Fladungen: Die graue Diva mag es bunt
Autor: Marion Eckert
Fladungen, Dienstag, 06. Oktober 2020
Im Freilandmuseum widmet sich eine Präsentation dem Grauammer-Projekt. Der Vogel ist unscheinbar, hat aber eine herrliche Singstimme und bevorzugt den bäuerlichen Lebensraum. Den könnte er in Freilandmuseum finden.
           
Die Grauammer ist ein kleiner recht unscheinbarer Vogel, mit einer herrlichen Singstimme. Sie gilt als eine "graue Diva, die es bunt mag", erklärte Dr. Susanne Wüst, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbandes Rhön-Grabfeld anlässlich der Präsentation des Grauammer-Projektes im Rahmen der Umweltbildungskampagne "Bayerns UrEinwohner" im Freilandmuseum in Fladungen.
In unmittelbarer Nähe der Ölschlagmühle wurde eine Informationstafel zu dem seltenen Singvogel aufgestellt und als Symbol für den bäuerlichen Lebensraum, den der Vogel bevorzugt, ein Apfelbaum gepflanzt. Das Freilandmuseum Fladungen ist ein Kooperationspartner des Landschaftspflegeverbandes, der außerdem mit Vertretern aus Würzburg und der Bundesvereinigung vertreten war.
In der Nähe gesichtet
Die Vogelart ist aus Steppengebieten in die extensive Agrarlandschaft eingewandert und braucht, wie viele andere Bewohner der Feldflur, eine eher kleinteilige, aber vor allem reich strukturierte Umgebung, erklärte Susanne Wüst. Solch eine Umgebung sei im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen vorzufinden, das mit seinem ganzheitlichen Ansatz nicht nur historische Gebäude erhält, sondern mit seinen naturnah bewirtschafteten Gärten, Feldern, Weiden und Wiesen auch die charakteristische Kulturlandschaft der Region abbildet. Noch habe die Grauammer das Museumsgelände nicht für sich entdeckt, sie komme derzeit im Bereich der ehemaligen Innerdeutschen Grenze in der Nähe von Irmelshausen vor. "Doch sie wandert nordwärts, in Stockheim sind schon Exemplare gesichtet worden. Wir haben gute Chancen, dass sie nach Fladungen kommt. Hier findet sie alles was die braucht."
Vorreiter bei Biodiversität
Für Landrat Thomas Habermann ist das Grauammer-Projekt in Freilandmuseum ein wichtiger weiterer Baustein für das Museumsdorf. Denn nicht nur das Leben und Arbeiten soll im Freilandmuseum dargestellt werden, sondern angebaut wurde und welche Tiere zum Dorf gehörten. Neben den Nutztieren wie Schafe und Gänse gehören auch die Wildvögel selbstverständlich dazu. Damit sich solche Arten zu Hause fühlen, sei es wichtig Lebensraum zu schaffen und zu verbessern. Einen großen Dank richtet der Landrat an die Landwirte, die es schon verstanden haben und sich um Lebensraumverbesserungen bemühen. Dies müsse nun auch beim Verbraucher ankommen, dass Natur- und Landschaftsschutz letztlich Arbeit mache und Geld koste. Den Landkreis Rhön-Grabfeld sieht Habermann als einen Vorreiter in Sachen Biodiversität. "Vom Lebensraum der kleinen, schönen aber auch unscheinbaren Grauammer profitieren aber auch andere Tiere, der Feldhase, die Feldlerche oder auch das Rebhuhn", ergänzte Dr. Wüst und sagte: "Wir schützen nicht die Art sondern den Lebensraum."
Nimmermür lässt sich lagern
Der gepflanzte Apfelbaum, der alten Sorte "Nimmermür" ist ein lang haltbarer Lagerapfel und soll die Biodiversität unterstreichen, die im Freilandmuseum herrsche. "Es ist selbstverständlich, dass wir im Freilandmuseum alte Sorten pflanzen", sagte Habermann und griff gleich zur Gießkanne, um das neue Exemplar anzugießen.
Die bayerischen Landschaftspflegeverbände engagieren sich seit 2008 in der bundesweit einzigartigen Kampagne für den Artenschutz im Freistaat. Mit verschiedenen Umweltbildungsaktionen machen sie die Landschaften und ihre Naturschätze erlebbar. Als "UrEinwohner" werden insbesondere heimische Tier- und Pflanzenarten ausgewählt, die stark bedroht oder regionaltypisch sind. Die Landschaftspflegeverbände Würzburg und Rhön-Grabfeld führen als Vertreter Unterfrankens ein Projekt zur Grauammer durch.
Steckbrief:
Nur noch 600 bis 900 Brutpaare der Grauammer leben in Bayern, wenige davon im Landkreis Rhön-Grabfeld. Grund für den Rückgang der am Boten brütenden Grauammer ist die intensive, oft monotone Landwirtschaft mit hohem Pestizideinsatz. Aber auch das Verschwinden von Randstreifen an Wiesen und Feldern, zunehmende Flächenversiegelung und früh Mahdzeitpunkte setzen ihr zu.
Die Grauammer ist 16 bis 20 Zentimeter groß, hat einen kräftig gebauten Körper mit großem Kopf und einem kräftigen Schnabel sowie einen mittellangen Schwanz. Die ernährt sich von Getreide, Kräuter- und Grassamen, Insekten, Larven, Spinnen und Schnecken.