Experte Reinhard Kühnl von den Stadtwerken Bad Brückenau: So viel teurer werden Gas und Strom 2023
Autor: Steffen Standke
Bad Brückenau, Donnerstag, 24. November 2022
Wenig überraschend erhöhen auch die Bad Brückenauer Stadtwerke ihre Strom- und Gaspreise zum Jahreswechsel. Doch ganz so dick, wie viele fürchten, kommt es vielleicht doch nicht. Alles hängt an staatlichen Entlastungen.
Reinhard Kühnl und seine fünf Mitarbeiter der Vertragsabteilung der Stadtwerke haben viel zu tun. Mehr als sonst zum Jahresende. Bald stehen die Endabrechnungen für 2022 an. Darüber hinaus müssen sie Tausende Briefe an die Kunden erstellen und verschicken. Darin sind Infos zu den ab Januar steigenden Preisen (für Kunden im Strom-Grundversorgungstarif sind die Schreiben schon raus). Trotzdem hat Kühnl für diese Redaktion durchgerechnet, was die Steigerungen bedeuten.
Der Stadtwerke-Mann geht von einem Haushalt mit drei Personen aus, der im Jahr 3000 Kilowattstunden (kWh) Strom verbraucht. Dafür wurden im sogenannten Sondertarif für diese Menge bisher 790 Euro pro Jahr fällig. Kühnl errechnet nach dem neuen Preis für die kWh von 50,03 Cent eine Mehrbelastung für den Drei-Personen-Haushalt von 710 Euro im Jahr. Das aber ohne staatliche Gegenmaßnahmen.
Denn die Bundesregierung hat eine sogenannte Strompreisbremse angekündigt. Diese soll noch im Dezember im Bundestag beschlossen werden. Start wäre nach derzeitigem Stand im März 2023.
Reinhard Kühnl geht - nach allem, was er weiß - davon aus, dass für die Berechnung der Bremse 80 Prozent der 2022 in einem Haushalt verbrauchten Strommenge angesetzt werden. Im konkreten Beispiel wären das 2400 kWh. Diese werden mit 40 Cent pro kWh angesetzt, was zwar weit über dem jetzigen Preis von 26,24 Cent liegt, aber auch deutlich unter dem gerade gültigen Marktpreis von mehr als 50 Cent pro kWh.
Für die restlichen 600 kWh würde der mehr am Markt orientierte, ab Januar gültige Preis der Stadtwerke fällig. Aber der lässt sich teilweise durch Stromsparen drücken, so das Kalkül der Bundesregierung.
Möglicherweise verwirrende Abschläge
Nach Kühnls Berechnung "spart" der Beispielhaushalt durch die Strompreisbremse 240 Euro brutto ein. Die Mehrbelastung im kommenden Jahr (gegenüber 2022) würde also von 710 Euro auf 470 Euro sinken. Das macht rund 40 Euro mehr an Belastung im Monat aus. Nach Informationen des Stadtwerke-Mitarbeiters soll der Strompreisdeckel im Dezember im Bundestag und Bundesrat zur Abstimmung stehen.
Die Stromkunden erhalten ihre Jahresabrechnungen von den Stadtwerken voraussichtlich wie üblich Mitte Januar. Ein "böses Erwachen", also massive Nachzahlungen für 2022 werden laut Kühnl eher die Ausnahme bleiben. Denn es gelten ja noch die "alten" Preise.