheim Schloss Römershag nicht schnell und reibungslos verlaufen, werde der gesamte Verkehrsfluss blockiert. "Dann stauen sich die Schulbusse schon mal zurück bis in den Kreuzungsbereich der Bundesstraße." Dabei gibt es nach Ansicht der Polizei durchaus einige Stellen in der Nähe des Schul- und Sportzentrums, um den Nachwuchs bequem und vor allen Dingen gefahrlos auszuladen. Dann wären alle im wahrsten Sinne des Wortes auf der sicheren Seite. Nur müssten die Kinder in diesem Fall eben ein paar Schritte mehr laufen.

Einen geeigneten Aussteigepunkt sieht Schneider beispielsweise auf dem Parkplatz am Ende der Römershager Straße, wo sich die Skater-Anlage befindet. Die Zufahrt sei übersichtlich, die Autos könnten auch für einen längeren Zeitpunkt abgestellt werden, der gesicherte Fußweg ist gleich gegenüber. Auf jeden Fall ist das "Chauffeurswesen" der Eltern ein Phänomen, das sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt hat. Richtig erklären lässt sich dieser Sachverhalt nicht. PHK Schneider stellt beispielsweise bei den Elternabenden immer wieder die Frage: "Wer von Euch wurde denn früher in die Schule gefahren?" Eine Antwort bleibt meistens aus. "In der Regel meldet sich niemand", so die Beobachtung des Ordnungshüters.