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Fluchtweg wirft Fragen auf


Autor: Julia Raab

Bad Brückenau, Montag, 09. Mai 2022

Die Generalsanierung des Kindergartens ist erst seit kurzem abgeschlossen und trotzdem fehlt ein Rettungsweg. Sind bei der Sanierung Fehler unterlaufen? Das zumindest vermuten zwei Stadträte. Die Erklärung ist möglicherweise eine andere.
Vor wenigen Jahren wurde der Kindergarten Regenbogenland in Bad Brückenau generalsaniert und erweitert. Foto: Julia Raab


1,2 Millionen Euro - so viel haben Sanierung und Anbau des Kindergartens Stadtmitte gekostet. Im März 2019 erst zogen die Krippenkinder in ihr neues Reich ein. Das Untergeschoss erhielt kleinkindgerechte Räume, die Sanitärbereiche, Wände und Böden wurde erneuert. Bis zu 30 Kinder haben dort seitdem in der Krippe Platz.

Nun soll, zum Erstaunen mancher Stadträte, ein zusätzlicher Fluchtweg im U3 Bereich über einem Lichtschacht eingebaut werden. Dafür muss die Stadtverwaltung im neuen Haushaltsjahr Geld in die Hand nehmen, und das nicht zu gering. Insgesamt 15.000 Euro soll die Nachrüstung laut Haushaltsentwurf kosten. Für den 2. Bürgermeister Jürgen Pfister (PWG) steht fest: "Wir müssen handeln, das steht außer Frage". Die Sicherheit der Kinder habe höchste Priorität.

Prüfung erforderlich

Für Kindergartenreferent Florian Wildenauer (SPD) ist naheliegend: Die Sanierung ist noch nicht lange her. "Ist der Fluchtweg verschlafen worden?", fragt er. Ihm zur Seite steht Dirk Stumpe (PWG). "Es sind massive Planungsfehler aufgetreten, das haben wir bei einem Ortstermin damals gesehen", sagt er. Stumpe betont, dass eine Untersuchung wichtig sei. "Es ist zu prüfen, ob die Planer zur Rechenschaft gezogen werden können".

Torsten Grament vom städtischen Baubüro erklärt die Situation im Kindergarten in der Stollstraße. Es seien alle Vorgaben zum Brandschutz erfüllt, es gebe zudem auch einen zweiten Fluchtweg, allerdings "passt das aktuelle Nutzungskonzept des Kindergartens nicht mit den Brandschutz-Vorgaben überein".

Das besagte Konzept der Kinderkrippe im Untergeschoss sieht vor, dass es keine festen Gruppen gibt. Die Kinder könnten sich in den Räumen und Gängen frei bewegen. Auch der Flur werde demnach als Spielflur genutzt, erklärt der Städteplaner. Somit falle dieser Fluchtweg in der Funktion weg. Sollte das Konzept so bestehen bleiben, müsste nachgerüstet werden.

Mehr Optionen

Auf Nachfrage bei der Kindergartenleiterin Alexandra Fürst verhält sich die Lage so: "Derzeit kann er wegen Brandschutzvorgaben nicht als Spielflur genutzt werden", erklärt sie. Allerdings besteht der Wunsch, dass er wieder bespielbar ist, so wie es auch vor der Sanierung der Fall war. "Damit haben wir eigentlich auch gerechnet", betont sie. Von ihr stammt auch der Wunsch nach einer Lösung, also einem Ersatzfluchtweg.

Grament vom städtischen Baubüro betont: Es gebe nicht nur die eine Lösung. "Eine Möglichkeit wäre, dass der Kindergarten das Nutzungskonzept ändert, damit der Fluchtweg Flur wieder als solcher genutzt werden kann", erklärt er, und weiter: "Oder es kann ein Notausgang nachträglich über den Lichtschacht eingebaut werden". Die Kosten dafür wären aber vermutlich höher als die veranschlagten 15.000 Euro im Haushaltsentwurf, die Schätzung stamme nicht von ihm.

Deshalb sagt er: "Erst sollten nüchtern alle möglichen Optionen abgewogen und dann eine Entscheidung getroffen werden". Im Rückblick könne er nicht sagen, ob das Nutzungskonzept bereits bei der Bauplanung vorlag oder im Nachhinein geändert wurde. Der Bauplaner arbeitet erst seit vergangenem Jahr für die Stadtverwaltung. Eine pauschale Schuldzuweisung halte er für bedenklich.