Druckartikel: Es wird viel gemessen in der Brückenauer Waldklimastation

Es wird viel gemessen in der Brückenauer Waldklimastation


Autor: Ulrike Müller

Oberbach, Sonntag, 09. Februar 2014

Die Waldklimastation auf dem Kellerstein misst seit 1995 Einflüsse auf die Umwelt. Die Daten laufen in nationalen und internationalen Netzwerken zusammen.
Experte: Joachim Dahmer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt liest den Stand des Sickerwassers ab. Foto: Ulrike Müller


Es ist ein steiler Weg hinauf zur Waldklimastation Bad Brückenau. Kuno Rüttiger aus Oberbach bewältigt ihn jeden Dienstag, oft begleitet von seiner Frau Maria. Dort nimmt Rüttiger Proben für die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Freising. "Für uns ist Bad Brückenau eine wichtige Station", sagt Hans-Peter Dietrich, Projektleiter der insgesamt 18 Waldklimastationen im Freistaat Bayern.

"Gerade im Nordwesten Bayerns können wir die Schadstoffe messen, die aus dem Rhein-Main-Gebiet herübergeweht werden", erklärt Dietrich. Er meint damit vor allem Stickstoff, der durch Abgase und landwirtschaftliche Tierhaltung frei wird. In der Rhön sei die Konzentration für bayerische Verhältnisse überdurchschnittlich hoch. "Stickstoff düngt zwar, trägt aber auch zur Versauerung der Böden bei", erklärt Dietrich die Hintergründe.
Noch in den 1980er Jahren ging es nicht um Stickstoff, sondern um den Schwefelgehalt. Mit dramatischen Worten warnten Experten vor dem Sterben der heimischen Wälder. Das sei heute "nicht mehr problematisch", sagt Dietrich. Die Werte seien zurückgegangen. Dafür ist ein neues Schlagwort auf die Agenda gerückt: Klimawandel.

Kooperation mit Schülern

"Dass sich unser Klima insgesamt erwärmt, das wissen wir aus den Daten des Deutschen Wetterdienstes ja schon seit Jahren", blickt Dietrich zurück. Tatsächlich sei aber aus den Erhebungen der Messstation in der Rhön eine Erwärmung von mehr als einem Grad Celsius seit den 50-er-Jahren zu schließen. Die Waldklimastation Bad Brückenau be steht zwar erst seit 1995, "wir können aber anhand der Daten Rückschlüsse auf vergangene Jahre ziehen."

Noch ist der Klimawandel gut für die Wälder in der Rhön. "Wir beobachten eine längere Vegetationszeit von bis zu zwei Wochen", schildert Dietrich. Immerhin sei das Klima auf rund 800 Metern recht rau. Die Wälder profitieren also - noch - von den wärmeren Temperaturen. Es gibt aber auch Schattenseiten. In den Alpen beispielsweise steige die Wahrscheinlichkeit von Lawinen und Bodenerosion.

Einzigartig sei der Standort in der Rhön, wegen einer ganz be sonderen Kooperation. "Das Gymnasium betreibt zusammen mit dem Biosphärenreservat Rhön und uns eine Waldklima-Werkstatt", freut sich Dietrich. Manchmal liegen Bildung und Forschung eben direkt vor der Haustür.