Friedhofskultur in Brückenau im Wandel
Autor: Rolf Pralle
Bad Brückenau, Freitag, 19. Juni 2015
"Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur" machte auch Station im Raum Bad Brückenau . Eine Expertenkommission warf einen prüfenden Blick auf die letzten Ruhestätten.
           
Selbst die letzte Ruhestätte des Menschen ist einem stetigen Wandel unterworfen. Das Bewusstsein dafür schärfen soll der Wettbewerb "Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur". Jetzt war eine Expertenkommission im Raum Bad Brückenau unterwegs. Eine große Delegation trifft sich auf einem kleinen Friedhof. Der Auftakt der Begehung findet nämlich in Wernarz statt. Der Jury gehören Irmgard Heinrich, die Vorsitzende des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege, deren Stellvertreter Erich Schießer und Hubert Kober sowie Dieter Büttner und Anna Streck von der Kreisfachberatung im Landratsamt Bad Kissingen an.
 Auf Seiten der Stadt Bad Brückenau sind dabei Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU), Hans-Joachim Bauer (Leiter Standesamt), Dieter Sternecker (Kulturamt), Silvia Seitz (Sachbearbeiterin Friedhofswesen) sowie der Friedhofsreferent des Stadtrates Eberhard Schelle (PWG). 
Unverzichtbare Utensilien des fünfköpfigen Juroren-Teams sind Klemmbrett, Bewertungsbogen und Kugelschreiber. Büttner hat außerdem eine Kamera dabei, um die Ergebnisse auch fotografisch zu dokumentieren. Meyerdierks begrüßt die Gäste und erhofft sich von der Begehung wertvolle Erkenntnisse für die weitere Entwicklung der Bad Brückenauer Friedhöfe. Sternecker kann mit konkreten historischen Daten über die einzelnen Ruhestätten aufwarten. Bauer spricht verwaltungstechnische Dinge wie beispielsweise die Friedhofssatzungen an.
  
  Gliederung des Friedhofs
 
Nach den ortsspezifischen Informationen machen sich die Gäste aus Bad Kissingen an die eigentliche Bewertung. Anhand eines Formulars ist genau vorgegeben, was alles in Augenschein genommen werden muss. Und dieser Kriterien-Katalog erweist sich als äußerst umfangreich. So geht es unter anderem um die Lage und Erschließung des Friedhofs, wobei Aspekte wie die Einbindung in die Umgebung und die Beziehung zur Gemeinde zum Tragen kommen. Geschaut wird darüber hinaus nach Einfriedungen und Eingrünungen. Wichtig ist für die Jury außerdem die Gliederung des Friedhofs. Dieser Aspekt beinhaltet den Eingangsbereich, die Lage und Größe der Grabfelder, die Angebote an Bestattungsformen, die Gestaltung der Wege, die Bepflanzung im Inneren und die allgemeine Raumgestaltung. Die Plätze für Ruhe und Kommunikation sowie religiöse Symbole wie Kreuze, Marienstatuen und Heiligenfiguren werden detailliert unter die Lupe genommen. Der Friedhofsbesucher erwartet heute auch diverse funktionelle Einrichtungen wie Aussegnungshalle, Schöpfstelle für das Gießwasser, Sitzplätze und Entsorgungsmöglichen, die im Idealfall bereits eine Wertstofftrennung vorsehen.
   
  Grabstätten und Urnengräber
  Nach dem Rundgang in Wernarz ist der Bad Brückenauer Waldfriedhof an der Leimbachstraße das nächste Ziel, bevor die Gruppe den parkähnlichen Friedhof in der Stadt inspiziert. Hier wird sehr deutlich, was Kreisfachberater Büttner während des Nachmittags schon mehrfach angesprochen hat: "Die Bestattungsformen befinden sich im Umbruch. Die sehr unterschiedlichen Friedhöfe machen unsere Bewertung nicht einfach. Wir müssen unser Urteil daher auch immer den örtlichen Gegebenheiten anpassen". Den Wandel der Bestattungsformen dokumentiert der Alte Friedhof exemplarisch. Hier findet man neben den herkömmlichen Grabstätten die Urnengräber im Gemeinschaftsurnenfeld, im Anonymfeld oder im Friedpark. Darüber hinaus sind seit geraumer Zeit auch Baumbe-stattungen möglich. 
  
  Strategien für die Zukunft
 Neben den Dingen, die auf den einzelnen Friedhöfen ganz offensichtlich sind, will die Bewertungskommission aber noch etliche weitere Einzelheiten wissen. So geht es bei dem Kriterium Konzepte beispielsweise um Strategien für die Zukunft, wobei neben anderen Faktoren der Flächenbedarf eine Rolle spiele. Die Jury erkundigt sich auch, wie mit historischen Grabmalen und weiteren Denkmälern umgegangen wird. Die Vertreter der Stadt sind auf derartige Fragen gut vorbreitet und haben die passende Antwort parat. 
Letzte Station der umfangreichen Besichtigungstour ist die Anlage in Römershag einschließlich des dortigen Naturfriedhofs. Dann können die Juroren einen Haken unter ihren Bewertungsbogen machen, der insgesamt 30 zu berücksichtigende Einzelpunkte umfasst. Bad Brückenau war in den vergangenen Tagen nur eine von vielen Stationen. 
Insgesamt besuchte das Experten-Team 15 Friedhöfe, die laut Kreisfachberater Dieter Büttner "über den gesamten Landkreis verstreut waren". 
Das Ergebnis der Inspektion soll der Bürgermeisterin schon in Kürze mitgeteilt werden. Beim Termin selbst jedoch ließen sich die Fachleute noch nicht in die sprichwörtlichen Karten gucken.