Druckartikel: Familiär und gefragt wie eh und je: 40 Jahre Kindergarten

Familiär und gefragt wie eh und je: 40 Jahre Kindergarten


Autor: Julia Raab

Römershag, Donnerstag, 15. März 2018

Der Kindergarten Römershag feiert seinen 40. Geburtstag am Sonntag, 18. März mit einem Tag der offenen Tür, bei dem sich alte Bekannte wieder treffen können
Auch im Kindergarten hat Bildung eine übergeordnete Rolle: Basteln, puzzeln und malen - zu jeder Jahreszeit werden den Kindern die entsprechenden Anlässe nähergebracht. Julia Raab


Wenn Bärbel Slowik morgens zur Arbeit geht, dann braucht sie keine Minute von Haustür zu Haustür. Seit 40 Jahren geht sie diesen Weg rüber zum Kindergarten. So nah Slowik neben dem Kindergarten wohnt, so eng ist sie in den Köpfen der Römershager mit dem Kindergarten verbunden. Von Anfang an war sie dabei, von der Fertigstellung des damaligen Neubaus über die Gartengestaltung bis zur Sanierung im Jahr 2008. Dieses Jahr feiert der Kindergarten seinen 40. Geburtstag. "Das wird wohl das letzte große Jubiläum hier für mich sein", sagt die Leiterin des Kindergartens nachdenklich. Niemand hätte damals gedacht, dass er sich so lange hält, ergänzt sie und verweist auf die Bauweise des Hauses als Einfamilienhaus. Während Slowik zu Beginn ausschließlich die Römershager Kinder täglich betreute, kamen durch die Verlegung des städtischen Kindergartens in die Stollstraße auch Kinder aus dem nordöstlichen Teil Bad Brückenaus hier her. "Er wurde schnell zur festen Säule in Bad Brückenau", sagt die gelernte Erzieherin. Sie und Christine Hahn bildeten 30 Jahre ein festes Team. "Wir haben uns nur mit Augenkontakt verständigt", schildert sie schmunzelnd die eingespielte Arbeitsweise der beiden Frauen.

Danach habe sich alles verändert. Die Einführung von Teilzeitarbeit und das neue Kindergartengesetz zu Beginn der 2000er brachten einen Wandel in die Arbeitsweise und Konzeption mit sich. Durch den Zuzug der Spätaussiedler in den 1990er Jahren und das Neubaugebiet kamen außerdem viele neue Kinder in den Brückenauer Ortsteil. Der häufige Personalwechsel war weder für die Kinder noch für das Team gut, ist sich Slowik sicher und außerdem stand nun "Bildung an oberster Stelle". Die Arbeit für die Erzieherinnen wurde um einiges anspruchsvoller. Weiterbildungen und Dokumentationen nahmen viel Zeit in Anspruch. "Das brachte viel Unruhe hier rein", sagt Slowik über die letzten fast zwei Jahrzehnte. Und neben der neuen Strukturierung mussten die Frauen zusätzlich Integrationsarbeit leisten.

Im Jahr 2008 renovierte die Stadt den Kindergarten. Der Eingangsbereich von der Straße und die Türe wurden umgestaltet sowie Schallschutz im Gebäude verbaut. Immer haben die Eltern engagiert mitgeholfen. Viele Verbindungen sind geblieben. Zwischen den Kindern natürlich, den Eltern und Beiräten, die sich auch heute noch regelmäßig treffen. Ein familiärer Kindergarten ist er immer noch, trotz der großen Veränderungen in den 2000ern. Das zeigen die hohe Nachfrage und die vielen Rückmeldungen der Eltern. "Und mittlerweile ist die Nachfrage nach Kindergartenplätzen so groß, dass die Eltern keine Wahlmöglichkeiten mehr haben", sagt Slowik.

Seit 2014 gibt es wieder ein festes Team, was besonders wichtig für die Arbeit mit den Kindern sei, meint Slowik. Gudrun Müller, Ramona Lübbe und Natalja Zisch arbeiten alle in Teilzeit und "besonders gut im Team zusammen", lobt sie ihre Mitarbeiterinnen. Auch Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) findet viele Lobesworte für die Arbeit des Römershager Kindergartens. "Der Kindergarten ist in Bad Brückenau unverzichtbar, denn neben gesellschaftlichem Engagement leisten die Frauen dort absolut wichtige Arbeit", sagt Meyerdierks und meint damit die integrative Arbeit mit den Kindern der Spätaussiedler. In Art und Weise - fügt sie hinzu - ist der Kindergarten ein Vorbild für den Neubau des Kindergartens in Volkers.

Momentan steht Slowik noch genauso wie vor 40 Jahren im Kindergarten. Der Lärm, die quirligen Kinder und die vielen Neuerungen machen ihr aber schon mehr zu schaffen als früher. "Ich weiß, dass der Tag näher rückt, doch im Moment denke ich nicht daran", sagt die Erzieherin über ein baldiges Ende ihrer beruflichen Laufbahn. Solange die Gesundheit mitspiele, ist noch alles offen.

Zur Info: Tag der offenen Tür ist im Kindergarten Römershag am Sonntag, 18. März, von 13 bis 17 Uhr unter dem Motto: Bekannte treffen, Erinnerungen austauschen, im Fotoalbum stöbern, Lose kaufen und Luftballons steigen lassen ...