Form+Farbe ist Geschichte: Kunsthaus-Verein orientiert sich neu
Autor: Steffen Standke
Bad Brückenau, Mittwoch, 05. Januar 2022
Die Bahnhofstraße 19 war über Jahre erste Adresse des Kunsthaus-Vereins und der Galerie Form+Farbe. Doch im Sommer 2021 kam es zu einer Trennung. Wie es jetzt mit der gehobenen Kunst in Bad Brückenau weitergeht.
Wer kürzlich als Mitglied des Vereins Kunsthaus Bad Brückenau dessen Weihnachtsgrüße genauer las, konnte sich unter Umständen wundern. "Die Galerie Form+Farbe wurde aufgegeben und wir haben uns in vielen Verhandlungen um andere Veranstaltungsräume bemüht", hieß es da. Eine Überraschung für viele Außenstehende und Mitglieder, die nicht zum engeren Kreis der Kunsthaus-Führung gehören. Denn obwohl die jüngsten Veranstaltungen des Vereins schon in der Georgi-Kurhalle stattfanden, ist bei vielen in Bad Brückenau und Umgebung im Kopf (noch) fest verankert: Galerie und Kunstverein gehören in der Bahnhofstraße 19.
Dass dem seit September 2021 nicht mehr so ist, bestätigt Hauseigentümerin Martina Hohmann auf Nachfrage. Doch warum kam es so?
Cornelia Borowski, Vorsitzende des Kunsthaus-Vereins, nennt "finanzielle Gründe, aber auch Corona" als Anlass dafür, warum der ausgelaufene Vertrag mit der Vermieter-Familie Andreas und Martina Hohmann nicht verlängert wurde. Vor allem, als in der Corona-Zeit Veranstaltungen kaum oder nur eingeschränkt möglich waren und Einnahmen wegbrachen, sei es schwierig gewesen, die monatlich fällige Miete aufzubringen.
Borowski sagt aber auch: "Wir haben dort eine ganz tolle Zeit in einer schönen Atmosphäre verbracht." Es habe keine Differenzen gegeben; man sei im Guten auseinandergegangen. Eine Aussage, die Martina Hohmann bestätigt.
Hans-Dietrich Unger war seinerzeit Initiator der Zusammenarbeit der Hohmanns und der Kunst-und Kulturschaffenden. 2014 fand nach seinen Worten in der Bahnhofstraße die erste Ausstellung statt; im Januar des folgenden Jahres wurde der Kunsthaus-Verein gegründet, auch, um staatliche Zuschüsse und Sponsorengelder zu generieren. Der Veranstaltungsort wurde bekannt unter dem Namen "Galerie Form+Farbe".
Das Konzept setzte sich aus vier Sparten zusammen: Kleinkunst/Kabarett, Kunstausstellungen, Lesungen und musikalische Veranstaltungen. Wobei ein Künstler nie "vor leeren Wänden" auftreten sollte. Ausstellungen und Auftritte sollten sich gegenseitig ergänzen.
Dafür standen laut Unger drei Räume zur Verfügung - ein größerer für die Veranstaltungen und zwei kleinere dahinter. Die Miete teilten sich der Bildhauer und der Kunstverein. In einem der kleineren Räume hatte Unger einen Großteil seiner abstrakten Kunst platziert. Der heute 73-Jährige hoffte, seine ausgestellten Skulpturen von dort aus verkaufen zu können. Diese Hoffnung habe sich nicht erfüllt; die Verkäufe tendierten ihm zufolge gegen Null. Deswegen beschloss er, diesen Bereich nicht weiter anzumieten. Unger bleibt aber weiter als Beisitzer im Kunstverein und organisiert Künstler für Auftritte. Seine Kunstwerke lassen sich nun im Schaufenster des ehemaligen Geschäfts Klubertanz am Marktplatz besichtigen.