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Gebet der Wald- und Forstleute auf dem Kreuzberg statt Axt und Säge


Autor: Marion Eckert

Klosterkreuzberg, Mittwoch, 23. Januar 2019

Beim Sebastianstag auf dem Kreuzberg standen nicht nur Klosterbier und Haxen im Mittelpunkt. Es gab auch nachdenkliche Worte im Gottesdienst.
Die Messe zum Schutzpatron der Wald- und Forstleute, dem Heiligen Sebastian wurde in der noch weihnachtlich geschmückten Klosterkirche am Kreuzberg gefeiert. Auszubildende der Bayerischen Staatsforsten übernahmen den Altardienst. Als Zelebranten waren gekommen Dr. Ignace Matensi (Lohr), Weihbischof Ulrich Boom und Pater Martin Domogalla.  Foto: Marion Eckert


"Wenn die Wald- und Forstleute ihren Schutzpatron, den Heiligen Sebastian auf dem Kreuzberg ehren, herrscht Ausnahmezustand. Wo findet man an einem Montag um 10.30 Uhr ein Gotteshaus so voll besetzt? Ich bin sprachlos." Gotthard Schwender (Gräfendorf), der seit zwölf Jahren die Organisation des Sebastianstages übernimmt, freute sich das ungebrochene Interesse und die Begeisterung der Wald- und Forstleute an dieser traditionsreichen Veranstaltung. Es war die 49. Sebastiansmesse, die gefeiert werden konnte.

Anton Räder aus Unterweißenbrunn hatte die Tradition auf dem Kreuzberg einst im Leben gerufen. Doch dass am Sebastianstag Axt und Säge ruhen, um dem Schutzheiligen für ein unfallfreies Jahr zu danken und ihn weiterhin um Schutz zu bitten, stammt aus alter Väter Zeit.

Übervolle Kirche

Dass die Waldarbeiter und Forstleute den freien Tag aber nicht nur zum einem Ausflug zum Klosterbier, zu Haxen und Schweinebraten nutzen, bewies die voll besetzte Kirche. Wieder einmal reichten die Sitzplätze nicht aus, viele mussten in den Gängen und im hinteren Bereich der Kirche mit einem Stehplatz vorlieb nehmen.

Als ein Zeichen, dass diese Veranstaltung einen hohen Stellenwert besitze, sei die Anwesenheit vieler Ehrengäste, Bürgermeister, Landräte und Forstbetriebsleiter zu werten, meinte Schwender und dankte allen für ihr Kommen. Ein besonderer Dank ging an die Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforstbetriebe in Bad Brückenau, Bad Königshofen und Heigenbrücken, die es ihren Forstwirt-Auszubildenden ermöglichten, als Ministranten den Dienst am Altar zu übernehmen - natürlich in ihrer leuchtend orange-grünen Dienstkleidung. "Ich bin stolz darauf, dass wir erreicht haben, dass diese Tradition an die Jugend weitergegeben wird", so Schwender.

Bischöflicher Glanz

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In diesem Jahr war das Bläserquintett der Ehemaligen des Heeresmusikkorps 12 aus Veitshöchheim zum Kreuzberg gekommen, um den Gottesdienst musikalisch zu umrahmen. Aus Würzburg kam erstmals Weihbischof Ulrich Boom zur Sebastiansmesse auf den Kreuzberg. Pater Martin, der Guardian des Klosters, sprach von "Bischöflichem Glanz".

Boom versäumt es nicht, seine Verbundenheit zum Wald zum Ausdruck zu bringen, und auch ein wenig Fachwissen brachte er mit, habe er doch seinerzeit als Pfarrer in Partenstein rund 50 Hektar Wald über die Kirchenstiftung verwalten müssen. Gerne sei er mit den Forstleuten einmal im Jahr in den Wald gegangen, um sich über deren Arbeit zu informieren.

Auch mit jungen, angehenden Theologen sei er stets gerne im Wald unterwegs gewesen, um ihnen anhand der Vielgestaltigkeit des Waldes ein lebendiges Bild von Kirche zu vermitteln. "Der Wald ist mir ein liebes Bild geworden, auch wenn ich die Lichtungen und den weiten Blick bevorzuge", sagte er, fand aber auch hier gleich wieder eine Verbindung zum Wald, denn dieser ermögliche in seiner

Vielfalt Blicke über den Alltag hinaus.

In der Predigt spannte der Weihbischof den Bogen vom Leben und Martyrium des Heiligen Sebastians bis in den Alltag der Menschen heute. An einem Baum gefesselt, mit Pfeilen durchbohrt, so werde der Heilige in der Kunst dargestellt und rege zum Nachdenken darüber an, was jeden Einzelnen im Leben fessele, und welche Pfeile durchbohren. Worte können wie Pfeile sein, Worte, die man selbst zu anderen spreche, oder die andere sprechen, machte der Weihbischof aufmerksam.

Natur hat ihren eigenen WIllen

Gotthard Schwender nutzte die Sebastiansmesse, um auf das abgelaufene Waldjahr zurückzublicken. Auf Frühjahrsstürme sei ein heißer, langer und trockener Sommer mit Ernteausfällen und Wasserknappheit in einigen Regionen gefolgt. "Im Wald haben vor allem die Fichten gelitten. Mit ihrem flachen Wurzelwerk kommen sie nicht an tieferliegende Wasservorräte. So hatte der Borkenkäfer ein leichtes Spiel." Jungbäume, die angepflanzt worden waren, hätten keine Chance gehabt und seien vertrocknet. Der finanzielle Schaden, der dadurch entstand, sei hoch. Nun komme, vor allem im Süden Bayerns der starke Schneefall hinzu, was zu einer Gefahr im Wald werde.

Die Natur habe ihren eigenen Willen, die veränderten Wettereinflüsse bringe immer wieder neue und unvorhersehbare Situationen für alle, die im Wald arbeiten mit sich. Die kleinste Unachtsamkeit könne da fatale Folgen haben. Beim Forstberuf handele es sich um einen der gefährlichsten Beruf überhaupt, im vergangenen Jahr haben allein in Bayern acht Menschen ihr Leben im Wald verloren. An sie wurde in der Sebastiansmesse besonders gedacht: "Heiliger Sebastian, bitte, dass uns Gott verschone."